Neues vom Turm III

Zwei Naturwunder


Der Sensationsbeweis: Der pumperlgesunde Florian unterhält sich mit Udo, auf dessen Mantel sein Blut klebt, das er erst später verliert. Folglich muss Udo ein Zeitreisender sein.

Der Sensationsbeweis: Der pumperlgesunde Florian unterhält sich mit Udo, auf dessen Mantel sein Blut klebt, das er erst später verliert. Folglich muss Udo ein Zeitreisender sein.

Das Drachenstich-Festspiel ist wie eine Wunderkiste - es hält immer wieder Überraschungen parat. So auch heuer. Denn wer von den Drachenstich-Insidern, ganz abgesehen von den profanen Zuschauern, weiß schon, dass Udo in Wirklichkeit ein Zeitreisender ist? Ehrlich! Den Beweis dafür liefert jedes Festspiel, und zwar folgenden:
Zu Beginn besucht Udo kurz vor seinem Erkundungsritt ins Böhmische noch schnell heimlich seine Ritterin, die Schlossherrin. Dabei unterhält er sich auch kurz mit dem kleinen, quietschlebendigen Florian. Zur gleichen Zeit, also während Udo noch mit Florian spricht, trägt er seinen weißen Umhang mit Florians Blut auf dem Rücken.
Der Zuschauer wird im Lauf des Spiels erfahren, dass Udo vor den falschen Hussiten in die Arnschwanger Kirche flüchtet, wo Florians Leichnam (!) aufgebahrt ist. Um seinen Verfolgern vorzutäuschen, dass der tote Florian Udo ist, hängt er dem Körper seinen weißen Mantel um. Daraufhin werfen die Hussiten eine Lanze in den Leichnam, weil sie glauben, es sei Udo.
Fassen wir zusammen: Florian sieht also in der Szene, in der er noch voll im Leben steht und mit Udo spricht, sein eigenes Blut am Mantel des Ritters. Da Regisseur Etzel-Ragusa keinesfalls ein solcher Fehler unterlaufen kann, gibt es dafür nur eine Erklärung: Udo ist ein Zeitreisender, der vorm Trip in die Vergangenheit nur dummerweise den falschen Mantel umgelegt hat. Somit beweist der Drachenstich endlich, was so viele Naturwissenschaftler bereits seit vielen Jahren vermuten: Es gibt Zeitreisende! Etzel-Ragusa verdient für diese Entdeckung den Nobelpreis!

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Und noch ein Naturwunder ist im Drachenstich zu erleben: der Gevatter Klaus. O.k., wir wussten, wie viel Power der Sattelbogner hat. Das mussten bereits Fecht-Kontrahenten und mehrere Chamerauer in der Vergangenheit schmerzhaft erfahren. Doch was der Further Hulk in der zweiten Generalprobe vollbrachte, lässt beinahe Übermenschliches vermuten: Während des Kampfes mit dem Chamerauer wirft Klaus den Jakob Uli regiebuchgemäß zu Boden und rammt sein Schwert neben dessen Körper in den Holzboden. Da war unser Klausi anscheinend besonders aufgewühlt, denn er hämmerte den Stahl regelrecht in die Bühne: Mit einem Schlag zerspaltet sein Schwert vertikal ein mehr als daumendickes Holzbrett ...
Folglich ist allen Chamerauern der Zukunft nur zu wünschen, dass dem Gevatter Klaus noch viele Jahre die gute Sehstärke erhalten bleibt. Denn sollte das Schwert ‘mal nicht neben dem Körper einschlagen, dürfte jegliche ärztliche Kunst vergebens sein.

Brachiale Gewalt, anders lässt sich dieses Bild nicht beschreiben. Der Gevatter Klaus schaffte es mit einem Stich, dass sein Schwert ein mehr als daumendickes Brett spaltet.

Brachiale Gewalt, anders lässt sich dieses Bild nicht beschreiben. Der Gevatter Klaus schaffte es mit einem Stich, dass sein Schwert ein mehr als daumendickes Brett spaltet.