Durch Zufall im Nachlass von Conny Wild entdeckt
Sensationeller Fund in altem Bilderrahmen
6. August 2018, 17:02 Uhr aktualisiert am 6. August 2018, 17:02 Uhr
Und wie so immer ist dies dem Zufall, in diesem Fall aber auch der Drachenstich-Leidenschaft zu verdanken. Denn diese Rarität befand sich im Nachlass von Conny Wild. 34 Jahre hatte dieser die Rolle des Kardinals verkörpert; der Drachenstich war ein Großteil seines Lebens. Im Juli 2016 starb er im Alter von 92 Jahren. Wild sammelte über die Jahre viel über den Drachenstich. Dessen Tochter hatte dafür jedoch - auch aus Platzgründen - nach seinem Tod keine Verwendung. Aus diesem Grund bat sie die "Kardinaler", wie die Akteure im Festspiel heißen und mit denen ihr Vater stets ein sehr gutes Verhältnis gepflegt hatte, den Nachlass durchzusehen und bei Bedarf sich daraus zu bedienen.
Geheimnis hinter dem Bild
So kam es, dass Klaus Dimpfl, der seit über 30 Jahren dieser Truppe im Festspiel angehört, zusammen mit Oskar Breu das Sammelsurium sichtete. Dabei fand der 54-Jährige einen Bilderrahmen, der - auf den ersten Blick - eine historische Zeichnung von der Stichszene auf dem Further Stadtplatz zeigt. Ein gewisser Karl Schultheiß hatte sie angefertigt. Dimpfl gefiel die Zeichnung und nahm sie mit nach Hause.
Irgendwann kam er auf die Idee, dieses Bild Gerd Maier zu zeigen. "Gemeinsam hatten wir damals beschlossen, es aufzumachen", erinnert sich Dimpfl, und Maier nickt lächelnd. Sekunden später war die Überraschung groß: Das vermeintliche Bild ist ein Zeitungsdruck, und auf der Rückseite befindet sich eine Originalzeitungsseite, auf der der ehemalige königliche Bezirksamtmann Karl Albert Regnet über das Drachenstechen in Furth im Wald berichtet.
"Dieser glaubte ganz im romantisierend geprägten Geiste seiner Zeit, dass der Further Drachenstich noch in das heidnisch-germanische Altertum zurückreicht", so Werner Perlinger, der diesen Text bereits kannte und darüber in seinem Buch über die Drachenstich-Geschichte in Furth im Wald geschrieben hat. Regnet berichtet von einer alten Legende. "An diese Sage", so Regnet, "knüpft der sich alljährlich am Sonntag nach dem Fronleichnamsfeste wiederholende Drachenstich zu Furth im Wald, zu dem Tausende und aber Tausende zehn und zwölf Stunden weit, namentlich aus Böhmen herbeiströmen." Laut Perlinger ist dieser Bericht in der Amberger Volkszeitung erschienen. Diese deckte den Further Raum damals ab. "Die erste Zeitung erschien in Furth am 12. Januar 1882 als 'Der Bayerische Wald', demnach zwei Jahre nach dem Bericht von Regnet, der später auch Ehrenbürger der Stadt wurde", erklärt Perlinger, der den Fund zu würdigen weiß: "Das ist ein Unikat und hat wirklich solitären Charakter."
"Auf jeden Fall ein Schatz"
"Das ist auf jeden Fall ein Schatz, der rein durch Zufall entdeckt worden ist", betont auch Gerd Maier, langjähriger Festspiel-Inspizient und derzeit im Jahr eins seiner Drachenstich-Pensionierung. Vorerst verbleibt dieser historische Zeitungsartikel in der Sammlung von Klaus Dimpfl. So auch wie eine original vom ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß unterschriebene Schirmherrnurkunde, die der 54-Jährige ebenfalls im Nachlass von Conny Wild gefunden hat.
Zu seinem Hobby, Zeitdokumente rund um den Drachenstich zu sammeln, sei er vor Jahren eher durch Zufall gekommen. Damals entdeckte er auf dem Weg in die Arbeit eine Schachtel voller alter Fotos, die eine Furtherin zur Entsorgung vors Haus gestellt hatte. Dimpfl fragte, ob er sie haben könne, und seitdem sammelt er. "Ich habe schon sehr viel. Mich freut es auch, wenn mir die Leute was bringen, bevor sie es wegwerfen. Ich glaube, dass bei manchem zu Hause noch einige Raritäten schlummern", betont er. Froh darüber, dass es solche Menschen wie Klaus Dimpfl gibt, zeigt sich Gerd Maier. Sie würden dazu beitragen, dass die Geschichte des ältesten Volksschauspiels nicht nur vervollständigt, sondern auch für die Zukunft bewahrt wird.
Dimpfl selbst, der keine Kinder hat, will später einmal seine umfangreiche Sammlung der Stadt vermachen, verbunden nur mit der Bitte, diese zu archivieren, denn: "Das ist unsere Heimatgeschichte, Geschichte der Stadt Furth im Wald. Und dort gehört sie hin."