American Football
Mahomes führt Chiefs zum Super-Bowl-Triumph
13. Februar 2023, 4:20 Uhr aktualisiert am 13. Februar 2023, 10:14 Uhr
Mit Töchterchen Sterling Skye auf dem Arm und einem innigen Kuss für Ehefrau Brittany feierte Patrick Mahomes seinen Triumph über alle Schmerzen im Super Bowl.
Im gelb-roten Konfettiregen war die Knöchelverletzung vergessen - längst fieberte der Superstar-Quarterback der Kansas City Chiefs schon weiteren spektakulären Nächten wie bei der Comeback-Gala gegen die Philadelphia Eagles entgegen. "Das ist noch keine Dynastie, wir sind noch nicht fertig", rief Mahomes nach seinem zweiten Super-Bowl-Sieg binnen vier Jahren. Dann ergänzte er im Interview mit dem US-Fernsehen schelmisch: "Aber mir gefällt, wenn du das sagst."
38:35 gewannen die Chiefs gegen die Philadelphia Eagles in einem der spektakulärsten Finals der Football-Geschichte. Nach zweistelligem Rückstand zur Pause und einer erneuten Blessur des verletzten Knöchels beim zeitweise stark humpelnden Mahomes bewies der Spielmacher seine Qualitäten als selbstloser Anführer. "Du stehst im Super Bowl, da kannst du dich nach der Saison darum kümmern, wieder gesund zu werden", sagte Mahomes. "Die guten Quarterbacks machen alle um sie herum besser. Inklusive des Cheftrainers", schwärmte Chefcoach Andy Reid über ihn.
Sechs Jahre ist Mahomes in der NFL aktiv, seine Ausbeute liest sich beeindruckend: Zweimal Super-Bowl-Sieger, in beiden Fällen zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt und zweimal wertvollster Spieler der NFL-Hauptrunde. In diesem Jahr führte der 27-Jährige die National Football League zudem in geworfenen Touchdowns an und hatte auch die meisten Yards nach Pässen. Nur drei Quarterbacks vor ihm - Tom Brady, Peyton Manning und Kurt Warner - haben das schon geschafft. Allerdings brauchten die dafür jeweils ihre ganze Karriere, um all diese Kategorien abzuhaken.
"Das ist Pat Mahomes", schrie Travis Kelce nach der Auszeichnung seines Kumpels zum MVP - und stimmte "Fight for Your Right" von den Beastie Boys an. Die Chiefs-Fans sangen glücklich und lautstark mit - schließlich hatten sie eine emotionale Achterbahnfahrt hinter sich. Die Party-Nacht verdienten sich die Chiefs mit einem Comeback, wie es es zuvor in einem Super Bowl erst einmal gegeben hatte. 14:24 stand es zur Pause, einen zweistelligen Rückstand zur Halbzeit hatte in zuvor 27 Fällen nur eine Mannschaft noch gedreht.
Mahomes war kurz vor der Pause noch angeschlagen vom Feld gehumpelt, der bereits zuvor verletzte Knöchel schmerzte nach einem Tackle des Gegners erneut. Dennoch führte der Star die Chiefs noch zum insgesamt dritten Super-Bowl-Triumph der Team-Historie. Kicker Harrison Butker entschied die Partie mit einem Field Goal acht Sekunden vor Schluss.
Zunächst sorgte Rihanna mit ihrem Comeback-Auftritt bei der Halbzeitshow auf teilweise schwebenden Bühnenstücken und danach mit der Nachricht ihrer zweiten Schwangerschaft für Furore - anschließend lieferten Mahomes & Co. die große Gala. Auch weil die Chiefs aus den ersten drei Angriffs-Serien nach der Pause drei Touchdowns machten, blieb die herausragende Leistung von Eagles-Quarterback Jalen Hurts ungekrönt. Seine drei Läufe für einen Touchdown und dazu ein Touchdown-Pass waren dennoch ein Super-Bowl-Bestwert.
"Philadelphia hatte ein großartiges Spiel. Aber wir sind die Chieeeeeeeeeefs", feixte Trainer Reid bei der Siegerehrung. Mahomes mit seinen drei Touchdownpässen sei "phänomenal" gewesen. "Er ist der MVP. Mehr muss man nicht sagen. Das hat er heute gezeigt."
Vor seiner Ehrung als wertvollster Spieler des Super Bowls war Mahomes vergangene Woche schon als wertvollster Spieler der Hauptrunde ausgezeichnet worden. Er ist nun der erste Profi seit 1999, der in einer Saison den Super Bowl und den MVP-Titel gewonnen hat. Für Chiefs-Trainer Reid war es ebenfalls der zweite Sieg im Super Bowl. Die Eagles hatten die Vince Lombardi Trophy zum bislang einzigen Mal 2018 gewonnen.
Die Partie bot von Anfang an großes Spektakel. Jeweils mit der ersten Angriffs-Serie erzielten die Eagles und Chiefs einen Touchdown. Das hatte es 25 Jahre lang nicht mehr in einem Super Bowl gegeben. Die Fans und Promis um LeBron James, Jay-Z und Paul McCartney kamen früh auf ihre Kosten.
Bei den Eagles vollendete der 24 Jahre alte Hurts zum Start in die Partie mit einem kurzen Lauf, bei den Chiefs war Kelce der Empfänger eines langen Wurfs von Mahomes. Die Eagles kontrollierten Ball und Uhr und nutzten die Entscheidung der Chiefs aus, die trotz des gewonnenen Münzwurfs auf den ersten Ballbesitz verzichtet hatten. Die Konsequenz: Mahomes und seine Angreifer hatten den Football nur gut 8 der ersten 24 Minuten und mussten lange von der Seitenlinie aus zuschauen. Sie sahen einen herausragend gefangenen Pass von AJ Brown über 45 Yards und die erneute Führung für die Eagles.
Ein an den Pfosten gesetztes Field Goal der Chiefs war ein weiterer Dämpfer für die akustisch klar unterlegenen Fans der Chiefs. Die Anhänger von Kansas City konnten allerdings einen Ballverlust von Hurts bejubeln, den Nick Bolton zu einem Touchdown nutzte. Vor der Pause holten sich die Eagles durch einen weiteren Lauf von Hurts noch einen Touchdown und ein Field Goal und gingen mit zehn Punkten Vorsprung in die Halbzeit. "Wir wussten, dass wir nicht unser bestes Spiel gespielt haben, wir nicht so hart gespielt haben, wie wir wollten", sagte Kelce. "In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht und sind durch die Gegend geflogen."
Hurts hatte zu diesem Zeitpunkt in einem Super Bowl voller historischer Premieren sein eigenes Kapitel bereits mit einem Ausrufezeichen versehen. Er und Mahomes sind das erste Duo schwarzer Quarterbacks in einem Super Bowl und gemeinsam auch das jüngste. Ebenfalls nie zuvor gab es ein Brüder-Duell: Travis Kelce von den Chiefs und Jason Kelce von den Eagles änderten das in Arizona. Mit nun zwei Siegen im wichtigsten Football-Spiel der Welt hat Travis Kelce, der jüngere der beiden Brüder, nun die "ultimativen Angeber-Rechte", wie sein älterer Bruder bereits zu Beginn der Woche angekündigt hatte. Als sie sich im Konfetti nach Spielende begegneten, gab es eine feste Umarmung, eine Beleidigung des großen für den kleinen Bruder und schließlich ein: "Glückwunsch."