Überblick

TSV 1860: Vorbild Freiburg

Der TSV 1860 trifft am Samstag auf Top-Team SCF II. "Das ist die beste Mannschaft der Liga", sagt Trainer Jacobacci. Der 60-Jährige schaut zum Gegner auf, möchte aber nicht ganz so viele Jungspunde im Team


Vom Wasserträger zum Stammspieler: Leandro Morgalla (v.) und Marius Wörl haben diesen Sprung bei den Löwen längst geschafft, adere Talenten sollen/Müssen folgen...

Vom Wasserträger zum Stammspieler: Leandro Morgalla (v.) und Marius Wörl haben diesen Sprung bei den Löwen längst geschafft, adere Talenten sollen/Müssen folgen...

Von Matthias Eicher

München - Gerade mal 18, 19, 20, 21, 22. Fast alle Kicker des SC Freiburg II sind noch, um es umgangssprachlich auszudrücken, ziemlich grün hinter den Ohren. Dennoch marschiert die von wenigen Routiniers wie dem bereits 15-fachen Torschützen Vincent Vermeij (28), Stratege Patrick Lienhard (30) oder Verteidiger Sandrino Braun-Schumacher (34) verstärkte Burschentruppe durch die Dritte Liga - genau so, wie Sechzig gerne wirbeln würde.

"Wir werden gegen einen Gegner spielen, der für mich die beste Mannschaft der Dritten Liga ist", meinte Sechzigs Cheftrainer Maurizio Jacobacci über die Zweitvertretung des SC Freiburg. Nicht umsonst liegt das Team von Trainer Thomas Stamm mit starken 64 Punkten aus 34 Spielen Punkten auf Rang zwei. Selbst die taumelnden, einstigen Überflieger der SV Elversberg (67) und damit die Meisterschaft liegen für den SCF II noch in Reichweite. Und das, obwohl nach vollen sieben Siegen in sieben Spielen zuletzt nur ein Sieg und vier Remis bei zwei Pleiten unter dem Strich steht.

Die erfolgreichen Breisgauer sind nicht nur tabellarisch ein Vorzeigeverein. Jacobacci lobt auch die Kaderzusammensetzung. "Freiburg bringt alles mit, um ganz oben mitzuspielen", meinte der 60-Jährige und zählt auf: "Sie haben viel Qualität, die richtige Einstellung, legen viel Laufbereitschaft an den Tag, sie haben viele junge, gierige Spieler." Für 1860 gilt es, mit Respekt, aber vielleicht auch ein bisserl Neid nach oben zu schauen.

Vorbild Freiburg.

Interessant: Jacobacci nimmt den kommenden Kontrahenten durchaus zum Vorbild, in einem Punkt wehrt sich der gebürtige Berner aber: Ganz so viele Youngster sollen es in seinem Kader dann doch nicht sein. Auf AZ-Nachfrage, wie viele Talente seine Elf vertragen könne, meinte der Coach: Wenn man einen Kader mit 20 Feldspielern und ohne die Torhüter nimmt, wie ich sie gerne im Training habe, sind etwa drei junge Spieler gut." Drei aus 20 also, "damit sich das Trio gut entwickeln kann, aber auch die Qualität im Training erhalten bleibt."

Ganz so hochklassige Talente wie das Ausbildungsteam von Bundesligist Freiburg kann sich Sechzig schließlich nicht leisten. Wie also aufstiegsreife Sechzger zusammenbauen, wenn der Etat von derzeit gut sechs Millionen auf etwa 4,5 Millionen für die Spielzeit 2023/23 gesenkt werden soll?

Zur Erklärung: Junglöwen wie Leandro Morgalla oder inzwischen auch Marius Wörl seien nicht mehr als Talente zu begreifen, "sie haben sich bei uns schließlich schon bewährt."

Es geht also um junge Herren wie Mansour Ouro-Tagba (18), der kürzlich sein Drittliga-Debüt feierte (AZ berichtete). Oder aber auch der dribbelstarke Offensiv-Wirbler Devin Sür (18), das dynamische Kraftpaket Nathan Wicht (19) oder Abwehr-Allrounder Mason Judge (18). Auch der derzeit entliehene Verteidiger Michael Glück (19) steht bei Sport-Boss Günther Gorenzel hoch im Kurs.

Im Gegensatz zu Freiburg muss 1860 seine Kronjuwelen nicht hoch zu den Profis weitergeben, aber im besten Fall ebenfalls in die Bundesliga: Nach AZ-Informationen verhandelt 1860 im Hintergrund längst über einen Verkauf von Morgalla, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach gelten als Interessenten.

Nun will 1860, ohne die verletzten Albion Vrenezi und Phillipp Steinhart, gegen die ohnehin nicht aufstiegsberechtigte Truppe siegen. Ginge es nach dem Gesetz der 1860-Serie (die letzten drei Spiele mit Löwen-Beteiligung endeten 2:0 für das Heimteam), würde der TSV reüssieren. Jacobacci: "Würde ich unterschreiben."