AZ-Interview mit dem Haching-Präsident

Schwabl: "Ich gebe keine Ruhe, bis wir endlich oben sind"


"Ich werde keine Ruhe geben, bis wir endlich aufgestiegen sind", sagt Manni Schwabl, der künftig auch noch mehr Geld in den Hachinger Sportpark stecken will.

"Ich werde keine Ruhe geben, bis wir endlich aufgestiegen sind", sagt Manni Schwabl, der künftig auch noch mehr Geld in den Hachinger Sportpark stecken will.

Von André Wagner

Dank des Börsengangs herrscht Aufbruchstimmung in Unterhaching. SpVgg-Präsident Manni Schwabl spricht in der AZ über die Tücken der 3. Liga und erklärt, warum er sich trotzdem auf die Saison freut.

Unterhaching - Manfred Schwabl ist seit 2012 Präsident der SpVgg Unterhaching, die am Samstag in Kaiserslautern in die Saison startet (14 Uhr, BR live).

AZ: Herr Schwabl, schon über die aktuellen Zahlen zu Ihrer Haching-Aktie informiert?
MANFRED SCHWABL: Alles gut, das erste Ergebnis war sehr zufriedenstellend. Wie es ausschaut, gibt es sehr viele kleinere Zeichnungen. Das ist genau das, was wir wollten: die Aktien auf viele Abnehmer verteilen, ein breites Fundament errichten. Abgerechnet wird am Schluss - und das ist der 26. Juli.

7,7 Millionen Euro zusätzlich versprechen Sie sich bis dahin aus dem Börsengang. Dafür erhielten Sie Sicherheit für die nächsten drei Jahre - nicht nur, was den Kader betrifft.
Wir wollten in einen Mix aus Steinen und Beinen investieren. Es wäre ja Harakiri, das Geld nur in die erste Mannschaft zu geben. Wir gehen einen mittelfristigen Weg. Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden. Jetzt legen wir ein solides Fundament, um in den nächsten drei Jahren richtig angreifen zu können. Da gehört die Optimierung des Kaders genauso dazu wie Investitionen ins Nachwuchsleistungszentrum und ins Stadion, das wir von der Gemeinde Unterhaching übernehmen wollen. Da laufen gute Gespräche.

Schwabl: "Wir wollten einen Mix aus Steinen und Beinen"

Sie erwähnen immer diese drei Jahre. Was, wenn es in dieser Zeit nicht mit dem erhofften Aufstieg klappt?
Was soll dann sein? Dann geben wir eben solange weiter Gas, bis wir in der 2. Bundesliga sind. Ich werde solange keine Ruhe geben, bis wir endlich da oben sind. Ein gewisses Risiko ist mit dem Börsengang natürlich auch dabei. Nur, wenn wir Schulden machen, ist das Risiko doch noch viel größer. Alles ist darauf ausgerichtet, hier in absehbarer Zeit gesunden Profi-Fußball zu bieten. Bislang war das in Haching ja eher Mangelverwaltung.

Mit dem Börsengang zeigte sich die SpVgg erfinderisch - genauso wie mit der Kooperation mit dem TSV Rosenheim.
Damit begegnen wir einem grundsätzlichen Problem im deutschen Fußball: junge Spieler dürfen erst zu spät in den Profifußball einsteigen. Wenn ich mir jetzt Ajax Amsterdam anschaue: Da ist mit Matthijs de Ligt ein 19-Jähriger Kapitän gewesen. Das kommt doch nicht von ungefähr, der hat das ja nicht im Preisausschreiben gewonnen. Durch die Kooperation wollen wir die Jungs, die aus der A-Jugend kommen oder sogar noch im U19-Alter sind, am Wochenende in Rosenheim in der Herren-Regionalliga spielen lassen, um sich mit den Älteren zu messen.

Schwabl: "Wir wollten unser Schicksal in die eigene Hand nehmen"

Börsengänge, Kooperationen - oder auch Investoren wie bei Ihrem Auftakt-Gegner Kaiserslautern oder bei 1860: Muss man in der 3. Liga erfinderisch sein?
Das muss jeder für sich entscheiden. Wir hatten nur keine Lust mehr darauf, zu warten, bis endlich mal etwas von Verbandsseite kommt. In dieser Liga wird sich kurzfristig in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Wir wollten unser Schicksal in die eigene Hand nehmen.

Wenn man nun aber auf die Namen schaut, die sich in der 3. Liga tummeln, dürfte der baldige Aufstieg nicht gerade leicht werden.
Wir wollen jetzt erstmal die Mannschaft weiterentwickeln. Ein einstelliger Tabellenplatz ist heuer das Ziel, das Jahr drauf wollen wir dann um den Aufstieg mitspielen - aber klar: das wollen die anderen auch. Bis auf Bayern II, die dürfen ja nicht.

Aber Sie sorgen für ein weiteres Derby. Mit den Löwen und Ingolstadt sind das nun schon drei. Da klingelt die Kasse.
Von der Attraktivität und den Zuschauerzahlen her ist das schon super. Wir sind ja jetzt schon lange, bis auf einen kurzen Betriebsunfall, in der 3. Liga dabei, und was die Namen und die Qualität anbelangt, wird das sicher die beste Saison werden. Nur von der Wirtschaftlichkeit stimmt es in dieser Liga halt nicht.

Der 53-jährige Ex-Profi, hier mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl.

Der 53-jährige Ex-Profi, hier mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl.

Schwabl: "Wir müssen als Verein in Vorleistung gehen"

Leider bekommen die Hachinger noch wenig mit vom guten Fußball. Machen Ihnen die Zuschauerzahlen Sorgen?
Das kommt dann alles von alleine, da bin ich felsenfest davon überzeugt. Wir müssen als Verein halt in Vorleistung gehen und uns gut präsentieren.

Im vergangenen Jahr haben Sie einiges mitgemacht. Innerhalb eines halben Jahres ging es für die SpVgg von fast ganz oben nach fast ganz unten. Wäre in Ihren Plänen auch ein Abstieg verschmerzbar?
Dann würden wir unsere Pläne schon etwas nach hinten verschieben. Wie gesagt, heuer war es ja fast schon so weit. Da gingen einem schon wirklich ein paar Gedanken durch den Kopf. Wir hatten ein paar verletzte Spieler, aber das war nicht der einzige Grund. Manche haben auch geglaubt, sie müssen nur 95 Prozent geben. Und das reicht in dieser Liga halt nicht mehr. Da werden wir in dieser Saison sicher genauer hinschauen. Ich glaube aber auch, dass wir gestärkt aus der letzten Saison hervorgehen.

Nun haben Sie den Kader hauptsächlich mit ablösefreien Spielern verstärkt.
Ja und? Wir haben uns sicher auch qualitativ verstärkt, weil nur für die Breite wäre es ja kontraproduktiv. Da blockiere ich doch nur die eigenen Nachwuchsspieler. Ein Jannik Bandowski aus Bochum ist sicher mehr als ein Ergänzungsspieler - oder ein Moritz Heinrich. Der ist die Überraschung der Vorbereitung. Dass er noch nicht irgendwo anders im bezahlten Fußball aufgeschlagen ist, wundert mich schon. Aber mei, im deutschen Fußball gibt's vieles, das ich nicht kapiere.

Schwabl: "Im deutschen Fußball gibt's vieles, das ich nicht kapiere"

Es fällt auf, dass Sie auf junge Spieler setzen.
Ein paar alte haben wir auch noch, den Stephan Hain zum Beispiel. Wobei, der ist auch noch jung. (lacht) Die Mischung stimmt auf jeden Fall. Und charakterlich, glaube ich, da passt es auch. Das habe ich erst am Sonntag bei unserem Inklusionstag gesehen. Wie unsere Spieler da mit den Kindern umgegangen sind, da geht mir das Herz auf. Ja, und am Montag sind wir dann an die Börse. Das sind die zwei Extreme im Fußball. Beides hat seine Berechtigung, aber sobald es nur noch ums Geld geht, bin ich nimmer der Richtige.

Wo wir beim Charakter sind - Sie sagten jüngst: "Bei uns soll kein Spieler einen Zopf tragen, wir sind hier ja nicht im Mädcheninternat."
Was ich damit sagen wollte, ist, dass es mir im Allgemeinen um Bodenständigkeit und Demut geht. Ich finde, die Jungs sollen erstmal was erreichen - und dann dürfen Sie auch stolz sein. Aber sie sollten nicht überheblich werden. Über einen Zopf kann man schon streiten, ich hatte erst vor kurzem eine Diskussion mit einem Haching-Fan. Einer meiner besten Kumpels trägt auch einen Zopf. Das hat natürlich nichts mit einer menschlichen Wertung zu tun. Wer mich kennt, der weiß, dass ich jeden gleich behandle. Ich unterscheide menschlich nicht zwischen einer Bundeskanzlerin oder einer Putzfrau.

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