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Das sagt Theatermacher Benno Heisel zur grün-roten Kulturpolitik

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Theatermacher Benno Heisel.

Theatermacher Benno Heisel.

Von che

Für uns stellt die Förderung der Freien Szene einen Schwerpunkt der nächsten Jahre dar" heißt es im Koalitionsvertrag von Grünen und SPD. Spüren die Künstler etwas davon? Der Theatermacher Benno Heisel, der das Netzwerks freie Szene in München mitgründete, findet: "Es müsste deutlich mehr Geld auf den Tisch."

Im bisherigen Haushalt seien etwa drei Millionen Euro an Zuschüssen für die Freie Szene enthalten. Verglichen mit den Münchner Kammerspielen, die rund 60 Millionen Euro im Jahr bekommen, sei das nicht wahnsinnig viel, meint Heisel. Wie viel es dann sein müsste? Vor Jahren habe sein Netzwerk einmal zehn Millionen Euro gefordert, jetzt nach der Inflation müssten die Zuschüsse wohl noch höher ausfallen, findet der Theatermacher. Außerdem sei die Freie Szene gewachsen. "Vor zehn Jahren wollten alle nur weg aus München", erzählt Heisel. Das habe sich geändert, Künstler wollen langfristig hier bleiben.

Doch Benno Heisel weiß auch: "Wegen Corona war die Stadt in einer extremen Sondersituation." Zwischenzeitlich habe es auch in München Überlegungen gegeben, den Kulturhaushalt zu kürzen. "Wir mussten richtig kämpfen und hatten Erfolg", meint Heisel. Dem Künstler ist klar: "Die Stadt fördert überdurchschnittlich viel." Vom Freistaat bekomme die freie Theaterszene praktisch nichts, dessen Engagement konzentriert sich auf die großen Häuser, das Residenztheater und die Staatsoper.

Doch ob es Grüne und SPD mit ihrem Bekenntnis zur Freien Szene wirklich ernst meinen, zeige sich in den nächsten Monaten, sagt Heisel. Denn gerade überarbeite die Stadt ihre Fördermodelle für freischaffende Künstler. Besonders wichtig ist ihm, dass die Stadt nicht mehr nur einzelne Produktionen fördert, sondern langfristiger Geld gibt. Denn momentan hangele sich ein Künstler alle paar Monate von einer Förderung zur nächsten, immer im Hinterkopf, dass bald alles vorbei sein kann. Damit sich jemand wirklich etablieren kann, würde es Heisel sinnvoller finden, wenn sich die Stadt entscheidet, Künstler über drei bis fünf Jahre zu unterstützen.

Nicht begeistert ist Heisel von dem Projekt "Jutier- und Tonnenhalle". Das größte Problem: "Es gibt zwar eine schöne große Bühne, aber keine Probebühne."

Aus seiner Sicht können Ensembles deshalb darin auch keine Stücke erarbeiten. Geeignet sei die neue Halle zum Beispiel für Gastspiele von Festivals - aber das seien eben Produktionen, die aus der ganzen Welt anreisen. Heisel fürchtet, dass die Münchner Künstler hingegen wenig von dem Bau haben werden - und dafür, sagt er, sei das Ganze viel zu teuer.

Schade - denn tatsächlich fordere die Szene so ein Produktionshaus schon seit 1994. Heisel sagt: "Ich kann nicht verstehen, warum die Stadt den Bau beginnt, ohne vorher ein Betriebskonzept zu erstellen. Wir haben versucht, das Ganze noch mal zu hinterfragen." Aber die Freie Szene sei viel zu spät beteiligt worden.

Im Moment würde er der Stadt eine Drei für ihre Kulturpolitik geben - mit dem Potenzial zur Verbesserung.