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Party-Kabine bei den Löwen: Zum Wohle, Sechzig!?

Vor dem Sonntagsspiel beim 1. FC Saarbrücken schlägt sich 1860-Trainer Jacobacci weiter mit dem Alkohol-Eklat herum. "Das betrifft all die, die zu diesem Klub gehören!" Probleme schon unter Köllner.


Diesmal nicht in Feierstimmung: die Spieler des TSV 1860 vor der Westkurve,

Diesmal nicht in Feierstimmung: die Spieler des TSV 1860 vor der Westkurve,

Von Matthias Eicher

Ob Sechzigs Biersponsor aus aktuellem (traurigem) Anlass schon eine Anfrage an die drei Feierlöwen gestellt hat, als Testimonial mit einer Bierflasche in der Hand zu fungieren? Spaß beiseite: Der Alkohol-Eklat in der Löwenkabine zieht auf Giesings Höhen weiter seine Kreise. Dies bekam nun auch Trainer Maurizio Jacobacci zu spüren.

"Wie ihr wisst, wird sich Sechzig München zu den Berichten von gestern nicht äußern, gleiches gilt für den Cheftrainer", sagte Pressesprecher Rainer Kmeth vor dem Auswärtsspiel des TSV 1860 am Sonntag (14 Uhr) beim 1. FC Saarbrücken. Gemeint sind freilich die Offenbarungen, dass drei Spieler in der Kabine vor und zwischen den Trainings Schnaps konsumiert haben sollen (die AZ berichtete).

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Am Vormittag hatte der TSV 1860 in einer kurzen Erklärung Stellung dazu genommen - und darum gebeten, dieses Thema auszuklammern, um die Spieler zu schützen. Jacobacci kam aber nicht umhin, den Vorfall zu anzusprechen. "Das, was da gestern herausgekommen ist, ist schon tough", meinte der 60-jährige, um die Vorfälle dann deutlich einzuordnen.

"Disziplin, Respekt und Ordnung sind sehr wichtig", stellte der Italiener klar und ließ zwischen den Zeilen mitschwingen, dass ihm diese respektlose Undiszipliniertheit ordentlich gegen den Strich geht. Auf dem Rasen sei "die Disziplin sehr groß", meinte Jacobacci nach einigen Sekunden Bedenkzeit weiter, ohne zu sagen: Abseits des Rasens wohl eher nicht. Was die Kabine - also das Reich der Mannschaft - anbelangt, meinte er: "Die Kabine ist ein Raum, in dem sich die Spieler wohlfühlen sollen, wo der Trainer nicht dauernd einkehrt."

Das Problem ist vielmehr, dass der ein oder andere Spieler dort zu gerne auf eine völlig unprofessionelle Art und Weise eingekehrt ist. So amüsant das Ganze für manche Fans auch wirken mag: An dieser Stelle sei erinnert an die Vorbildwirkung eines Fußballprofis, dem viele Kinder zujubeln und ihn als Idol betrachten. Jacobacci betrachtet es allerdings als Aufgabe der Mannschaft, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. "Es ist ihr Revier. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass sich die Mannschaft dort respektiert und gewisse Probleme selber regulieren kann. Denn das zeigt auch, dass die Mannschaft lebt - und nicht alles akzeptiert."

Abschließendes Fazit des Coaches: "Das ist sicher nicht schön, denn es betrifft all die, die zu diesem Klub gehören. Von daher ist es schon etwas Schlimmes. Aber noch einmal: Interne Situationen sollten auch intern bleiben."

Ein solches, sehr interessantes Internum: Ähnliche Eskapaden sollen bereits unter Trainer Michael Köllner stattgefunden haben und mehrere Löwen in den vergangenen Monaten durch Undiszipliniertheiten aufgefallen sein, etwa Bierkonsum und nächtliche Ausflüge vor den Spieltagen.

Na dann: zum Wohl, Sechzig.

Kein Wunder also, dass die erhoffte Rückkehr in die Zweite Liga einem solchen gleich käme, denn zum Wohle der ambitionierten Ziele und des Vereins ist derart unprofessionelles Verhalten freilich nicht. Womit wir schließlich, kurz vor Feierabend, beim sportlichen Geschehen angelangt wären: Mit 49 Punkten torkelt 1860, um im Bild zu bleiben, der Musik hinterher.

Anders der 1. FC Saarbrücken: Mit 56 Zählern liegt der Klub der Ex-Löwe Richard Neudecker und Adriano Grimaldi in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen. Jacobacci: "Es ist eine schöne Herausforderung, dort aufzulaufen. Wir wissen, dass Saarbrücken gewinnen muss, um noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitzureden." Albion Vrenezi muss dabei passen, wegen muskulärer Probleme. Ob auch der ein oder andere Party-Löwe in der Aufstellung fehlen wird?