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Plötzlich zweite Wahl - aber Hainer verteidigt Mané

Sadio Mané kommt nach seiner Verletzung nur schwer in Tritt. Wird er für Bayern noch wichtig im Endspurt der Saison? "Ein hervorragender Fußballer", sagt Boss Hainer.


Von Maximilian Koch, Ruben Stark

Sein Lächeln hat Sadio Mané in dieser für ihn schwierigen Phase nicht verloren, er wird es auch nie verlieren. Der Stürmer des FC Bayern, der in seiner Heimat Senegal unter anderem ein Krankenhaus und eine Schule von seinem Geld erbauen ließ, ist einer der freundlichsten, bescheidensten Profis im Team der Münchner.

Nach jeder Partie, egal wie gut oder schlecht sie für ihn persönlich lief, nimmt sich Mané am Ausgang der Münchner Arena Zeit für die Fans, er schreibt Autogramme und steht für Fotos bereit. Auch den Medien gegenüber zeigt sich der 30-Jährige stets offen, er lehnt kaum ein Gespräch ab, spricht leise, aber bestimmt, immer mit der Ausstrahlung, dass Fußball nicht das Wichtigste auf der Welt ist. Mané - Bayerns Superstar ohne Allüren.

Aufgrund dieser Eigenschaften ist Mané in der Mannschaft und beim Trainerstab extrem beliebt - doch sportlich wächst inzwischen die Kritik am früheren Liverpool-Spieler. Nach seiner langen Verletzungspause hat Mané in den vergangenen Partien noch nicht nachweisen können, dass er die nötige Fitness fürs schnelle Offensivspiel des Teams von Coach Julian Nagelsmann mitbringt.

Zwar gelangen Mané zuletzt beim turbulenten 5:3 gegen Augsburg zwei Torvorlagen, davon abgesehen waren seine Leistungen bei den kurzen Einsätzen gegen Union Berlin, den VfB Stuttgart, Paris Saint-Germain und Bayer Leverkusen aber durchschnittlich bis mäßig. Bezeichnend: Bei der 1:2-Schlappe in Leverkusen am Sonntag wechselte Nagelsmann Mané bereits zur Halbzeitpause aus, zuvor war der Stürmer überhaupt nicht ins Bayern-Spiel eingebunden gewesen.

Es wäre deshalb nur logisch und alles andere als eine Überraschung, würde Mané im Topspiel gegen Borussia Dortmund am 1. April zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen.

Plötzlich zweite Wahl - wie konnte das passieren? Nach gutem Saisonstart erlebte Mané im Herbst wie die gesamte Mannschaft einen Absturz, sodass Nagelsmann zu Umstellungen gezwungen war. Eric Maxim Choupo-Moting (33) erwies sich im Sturmzentrum als Top-Lösung, Mané kam häufiger auf dem Flügel zum Einsatz. Diese Rolle liegt ihm ohnehin mehr.

Als es dann für Bayern und Mané wieder besser lief, kam Anfang November die Verletzung am rechten Wadenbeinköpfchen dazwischen: Sehnenriss, Operation bei Spezialist Christian Fink in Innsbruck, WM-Aus, drei Monate Pause. Ein Schock für Mané, Bayern und den Senegal. Am 26. Februar beim 3:0 gegen Union gab der Stürmer schließlich sein Comeback. Doch nun stellt sich die Frage: Kann Mané im Saisonendspurt noch zu einem entscheidenden Faktor für Bayern werden?

"Natürlich", sagt Bayern-Präsident Herbert Hainer: "Das haben wir ja schon in der Hinrunde gesehen. Sein Fallrückzieher gegen Augsburg war ja auch nicht von schlechten Eltern. Aber so eine lange Verletzung, es waren ja knapp drei Monate, steckt man nicht so einfach weg."

Das Bayern-Oberhaupt verteidigt Mané. Die 32 Millionen Euro, die die Münchner im Sommer an Liverpool zahlten, sollen sich definitiv lohnen. "Ich denke, ihm fehlt Spielpraxis", sagt Hainer weiter: "Es ist etwas ganz anderes, ob du am Samstagnachmittag 90 Minuten gegen deinen Gegner ackerst oder ob du, nur' trainierst. Das sagt jeder - diese Spielpraxis brauchst du einfach nach so einer langen Verletzung. Das wird auch sicher noch ein paar Wochen dauern. Aber ich bin überzeugt: Er wird Stück für Stück besser werden. Er ist ein exzellenter Fußballer - und das Fußballspielen hat er nicht verlernt."

Das muss Mané nun zeigen.