Überblick

Hängepartie um Jacobacci

Der Löwen-Trainer hat in den knapp zwei Monaten bei Sechzig seine Handschrift schon deutlich hinterlassen und will über diese Saison hinaus bleiben. Doch eine Einigung steht weiter aus.


Sportchef Günther Gorenzel (l.) könnte dem Willen Maurizio Jacobaccis (r.) sofort entsprechen und dessen Vertrag verlängern.

Sportchef Günther Gorenzel (l.) könnte dem Willen Maurizio Jacobaccis (r.) sofort entsprechen und dessen Vertrag verlängern.

Von Ruben Stark

München - Es lohnt ein Blick zurück in den Februar. Die Mannschaft des TSV 1860 war damals ein Torso ohne jede Struktur, ein Konstrukt ohne Identität, das hilflos durch die Dritte Liga taumelte.

Dann kam Maurizio Jacobacci, ein Trainer aus der Schweiz ohne besondere Reputation in Deutschland, als Ergebnis einer wochenlangen Findungsposse. Er war der kleinste gemeinsame Nenner im Klub.

Jacobacci kam als Trainer ohne übermäßige Ansprüche, schon gar nicht finanzieller Art, er war getrieben von der Aussicht auf eine Bewährungschance. Und was er in den wenigen Wochen seit seiner Einstellung geschafft hat, verdient Respekt. Drei Siege und elf Punkte aus sieben Spielen sind die überzeugende Zwischenbilanz des 60-Jährigen.

Jacobacci hat Sechzig derart stabilisiert, das gerade manch eher müßige Was-wäre-wenn-Diskussion begonnen hat. Die Löwen-Offensive hat allen voran mit dem Trio Stefan Lex, Albion Vrenezi und Joseph Boyamba wieder Esprit und Tempo, die Defensive auch wieder Halt gefunden. Kurzum: Jacobacci hat seine Chance genutzt.

Geradezu logisch ist daher die Debatte um die Zukunft des Löwen-Dompteurs. Er hat seinen Wunsch hinterlegt, die Absicht des Vereins ist kongruent. Und trotzdem kann nach AZ-Infos von einer Einigung (noch) keine Rede sein.

Der entscheidende Durchbruch in den Gesprächen ist bisher nicht erzielt worden. Woran das liegt? Eine Budgetfrage kann es nicht sein, die Rahmenbedingungen liegen auch künftig weit unter denen eines Michael Köllner. Günther Gorenzel könnte also Nägel mit Köpfen machen. Aber der Sportchef ist seit seinem missglückten Interimstrainer-Experiment abgetaucht. Öffentliche Verlautbarungen - Fehlanzeige.

Dass Gorenzel seiner Funktion in der Außendarstellung wieder gerecht wird, wäre allerdings geboten. Schließlich deutet vieles darauf hin, dass er und Finanzchef Marc-Nicolai Pfeiffer auch in der Saison 2023/24 die KgaA-Geschäfte führen werden. Beider Verträge laufen noch eine Spielzeit, eine vorzeitige Trennung müsste also ausgehandelt werden, sprich: Sie würde ordentlich Geld kosten.

Die Gestaltung des Kaders wie des Stabes um die Mannschaft fällt demnach in Gorenzels Verantwortungsbereich. Doch was mit Spielern wie Boyamba, Marius Wörl oder Yannick Deichmann passiert, bleibt de facto bisher ebenso unbeantwortet wie die Causa Jacobacci.

Auch wenn beide Seiten an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert sind, es gibt eben noch Hindernisse. Die künftige Etathöhe von etwa 4,5 Millionen Euro wurde bereits kolportiert, da passt Jacobacci locker rein. Fehlt die Freigabe des Budgets durch Pfeifer? Wird taktiert?

Wie so häufig bei den Löwen, gibt es keinen ersichtlichen Grund für die Zeitverschleppung. Dass Gorenzel handlungsfähig wäre, legte auch Präsident Robert Reisinger dar. "Da müssen Sie Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel fragen", sagte Reisinger zur Klärung der Jacobbacci-Zukunft.

Auch bei Löwen-Legende Michael Hofmann hat das Verständnis inzwischen klare Grenzen. "Man kann nicht jedes halbe Jahr einen neuen Trainer holen", sagte Hofmann bei MagentaSport und forderte: "Da muss sich 1860 in den nächsten Tagen endlich auch mal klar bekennen." Ruben Stark

Der Löwen-Trainer hat in den knapp zwei Monaten bei Sechzig seine Handschrift schon deutlich hinterlassen und will über diese Saison hinaus bleiben. Doch eine Einigung steht weiter aus.