Formel-1-Hoffnung
Verstappen stört Hamilton und die Silberpfeile
12. August 2020, 11:12 Uhr aktualisiert am 12. August 2020, 11:12 Uhr
Max Verstappen und Red Bull haben bewiesen, dass Mercedes doch noch schlagbar ist. Ein mächtiger Verbündeter könnte dafür sorgen, dass die WM wieder spannend wird.
München/Barcelona - Insgeheim dürfte fast die gesamte Formel 1 am späten Sonntagnachmittag erleichtert aufgeatmet haben. Natürlich nicht das Team von Mercedes, das sich sofort wundenleckend in die Garagen zurückzog, um die Ursachen der ersten kleinen Niederlage dieser Saison zu analysieren.
Doch für alle anderen setzten Max Verstappen und Red Bull ein wichtiges Zeichen: Die Silberpfeile sind doch noch schlagbar. Mit seinem Sieg zum 70. Geburtstag der Formel 1 zerstörte der fliegende Holländer und sein Brause-Team den bisherigen Erfolgslauf von Mercedes (vier Siege am Stück) - und auch von Dauerdominator Lewis Hamilton, der zuvor drei Rennen in Serie gewonnen hatte.
Button adelt Verstappen: "Nicht von dieser Welt"
Zwar liegt Verstappen als WM-Zweiter noch 30 Punkte hinter Hamilton, der am Sonntag ja immerhin noch Zweiter wurde, doch die Hoffnung vieler Renn-Fans wächst, dass es doch noch eine spannende Saison geben könnte.
Das liegt zum großen Teil an Verstappen selbst. Seine Fahreigenschaften seien "nicht von dieser Welt", lobte Ex-Weltmeister Jenson Button den jungen Niederländer: "Erstaunlich, was er mit einem Auto anstellen kann."
Brawn über Verstappen: "Gereift zu einem außergewöhnlichen Rennfahrer"
Verstappen erinnere ihn in vielen Dingen an Michael Schumacher, meinte Formel-1-Direktor Ross Brawn. "Das Limit des Autos ist nicht das Limit von Max Verstappen."
Wenn er an die frühen Tage Verstappens in der Formel 1 denke, sei schon damals sein Speed klar gewesen. "Nun ist er gereift zu einem außergewöhnlichen Rennfahrer", betonte Brawn.
Fast frühreif, könnte man sagen. Denn Verstappen ist ja auch erst 22 Jahre jung. Und doch zählt er mit seinen fünf Jahren Erfahrung in der Formel 1 schon zu den alten Hasen - vor allem aber zu den talentiertesten.
Barcelona: Ist die Sonne Verstappens Verbündete?
In der Talentschmiede von Red Bull, aus der auch Sebastian Vettel stammt, wurde der Holländer ausgebildet. Und während Vettel und Ferrari im internen Kleinkrieg versinken, macht sich Verstappen auf, die Rolle des Deutschen als Mercedes-Jäger Nummer 1 zu übernehmen.
Es hat sich angedeutet. Mit 17 Jahren und 166 Tagen war Verstappen jüngster Grand-Prix-Starter aller Zeiten, am 15. Mai 2016 wurde er in Barcelona im zarten Alter von 18 Jahren und 228 Tagen zum jüngsten Sieger, weil er damals einem schwachen Moment der Mercedes (Nico Rosberg und Hamilton kollidierten) nutzte.
Am kommenden Wochenende geht es wieder nach Barcelona. Und wieder könnte eine Schwäche der Silberpfeile für Spannung sorgen. "Wenn es heiß ist, verlieren wir unseren Vorsprung", sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, "wir waren in Silverstone nicht konkurrenzfähig bei diesen Temperaturen."
Die Sonne als mächtiger Red-Bull-Verbündete? Klar ist, dass die schwarzen Silberpfeile mehr als alle anderen Teams mit dem neuen Reifendruck und hochsommerlichen Temperaturen zu kämpfen hatten.
Helmut Marko: "Die WM ist für uns noch nicht vorbei"
Das sei kein grundsätzlich neues Problem, gestand Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin, aber: "Neu war, dass wir damit die größten Schwierigkeiten haben, während Red Bull offenbar die geringsten hat."
Und wie es aussieht, lacht die Sonne auch am Wochenende in Spanien wieder für Verstappen: Es soll kuschelige 30 Grad warm werden. Im Red-Bull-Team wittern sie eine neue Chance. "Wir kommen näher an Mercedes heran", sagt Motorsportberater Helmut Marko: "Die WM ist für uns noch nicht vorbei."
Jüngster Starter und Rennsieger ist Verstappen bereits. Jüngster Weltmeister kann er gerade noch werden, am 30. September wird er 23. 23 Jahre und 134 Tage war Vettel 2010 beim ersten seiner insgesamt vier Triumphe. Die Hoffnung Verstappens auf den Vettel-Rekord lebt wieder.