"Ich bin realistisch"

Olympiasieger Andreas Wellinger hakt die Tournee ab


Es läuft nicht rund: Für Andreas Wellinger ist die Vierschanzentournee schon vor der Halbzeit beendet.

Es läuft nicht rund: Für Andreas Wellinger ist die Vierschanzentournee schon vor der Halbzeit beendet.

Von SID

Für Andreas Wellinger ist die Vierschanzentournee schon vor der Halbzeit beendet. Der Olympiasieger springt hoffnungslos hinterher, der Weg zurück nach seiner Knie-OP wird lang.

Sein Lächeln hat Andreas Wellinger noch nicht verloren. Zwar ist es hinter dem weißen Mund-Nasen-Schutz schwerer zu erkennen, doch auch nach der nächsten Enttäuschung bei der Vierschanzentournee war der Olympiasieger um Optimismus bemüht. "Es haben viele schon gezeigt, dass man aus solchen Tälern wieder rauskommt. Früher oder später geht der Knoten wieder auf", sagte der Bayer, nachdem er die Qualifikation für das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen verpasst hatte.

Für Wellinger, der seit seinem Kreuzbandriss im Sommer 2019 um den Anschluss kämpft, ist es eine Saison zum Vergessen. Kein einziger Weltcup-Punkt, Platz 46 in Oberstdorf und nun nach der verpassten Quali die Tournee vorzeitig beendet. "Ich bin so realistisch, dass die besten Sechs weiterfahren, und da gehöre ich momentan nicht dazu", sagte der 25-Jährige.

Nach dem Springen auf der Großen Olympiaschanze in Partenkirchen muss Bundestrainer Stefan Horngacher sein Aufgebot von zwölf auf sechs Springer reduzieren. Wellinger wird nicht dabei sein und stattdessen weiter an sich arbeiten. "Teil-Elemente werden besser, aber das Gefühl und die Leichtigkeit fehlen einfach", erklärte er.

Jetzt gehe es darum, "an der Kante den Körper in diese Position zu bringen, damit man weit springen kann". Diese lockeren Sprünge an die Hillsize, die vermisst der ehemalige Vorzeige-Adler: "Es ist einfach schwer im Moment", sagte Wellinger, er müsse "weiter dranbleiben und nichts erzwingen, denn das funktioniert im Skispringen nicht".

An den Schrauben drehen

Es sind eben nur "Kleinigkeiten", mehr "die Technik" als Kopfsache. Nun muss Wellinger allerdings im Continental Cup sowie im Training an den Schrauben drehen, um wieder im Weltcup mitmischen zu können. "Ich bin überzeugt davon, dass es auch funktioniert", sagte er optimistisch.

Den ungeliebten Umweg über den "COC" musste auch Richard Freitag gehen. Der Ex-Weltmeister hatte sich dort in diesem "sch... Jahr" nur einmal für das Weltcup-Team empfehlen können. "Wir trainieren gerne, aber wir wettkämpfen eigentlich lieber und das hat einfach gefehlt", sagte er.

Bei der Tournee überzeugte der 29-Jährige mit den Plätzen 18 und 22 in den Qualifikationen. Auch Freitag bezweifelte aber eine Nominierung für die beiden restlichen Tournee-Stationen in Innsbruck und Bischofshofen, dafür sei das restliche Team "einfach zu stark".

Er werde nun genauso wie Wellinger schauen, sich im COC zu beweisen. "Man merkt, erst mit den Wettkämpfen komme ich in Fahrt", sagte Freitag und brachte die ganze Misere auf den Punkt: "Es ist zäh, jeder macht mal schwere Zeiten durch."