Bayern
Mehr Wohnungen! Großmarkt könnte kleiner werden
26. Januar 2023, 18:32 Uhr aktualisiert am 26. Januar 2023, 18:32 Uhr
München - Ihr sei das Wichtigste, dass in Sendling am Ende ein funktionierender Großmarkt steht - mit Mieten, die sich die Händler auch leisten können, sagte Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) im Sommer. Ähnlich äußerte sich Sibylle Stöhr von den Grünen: "Großmarkthalle first - alles andere kommt second." Sie kündigt an, dass der Stadtrat darauf achten werde, dass nicht nur Luxuswohnungen entstehen.
Nun zeichnet sich ab, wie die Stadt sich das konkret vorstellt. In einer nichtöffentlichen Stadtratsvorlage hat Frank die Eckdaten ausgerollt, wie die Stadt mit Investor Ralf Büschl einig werden könnte. Dieser hatte im Sommer wie berichtet ein europaweites Vergabeverfahren für das Areal gewonnen. Schon vor Jahren hatte sich der Stadtrat grundsätzlich dafür ausgesprochen, dass der Großmarkt in Sendling bleibt - und nicht wie in fast allen europäischen Großstädten geschehen aus dem Zentrum der Stadt verschwindet.
Nun könnte der eigentliche Großmarkt deutlich kleiner werden als zunächst angedacht - was mehr Möglichkeiten für weitere Nutzungen auf dem Areal eröffnet. In Kristina Franks Papier für den Stadtrat ist die Rede davon, dass statt 220 000 Quadratmetern Geschossfläche für den Großmarkt auch "nur" 80 000 reichen könnten.
Was Spielräume schaffen würde. "Optional wäre dann auf dem Vergabegrundstück Wohnnutzung im Umfang von 57 000 bis 66 500 Quadratmetern Geschossfläche", heißt es da. "Circa 600 bis 700 Wohnungen" könnten so entstehen.
Und das, in dieser Lage in diesem Umfang sicherlich eine Besonderheit, zu sozialen Mietpreisen. "Mindestens 50 Prozent" wären demnach "gefördert beziehungsweise preisgedämpft", schreibt Frank. "Hinzu käme die erforderliche soziale Infrastruktur", die "bis zu zwei Häuser für Kinder mit je vier Krippen- und drei Kindergartengruppen" umfassen würde.
Zusätzlich hält Frank nun bis zu 46 000 Quadratmeter Geschossfläche "für Büronutzung oder vergleichbare gewerbliche Nutzungen auf oder neben der Halle" für wünschenswert. Auch Einzelhandel soll einziehen: "2500 Quadratmeter Verkaufsfläche". Auch die Münchner Tafel soll auf dem Areal eine Zukunft haben.
Einen neuerlichen Flop mit einem privaten Investor auf städtischem Grund will die Stadt offenbar unbedingt vermeiden. So drückt die Verwaltung nun aufs Tempo, das Geschäft in trockene Tücher zu bringen - und setzt dem Grünwalder Büschl allerlei Bedingungen. So soll er bereits bis zum Fristende am 14. Juni ein unverbindliches erstes Angebot abgeben. Dieses Angebot werde "unmittelbar nach Abgabe" geprüft - und das soll für Verwaltungsverhältnisse offenbar wieselflink geschehen. "Je nach Komplexität sind dafür circa 1,5 bis 3,5 Monate anzusetzen", schreibt Frank.
Für die Nutzungen abseits des eigentlichen Großmarkts ist man sich im Kommunalreferat der besonderen städtebaulichen Bedeutung bewusst. Büschl solle einen städtebaulichen Entwurf erarbeiten, betont Frank. Dieser werde dann auch der Stadtgestaltungskommission vorgelegt. In den Stadtrat wiederum soll die Planung dann "spätestens in der Vollversammlung nach der Sommerpause 2023" kommen.
Über ein "final verhandeltes und notariell bekundete Angebot" soll dann letztendlich erneut der Stadtrat entscheiden - und das schon 2024.
Auf jeden Fall vermeiden will die Stadt Probleme für den Alltagsbetrieb im Großmarkt. Der Betrieb in den heutigen Hallen ist bis 2030 vorgesehen. Frank betont nun in ihrem Beschlussentwurf für den Stadtrat, "für den Fall, dass die Fertigstellung und die Betriebsaufnahme der neuen Einrichtungen für den Großmarkt nicht bis spätestens 2030 erfolgen", sei durch Büschl "eine Interimslösung anzubieten". Nun wird es spannend, ob es für Büschl attraktiv ist, unter diesen Bedingungen weiter mitzuspielen.