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Showdown in Miami: Alles, was Sie zum Super Bowl wissen müssen
2. Februar 2020, 8:18 Uhr aktualisiert am 2. Februar 2020, 8:18 Uhr
Der Super Bowl 54 in Miami zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs schreibt schon im Vorfeld große Geschichten. Die AZ erklärt die Protagonisten auf und neben dem Feld.
Miami - Wer es am Sonntagabend schafft, ganz lange aufzubleiben, darf sich auf ein Football-Spektaktel freuen. Der 54. Super Bowl zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr/Pro7 und DAZN) verspricht ein extrem spannender zu werden.
Das Duell wird bereits als Joe-Bowl bezeichnet, denn San Francisco und Kansas City sind die beiden einzigen Teams, für die Quarterback-Legende Joe Montana in seiner NFL-Karriere gespielt hat. "Ich garantiere, dass mein Team gewinnen wird", witzelt Montana, der mit den 49ers vier Mal den Titel holte.
"Es trifft eine sehr gute Offensive der Chiefs mit Quarterback Patrick Mahomes auf die Nummer-Eins-Defensive", sagt der zweimalige Champion Sebastian Vollmer über das Final-Duell. "Besser kann man es sich gar nicht vorstellen." Dabei sorgt nicht nur das Aufeinandertreffen zwischen Offensive und Defensive für mächtig Spannung. Schon die Protagonisten auf dem Feld und daneben bieten allerhand interessante Geschichten.
Die AZ stellt die Aufreger-Duelle vor...
Die Trainer
Andy Reid (Kansas City)
Eine der großen Fragen: Schafft es Reid endlich, eine große Partie zu gewinnen? Mit 221 Siegen ist er der erfolgreichste NFL-Trainer nach Spielen - aber noch ohne Triumph im Super Bowl. In seinen 21 Jahren als Headcoach - 14 bei den Philadelphia Eagles, sieben bei den Chiefs - führte Reid seine Teams 15 Mal in die Playoffs. Seinen einzigen Super Bowl 2005 mit den Eagles verlor er. Dazu hatte Reid immer wieder mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. Seine beiden Söhne Garrett und Britt waren drogenabhängig, der 29-jährige Garrett, er gehörte dem Trainerstab an, starb an einer Überdosis Heroin. In seinem Sterbezimmer wurden Dopingmittel gefunden. Für die Chiefs von heute spielt das keine Rolle mehr. "Wir wollen ihm jetzt den Super Bowl holen", sagt Quarterback Mahomes über seinen Coach.
Kyle Shanahan (San Francisco)
Vor drei Jahren stand Shanahan schon mal als Trainer, damals als Offensive-Koordinator, im Super Bowl und wurde fassungsloser Zeuge eines der größten Comebacks der Sportgeschichte - zu seinen Ungunsten. Sein damaliges Team, die Atlanta Falcons, schafften es an jenem 5. Februar 2017 gegen die New England Patriots einen 28:3-Vorsprung zur Halbzeit noch zu verspielen. "Dieses Spiel wird mich immer begleiten", betont Shanahan immer wieder. Nun bekommt er mit den 49ers eine neue Chance und könnte in die Fußstapfen seines Vaters treten, der 1995 als Coach der 49ers-Offensive den bislang letzten Titel mit nach San Francisco holte.
Die Quarterbacks
Patrick Mahomes (Kansas City)
Hätte Vater Pat Mahomes seinem Junior damals einen Fußball gegeben, wäre aus Patrick sicher ein super Kicker geworden. Der kleine Patrick, Sohn eines Baseball-Profis, befasste sich als Kind mit so ziemlich allen Ballsportarten, spielte bis zu College-Zeiten Basketball, Baseball und Football. Er hätte sogar Profi-Baseballer werden können. Mahomes ist ein sportliches Universalgenie - er beweist das auch auf dem Platz - und er findet selbst in verzwicktesten Situationen eine Lösung. Dabei genießt Mahomes das volle Vertrauen des Trainers. "Er lässt mich machen. Er sagt mir, wenn etwas nicht gut war. Aber im Prinzip lässt er mich einfach machen." Zum Glück für die Chiefs.
Jimmy Garoppolo (San Francisco)
"Jimmy G", wie Garoppolo genannt wird, ist ein ganz anderer Typ Quarterback als Mahomes. Im 49ers-Spiel sind meist das Laufspiel und die Defensive der Schlüssel zum Erfolg, so manches Mal war Garoppolo fast ausschließlich für die Ball-Übergabe zuständig. "Natürlich will jeder Quarterback werfen. Aber wenn ich so eine Truppe zusammen habe, die den Ball tragen kann? Ich mache, was immer nötig ist, um zu gewinnen", sagt der 28-Jährige, der schon zweimal den Super Bowl mit New England als Ersatz hinter Superstar Tom Brady gewann. Für umso mehr Aufmerksamkeit sorgt Garoppolo außerhalb des Feldes - und ohne Helm. Vor allem die weiblichen Fans liegen dem Sonnyboy mit dem Million-Dollar-Lächeln zu Füßen.
Die Streitbaren
Tyreek Hill (Kansas City)
Er ist einer der umstrittensten Spieler in der NFL. Einerseits ist der Wide Receiver ein Albtraum für jede Defense, er gilt als schnellster Spieler der Liga. Die Bestzeit über 100 Meter: 9,98 Sekunden. Doch es gibt auch die andere Seite: Hill verprügelte 2014 seine schwangere Freundin, im Frühjahr 2019 wurde ihm vorgeworfen, seinen dreijährigen Sohn geschlagen zu haben. Dazu gibt es eine Videoaufnahme, in der er seine Verlobte bedroht. Doch aus Mangel an Beweisen gab es nie eine Anklage. Glaubt man den Chiefs-Bossen, ist Hill mittlerweile geläutert. "Er ist ein guter Vater und ein guter Footballspieler. Wir sind glücklich, ihn zu haben", sagt Coach Reid.
Richard Sherman (San Francisco)
Sherman ist ein Cornerback der Extraklasse und einer der Protagonisten der starken 49ers-Defense. Doch Sherman hat auch eine große Klappe. 2013 bezeichnete er, damals Star der Seattle Seahawks, seinen Gegenspieler Michael Crabtree, der da für San Francisco spielte, als "jämmerlichen Receiver". Zuletzt lieferte er sich über Social Media ein Duell mit Cornerback-Ikone Darrelle Revis, der sich abfällig über Shermans Spielweise geäußert hatte. "Ich muss mich auf den Super Bowl vorbereiten. Dir wünsche ich viel Spaß auf dem Sofa", schloss Sherman den Schlagabtausch. Der Verteidiger schlüpft gerne in die Rolle des Gangsters von der Straße. Eigentlich seltsam, denn er entkam dem Ghetto seiner Kindheit und hat sogar einen College-Abschluss.