Bayern

Heirats-Marathon in Neuhausen: Die AZ war dabei

In der Neuhauser Christuskirche fand am Donnerstag die Trauungs-Aktion "einfach heiraten" statt. Angemeldete und kurzentschlossene Paare ließen sich von etwa 20 Pfarrern segnen.Die AZ war vor Ort.


Der Moment, auf den sie gewartet haben: Pfarrerin Barbara Krauße aus Allach segnet Jacqueline (54) und Udo Ernst (61).

Der Moment, auf den sie gewartet haben: Pfarrerin Barbara Krauße aus Allach segnet Jacqueline (54) und Udo Ernst (61).

Von Julia Wohlgeschaffen

Es ist 10.26 Uhr am 23.3.23 und noch ist auf dem Platz vor der evangelischen Christuskirche in Neuhausen niemand zu sehen. Nur die Girlande vor der Kirche, an der bunte Stoffbänder flattern, und das große Banner mit dem Schriftzug "einfach heiraten" verraten, dass hier gleich etwas Besonderes passieren muss.

Da biegen auch schon Jaqueline (54) und Udo (61) Ernst um die Ecke, ihre Augen leuchten. "Könnten Sie bitte ein Foto von uns machen?" fragt das Münchner Ehepaar die Reporter von der AZ ganz euphorisch. Sie hätten gerne eine Erinnerung an diesen besonderen Tag, denn sie werden gleich heiraten - wie viele andere Paare an diesem Tag in der Christuskirche.

An der Trauungs-Aktion sind zirka 20 Pfarrer für angemeldete, aber auch kurzentschlossene Paare im Einsatz (AZ berichtete). Die Zeremonie findet entweder in der Kirche oder im Gemeindesaal statt und dauert jeweils etwa 20 Minuten, theoretisch können hier 66 Paare an diesem 23.3.23 getraut werden. Da ist eine gute Organisation gefragt. Und die ist der Gemeinde in Neuhausen gut gelungen.

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Sabine Strasser, Susanne Kleinschroth und Britta Galuschky empfangen die Paare bei der Anmeldung.

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Jacqueline (54) und Udo Ernst (61) kurz vor ihrer Zeremonie: "Bis jetzt ist es sogar noch schöner, als wir es uns vorgestellt haben."

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Mike Lang ist spontan gekommen und verteilt Luftballons, um den Paaren eine Freude zu machen.

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Segnung im Gemeindesaal: Standeamtlich haben Heide-Rose (77) und Heinz (87) Heldeis aus München bereits vor 31 Jahren geheiratet. Gestern haben sie ihre Familie mitgebracht und ließen sich nun von Dekanin Christine Glaser segnen.

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Die Mitarbeiter von Dallmayr sind wahre Cappucchino-Künstler: Was im Milchschaum stehen soll, können sich die Paare aussuchen.

Susanne Kleinschroth und ihre Kolleginnen empfangen die Paare im Pfarramt an einem großen Tisch, auf dem sich Fragebögen stapeln. "Die Paare kommen an und füllen erstmal den Fragebogen aus. Wir brauchen ein paar Angaben, zum Beispiel, ob sie eine Trauung möchten oder eine Segnung und welchen Trauspruch und welche Lieder sie sich wünschen", erklärt die Mitarbeiterin des Pfarramts.

Anschließend folgt das Vorgespräch mit dem Pfarrer. Jacqueline und Udo Ernst haben das Gespräch inzwischen geführt und sind begeistert: "Bis jetzt ist es sogar noch schöner, als wir es uns vorgestellt haben," sagt Udo Ernst. Er und seine Frau haben am Valentinstag in St. Lukas von der Trauungs-Aktion gehört und sich direkt angemeldet. Verheiratet sind sie zwar schon seit 35 Jahren, allerdings nur standesamtlich. "Es ist einfach etwas anderes, wenn man einen kirchlichen Segen bekommt", sagt der 61-Jährige. Das Münchner Ehepaar ist um 11.30 Uhr an der Reihe - und jetzt ist Jacqueline Ernst auch schon aufgeregt.

Kurze Zeit später ist es dann so weit: Das Paar betritt zusammen mit Pfarrerin Barbara Krauße zu feierlichen Orgel-Klängen die Kirche, Udo schiebt seine Frau Jaqueline, die im Rollstuhl sitzt, zum Altar. Nachdem die beiden den Segen erhalten haben, fällt er kurzentschlossen vor seiner Frau auf die Knie und sagt ihr noch einmal, wie lieb er sie hat. Händels Feuerwerksmusik begleitet sie nach der Zeremonie auf dem Weg hinaus. "Wahnsinn. Es war total emotional und alles so aufregend. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen," sagt Jaqueline Ernst sichtlich gerührt, bevor sie sich mit ihrem Mann auf den Weg zum Sektempfang ins Pfarramt macht.

Auch Heide-Rose (77) und Heinz Heldeis (87) aus München sind heute gekommen, um sich segnen zu lassen, sie sind nur standesamtlich verheiratet. "Weil wir beide geschieden sind und nicht kirchlich heiraten konnten", erklärt die Dame im roten Kleid. "Wir haben noch keine genaue Vorstellung davon, wie das ablaufen wird, aber wir lassen uns überraschen". Und auch sie lächeln nach ihrer Segnung glücklich in die Kamera. Die beiden haben sich vor zwei Wochen angemeldet, doch es kamen tatsächlich auch Kurzentschlossene.

Ein Paar erzählt der AZ, dass sie erst vor ein paar Stunden entschieden haben, zu kommen. "Gestern haben wir am Zeitungskasten der AZ von der Aktion gelesen", sagt Ulrike Zeiss-Kolmegies. "Dann hat sie mir eine Whatsapp geschickt: Und Schatzi, wie sieht's aus? Wie spontan bist du?", ergänzt ihr Mann Carl-Rainer - der offenbar sehr spontan ist, denn nun sitzen sie tatsächlich hier und machen mit, bei diesem außergewöhnlichen Hochzeitsmarathon.

Viele Menschen helfen an diesem 23.3.23 zusammen, um so vielen Paaren wie möglich einen einzigartigen Tag zu bereiten, und das scheint ihnen auch zu gelingen. Auch Pfarrerin Wist ist zufrieden. Kleine Bedenken, die sie im AZ-Interview noch geäußert hatte, sind verflogen.

Gestern AZ gelesen, heute hier geheiratet