Ostbayern
Landkreise rüsten sich für ein mögliches Hochwasser
21. Mai 2019, 14:20 Uhr aktualisiert am 21. Mai 2019, 6:30 Uhr
Nachdem Tief "Axel" Bayern in der Nacht zu Dienstag heftige Regenfälle beschert hat, erwarten die Meteorologen vorerst noch keine Entspannung der Lage.
Laut Berechnungen des Hochwassernachrichtendienstes Bayern erreichen die Pegel auf der Donau in Ostbayern in den kommenden Tagen an mehreren Stellen Meldestufe 3 und 4.
Meldestufe 4 im Landkreis Kelheim erwartet
Der Deutsche Wetterdienst kündigt noch bis zum Mittwoch intensive Niederschläge im Alpenvorland an. Diese und der abtauende Schnee in den Hochlagen werden die südlichen Donauzuflüsse entsprechend ansteigen lassen, erklärte das Wasserwirtschaftsamt in Landshut. Für den Pegel Kelheim bedeutet dies, dass am Dienstag im Laufe des späten Abends die Meldestufe 3 (Pegel 540 Zentimeter) überschritten wird.
Nach dem derzeitigen Stand der Berechnungen wird in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die Meldestufe 4 am Pegel Kelheim mit einem Wasserstand von voraussichtlich 610 Zentimetern erreicht.
An der Abens wird nach derzeitigem Stand der Berechnungen keine Meldestufe erreicht.
Die Gemeinden an der Donau und an der Abens sind in den Hochwassernachrichtendienst über das Wasserwirtschaftsamt Landshut und das Landratsamt Kelheim eingebunden, örtliche Pläne zur Abwehr der Hochwassergefahr sind von den Gemeinden erstellt, heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises Kelheim. Aufgrund der Wettervorhersage mit Regen und der damit verbundenen Hochwassergefahr laufen auch im Landkreis Kelheim die Vorbereitungen für die Hochwasserabwehr an. Die Anwohner der Flüsse und sonstige Betroffene werden nach den Meldeplänen von den Gemeinden bei der Überschreitung der Meldegrenzen verständigt, auch laufen bei einer Überschreitung der Meldegrenzen die ersten Einsatzmaßnahmen an.
Im Kloster Weltenburg könnten die Asamstraße sowie der Großparkplatz betroffen sein. Am Dienstagnachmittag fiel die Entscheidung, deswegen Hochwasserschutzwände aufzubauen.
Die Lage wird von den Sicherheitsbehörden aufmerksam verfolgt.
Sollten sich kritische Wasserstände für Donau, Abens, dem Main-Donau-Kanal oder an den anderen kleinen Bächen abzeichnen, wird beim Landratsamt Kelheim ein Krisenstab unter Einbindung der betroffenen Gemeinden, der Einsatzkräfte und von Fachberatern (insbesondere des Wasserwirtschaftsamtes Landshut) gebildet, der die zu veranlassenden Maßnahmen koordiniert.
Landshut: Mobile Hochwasserschutzwände werden aufgestellt
In Folge des vorhergesagten Dauerregens richtet sich die Stadt Landshut auf erhöhte Wasserstände an der Isar und ihren Zuflüssen ein. Am Pegel Landshut/Birket wurde bereits am Dienstagvormittag Meldestufe 1 überschritten.
Nach derzeitiger Prognose werde im weiteren Verlauf in der Nacht auf Mittwoch auch die Meldestufe 3 überschritten. Es müsse somit auch vom Anspringen der Flutmulde in der Nacht auf Mittwoch ausgegangen werden, erklärte die Stadtverwaltung in einer Nachricht an die Medien. Im Zuge dessen wird die Freiwillige Feuerwehr heute Abend vorsorglich entlang der Isarpromenade im Bereich der Luitpoldbrücke bis zum Mühlensteg die Hochwasserschutzwände aufstellen. In diesem Zusammenhang werden Radfahrer und Fußgänger darum gebeten, den dortigen Bereich während der Arbeiten ab etwa 17 Uhr zu meiden.
Zum Aufbau der Hochwasserschutzwände ist 17.45 Uhr und 21 Uhr ist zwischen Ländtorplatz und dem Mühlensteg auf dem dortigen rechten Isarradweg mit erhöhtem Aufkommen an Lkw, Rad- und Teleskopladern sowie mehreren Einsatzkräften der Feuerwehr zu rechnen, teilt die Freiwillige Feuerwehr Landshut dazu mit. Bitte meiden Sie diesen Bereich im besagten Zeitraum auch als Fußgänger und Radfahrer. Zudem werden Bewohner von tiefer liegenden Gebieten, zum Beispiel Mitterwöhr, Auwaldsiedlung, Harlanderviertel, die immer bei erhöhten Wasserständen der Isar Grundwasser im Keller haben, gebeten, entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen.
Vorsorglich wird die Stadt an der Troppauer Straße auch eine mobile Hochleistungspumpe aufstellen. Dort befindet sich der Auslauf eines Ableitungskanals, von dem aus bei Hochwasser mechanisch gereinigtes Wasser in die Isar abgeleitet wird, um den Stauraumkanal zu entlasten. Bei Hochwasser drückt die Isar allerdings stark gegen die Auslaufklappe, sodass der freie Abfluss des Wassers stark eingeschränkt ist. Hier soll die Hochleistungspumpe Abhilfe schaffen. Sie schafft pro Sekunde 300 Liter zusätzlich.
Möglicherweise 5,80 Meter in Straubing
Für Straubing erwartet der Hochwassernachrichtendienst in der Nacht auf Donnerstag einen Pegel zwischen 4,80 und 5,80 Metern. Beim zweiten Wert wäre der Uferweg am Herzogschloss überflutet. Auch beim Pegel in Pfelling rechnet das zuständige Wasserwirtschaftsamt damit, dass im Laufe des Mittwochs die Meldestufe 1 überschritten wird. Im weiteren Verlauf könnte der Pegel in Pfelling sogar bis auf 730 Zentimeter steigen. Das entspräche Meldestufe 3. Am Dienstagnachmittag betrug der Pegel 415 Zentimeter.
Ausuferungen erwarten die Hochwasserexperten auch in Regensburg und Deggendorf. So könnte laut Prognose der Schifffahrtsbetrieb am Deggendorfer Hafen zeitweise eingestellt werden.
Am kritischsten ist die Lage derzeit im Süden des Freistaats. Flächendeckende Einsätze hat es laut Behördenangaben aber auch dort bislang nicht gegeben. In mehreren Gemeinden seien aber Keller vollgelaufen oder kleinere Straßen vorübergehend gesperrt gewesen, teilte die Polizei mit. Auch Einschränkungen im Verkehr blieben zunächst weitgehend aus. Im Allgäu ordneten die Behörden den Aufbau einer Hochwasserschutzwand an, daraufhin musste die Bahn zwischen Kempten und Immenstadt eine Bahnstrecke sperren. Wann die Sperrung aufgehoben werden konnte, war am Dienstagmorgen noch nicht absehbar.
Am Montagabend kam auf der Autobahn 6 bei Aurach (Landkreis Ansbach) ein 44 Jahre alter Autofahrer ums Leben, als sein Auto auf der nassen Fahrbahn ins Schleudern geriet, in einen Wald geschleudert wurde und dort zwischen zwei Bäumen eingeklemmt wurde. Er starb noch an der Unfallstelle.
Der anhaltende Regen sorgte für hohe Pegelstände in mehren Flüssen und Bächen. Unter anderem die Illach und die Ammer erreichten in der Nacht die Meldestufe 3 von 4, bei der Überflutungen einzelner bebauter Grundstücke oder vereinzelte Verkehrseinschränkungen zu erwarten sind. Örtlich hatten Meteorologen sogar mit Pegelständen der höchsten Warnstufe gerechnet, die wurden bis zum frühen Morgen allerdings nicht erreicht.