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TSV 1860: Wie geht es für Stefan Lex weiiter?

Die Saison verläuft für Sechzig Veteran nach dem Motto "Zwischen Wunsch und Wirklichkeit". Immer wieder stören Zipperlein seinen Rhythmus. Wie es mit seiner Karriere weitergeht? Weiter offen.


Einmal Löwe, immer Löwe - aber wie lange noch auf dem Rasen? Ein Karriereende steht für Lex zur Debatte.

Einmal Löwe, immer Löwe - aber wie lange noch auf dem Rasen? Ein Karriereende steht für Lex zur Debatte.

Von Ruben Stark

In einer idealen Welt hätte es für Stefan Lex in etwa so ausgesehen: Der Routinier des TSV 1860 geht in dieser Saison als Kapitän voran, ist fit, macht nahezu jedes Spiel, schießt reichlich Tore - und am Ende steigen die Löwen in die Zweite Liga auf. Lex hat in der Rückschau einen wesentlichen Anteil daran und reitet zufrieden und glücklich in den fußballerischen Sonnenuntergang. Oder der Flügelstürmer hat derartig viel Freude am Spiel, dass er glatt noch eine Saison im Bundesliga-Unterhaus dranhängt.

So oder so eine feine Sache und die Erfüllung dessen, was sich Lex vorgenommen hatte, als er 2018 aus Ingolstadt nach München-Giesing wechselte.

Aber wie das halt so ist, es läuft meistens nicht ideal, manchmal sogar ganz bescheiden. Ende Februar taumelt Sechzig ohne Trainer-Dauerlösung durch die Dritte Liga, weiß nicht mehr so recht, wie sich Gewinnen anfühlt - das Spiel beim Halleschen FC (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet) sollte das nun ändern. Das große Ziel ist bestenfalls noch im Hinterkopf präsent.

Bei seinem Herzensverein: Stefan Lex (r.) mit einem Fan. Als Kind fieberte er selbst mit den Sechzgern mit.

Bei seinem Herzensverein: Stefan Lex (r.) mit einem Fan. Als Kind fieberte er selbst mit den Sechzgern mit.

Lex selbst hangelt sich von Zipperlein zu Zipperlein, mal ist es der Rücken, dann das Knie, dann die Schulter, zwischendurch mal eine Erkrankung, und fällt viel häufiger aus als geplant. Der 33-Jährige hat in seiner fünften Saison bei den Blauen ein Tor erzielt und bei 18 Einsätzen sieben Treffer vorbereitet.

Eine Bilanz, die ihm keineswegs genügt und von seinem Wunschszenario galaktisch weit entfernt ist. Zumal von diesen 18 Einsätzen nur zwei über die volle Spielzeit gingen, das eine Tor schon über ein halbes Jahr her ist und die letzte Vorlage aus dem November stammt.

Die Ankündigung aus dem letzten Sommer jedenfalls, dass der aktuelle wohl Lex' letzter Profivertrag sein würde, die steht stabiler denn je. "Ich habe auch gesagt", erklärte Lex im AZ-Gespräch, "ich will so lange spielen, wie ich gesund bleibe, der Körper es mitmacht und ich Spaß daran habe."

Doch so ist es eben gerade nicht: "Es macht jetzt nicht so viel Spaß wie es machen könnte, und gesundheitlich war es in der Saison auch noch nicht so prickelnd." Die Schlussfolgerung ist also: "Deswegen überdenke ich es aktuell nicht in die Richtung, auf jeden Fall weiterzumachen."

In Halle fehlte Lex ein weiteres Mal, drückte aus der Ferne zu Hause bei Frau Claudia und den beiden Kindern die Daumen. Der gebürtige Erdinger, der einst in Ingolstadt auch Erstliga-Luft atmete und aus der Schanz ebenso ordentliche Zweitliga-Erfahrung mitbrachte, wird zwangsläufig aufs Neue seiner Führungsrolle nicht gerecht, die auszufüllen in dieser misslichen Löwen-Lage so wichtig wäre. Ihn ärgert das gewiss am meisten.

Für den Rest der Rückrunde hilft ihm aktuell nur die Aussicht, dass noch immer die Chance auf Besserung besteht und zu den bisher 170 Sechzig-Pflichtspielen ein paar hinzukommen. Oder wie Lex es sagt: "Ich hoffe einfach, dass ich wieder in den Rhythmus komme und der Mannschaft helfen kann."

Dass der Abschied dann von positiven Gedanken und Erlebnissen gespeist wird - oder die Abwägung doch noch mal beginnt. "Es war", sagte Lex zum Hintertürchen, "vorher schon nicht ausgeschlossen, dass es weitergeht - und das ist es nach wie vor nicht."

Die Erfüllung eines Traums für den bekennenden Löwen-Fan, der einst in Sechzig-Bettwäsche schlief und das Trikot von Benjamin Lauth und Daniel Bierofka trug, die kann Lex ohnehin keiner mehr nehmen. Für seinen Herzensverein gespielt zu haben.