Ex-FCBB-Trainer im AZ-Interview

Svetislav Pesic: "Ich denke nicht daran, aufzuhören"


Einst bei Bayerns Basketballern, jetzt bei Barcelona: Trainer Svetislav Pesic.

Einst bei Bayerns Basketballern, jetzt bei Barcelona: Trainer Svetislav Pesic.

Von Franziska Bohn

Svetislav Pesic hat auch mit 70 längst nicht genug vom Trainer-Job. Hier spricht er über das Spiel mit Barcelona bei Ex-Klub FC Bayern und sagt: "Warum sollten wir nicht die Euroleague gewinnen?"

AZ: Herr Pesic, am Freitagabend (20.30 Uhr/Magenta Sport) treten Sie mit dem FC Barcelona mal wieder bei Ihrem Ex-Klub, dem FC Bayern Basketball an. Immer noch ein spezielles Auswärtsspiel für Sie?
Svetislav Pesic: Ich freue mich immer, nach München zu kommen, auch weil meine Familie dort wohnt. Aber allzu viel Zeit, daran zu denken, hatte ich noch nicht. Wir hatten in dieser Woche ja noch drei weitere Spiele. Ich verfolge aber immer noch jedes Spiel von Bayern. Wenn ich zuhause bin und sie spielen, schaue ich am Fernseher zu.

Haben Sie schon mit Ihrem Sohn Marko Pesic, dem Geschäftsführer der Bayern, über das Duell gesprochen?
Über unser Spiel gibt es vorher gar nichts zu sprechen (lacht). Darüber reden wir nie. Wir sprechen aber natürlich schon allgemein über Bayern, Barcelona, die Euroleague. Basketball ist noch eines der wichtigsten Themen für uns.

Pesic tritt nicht das erste mal gegen seinen Sohn an

Ist es komisch, gegen Ihren Sohn anzutreten?
Es ist ja nicht das erste Mal. Wir haben das letzte Saison erlebt und auch schon bei meiner ersten Etappe als Barcelona-Coach (2002-2004; d.Red.). Damals hat Marko als Spieler mit Alba Berlin gegen uns in der Europaleague gespielt.

Fühlt es sich überhaupt nach einem Auswärtsspiel für Sie an in Ihrem Audi Dome?
Ich war von 2012 bis 2016 Trainer von Bayern München. Deshalb ist das schon ein spezielles Gefühl, wieder in München und im Audi Dome zu sein. Dort, wo du vier Jahre lang jeden Tag und jede Nacht (lacht) praktisch gelebt hast. Das ist schon etwas Besonderes und nicht wie jedes andere Spiel. Aber jetzt bin ich Trainer von Barcelona.

Wie stellt der sich und sein Team auf den FC Bayern ein?
Alle Mannschaften in Europa haben großen Respekt vor Bayern. Jeder weiß, dass dich eine sehr gefährliche Mannschaft im Audi Dome erwartet. Bayern hat dort auch Real Madrid geschlagen.

Und vergangene Saison auch Barcelona, nachdem Ihr Ex-Spieler Petteri Koponen zum 73:71-Sieg der Bayern traf.
Da haben wir ein bisschen geschlafen. Ich werde die Spieler schon noch einmal daran erinnern, warum wir Koponen nicht besser verteidigt haben. Gegen Bayern zu spielen, ist nicht einfach, auch wenn sie vor allem auf der Point-Guard-Position zuletzt ein paar Probleme und einige verletzte Spieler hatten.

"Wir sind nur zufrieden, wenn wir gewonnen haben"

Barcelona ist Tabellenzweiter, Bayern Zwölfter. Sie sind also der klare Favorit, oder?
Wir sind immer der Favorit, egal wo wir spielen. Das ist nichts Neues für uns, sondern unsere Philosophie. Wir sind nicht damit zufrieden, wenn wir uns für die Playoffs qualifiziert haben. Wir werden erst am Ende der Saison zufrieden sein, wenn wir etwas gewonnen haben. Und warum nicht die Euroleague?

Würden Sie - mit nun 70 Jahren - aufhören, wenn das gelingt?
Im Moment denke ich überhaupt nicht daran, aufzuhören. Ich bin ja nach Barcelona gekommen, um Titel zu gewinnen. Es hat sich also gar nichts geändert.

Was trauen Sie den Bayern in der Euroleague noch zu?
Die Mannschaft hat eine sehr gute Balance, aber sie müssen komplett sein. Dann ist es für jeden schwer, im Audi Dome zu gewinnen, auch für die Titelfavoriten. Natürlich hat Bayern noch Chancen, in die Playoffs zu kommen. Das ist aber eher eine Frage für Marko (lacht).

Wo ordnen Sie die Meisterschaft mit Bayern 2014 in Ihrer Karriere ein?
Sehr hoch. Das war damals sehr wichtig für den Verein, der erste Titel nach der Rückkehr in die Bundesliga, die sehr umkämpft war. Ich erinnere mich sehr gerne an meine Zeit bei Bayern München. Der Verein hat eine tolle Entwicklung genommen und ich fühle mich immer noch als ein Teil davon.

Wie haben Sie Nikola Mirotic im Sommer davon überzeugt, aus der NBA nach Barcelona zu kommen?
Das mussten wir gar nicht. Er wollte zurück nach Spanien, wo er viele Jahre für Real Madrid gespielt hat. Er hat die NBA gesehen und erlebt. Aber auch in Europa wird guter Basketball gespielt. Er wollte zurückkommen, hier mit seiner Familie leben und bei einem großen Verein Basketball spielen. Bei uns ist er einer der wichtigsten Spieler, der Verantwortung hat. Deshalb war der Deal mit Mirotic sehr einfach.

Verpflichtung von Pau Gasol ist nicht realistisch

Es gibt zumindest Gerüchte um eine Verpflichtung von Pau Gasol. Ist er der nächste NBA-Star, den Sie holen werden?
Das ist nicht realistisch und wie damals bei Bayern: Da wurde ich ständig gefragt, wann wir Dirk Nowitzki verpflichten werden. Gasol ist Botschafter des FC Barcelona und ein Produkt des Vereins, weil er hier mit dem Basketball angefangen hat. Im Moment ist er wegen Behandlungen in Barcelona. Er tut alles dafür, um wieder in der NBA spielen und seine Karriere dort beenden zu können. Er ist jetzt ja langsam auch 40 Jahre alt (lacht).

Auch NBA-Superstar Kevin Durant sprach kürzlich davon, irgendwann mal für Barça spielen zu wollen.
Ich glaube nicht, dass ich das erlebe. Durant will seine Karriere erst mal in der NBA fortsetzen. Das sind Spekulationen, nachdem er nach Barcelona gefragt wurde und antwortete: Warum nicht? Barcelona ist eben eine schöne Stadt und die Euroleague eine starke Liga.

Vor kurzem haben Sie für Schlagzeilen gesorgt, weil Sie in einer Auszeit zu Ihrer Mannschaft sagten: "Das ist Zirkus!" Wie haben Sie das genau gemeint?
Wenn es Zirkus ist, dann ist es Zirkus. Ich spreche nicht für die Kameras, sondern versuche in den Timeouts meinen Spielern zu helfen, besser zu spielen. Ich weiß nicht, was das Problem der Medien ist. Meine Spieler und ich haben keine Probleme. Meine Spieler wissen, dass Kritik dazugehört. Das Leben ist nicht nur Lob. Ehrlichkeit tut manchmal weh, aber sie bringt dich als Persönlichkeit weiter.

Wie sehen Sie den FC Bayern Basketball nun ohne Uli Hoeneß aufgestellt?
Theoretisch ist er nicht mehr Präsident, praktisch hat sich aber nicht viel geändert. Es ist immer noch sein Klub und er wird mit seinem Herzen weiter dabei sein. Er ist doch in den besten Jahren und wird weiter helfen. Ich kenne auch seinen Nachfolger Herbert Hainer persönlich. Er war immer für Basketball. Ein neuer Präsident ist ein neuer Präsident. Aber dass auch er den Basketball weiter fördern wird, da bin ich hundertprozentig sicher.

Lesen Sie hier: FC Bayern Basketball siegt im Overtime-Krimi