Corona wütet in der DEL

Olympia-Traum für Marcel Brandt und Co. in Gefahr


Toni Söderholm (l.) hält offensichtlich große Stücke auf den Straubinger Marcel Brandt. Der Tigers-Verteidiger ist aktuell aber wegen einer Corona-Infektion außer Gefecht.

Toni Söderholm (l.) hält offensichtlich große Stücke auf den Straubinger Marcel Brandt. Der Tigers-Verteidiger ist aktuell aber wegen einer Corona-Infektion außer Gefecht.

Man hat irgendwie dieses Bild vor Augen: Bundestrainer Toni Söderholm, eigentlich als Spaßvogel bekannt, sitzt bei sich zu Hause und rauft sich angesichts der auf seinem Smartphone einlaufenden Nachrichten missmutig das nur noch spärlich vorhandene Haar. Am kommenden Dienstag soll der Bundestrainer den 25-köpfigen Kader der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele in Peking benennen. Das könnte wegen der täglich mehr werdenden Corona-Fälle in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) allerdings schwierig werden. Mit dem Straubinger Marcel Brandt hat sich bereits mindestens einer seiner Kandidaten für die Winterspiele in Peking infiziert.

Stand jetzt wird Söderholm wohl erst kurz vor der Abreise am 2. Februar wissen, wen er wirklich mitnehmen kann. Am Wochenende zuvor wird in der DEL noch gespielt - Infektionsgefahr inklusive. "Wir stehen mit allen Spielern im engen Austausch und haben über die Empfehlungen des DOSB hinaus unsere Tipps und Hinweise für die Zeit bis zur Abreise formuliert", sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast am Donnerstag. Um sich nicht kurz vor dem Abflug nach China noch anzustecken, sei den Spielern unter anderem geraten worden, auch zu Hause eine Maske zu tragen.

Experten für komplette Absage

"Die Spieler wollen nach Peking, um das Turnier zu spielen, und nehmen das alles sehr ernst", erklärte Künast weiter: "Natürlich bleibt selbst bei strikter Einhaltung aller Maßnahmen ein Restrisiko bestehen, dessen sind wir uns bewusst, aber auch darauf sind wir vorbereitet." Wegen der vielen Unwägbarkeiten durch Corona habe der DEB etwa entschieden, den finalen Kader so spät wie möglich zu benennen. Man kenne die aktuelle Gefahr und wisse, dass die hochansteckende Omikron-Variante vor allem für Teamsportarten ein großes Problem ist.

Es gibt allerdings Experten, denen das nicht weit genug geht und die für die komplette Absage mancher Wettbewerbe sind - auch bei den in zwei Wochen beginnenden Peking-Spielen. "Ich sehe die Hygienekonzepte im Mannschaftssport als gescheitert an. Mit der Omikron-Variante ist Mannschaftssport kaum noch sicher durchführbar", hatte der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz erst vor ein paar Tagen gewarnt.

Auf der anderen Seite muss man natürlich die Sportler sehen, für die eine Olympia-Teilnahme ein absolutes Highlight ihrer Karriere, wahrscheinlich sogar ihres Lebens ist. Etwa für den Straubinger Marcel Brandt. Der gebürtige Dingolfinger gehörte schon zum deutschen Aufgebot bei der WM im vergangenen Jahr in Lettland, als die DEB-Auswahl ins Halbfinale stürmte, und hat sich in dieser Saison nach anfänglichen Problemen mit zuletzt herausragenden Leistungen bei den Straubing Tigers für Olympia empfohlen. Zu Recht gehört der 29-Jährige auch zum 35-köpfigen vorläufigen Kader, den der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) vor gut einer Woche dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) übermittelt hat.

Auch Schwenningen-Partie fällt aus

Umso bitterer natürlich die Corona-Infektion zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Die Straubing Tigers hatten am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass Brandt positiv getestet wurde und sich in häuslicher Isolation befinde. Am Donnerstag war inklusive Brandt schon von insgesamt elf Infizierten, acht Spielern und drei Betreuern, die Rede. Am Freitag teilte der niederbayerische DEL-Klub mit, dass sich drei weitere Spieler nach positiven PCR-Tests in Quarantäne begeben mussten. Am Abend kamen dann noch einmal drei Fälle dazu.

Allen gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es. Das für Freitagabend angesetzte Spiel in Berlin war schon am Donnerstag abgesagt worden. Da man durch die neuen Positivtests erst recht keine spielfähige Mannschaft stellen kann, erfolgte am Freitag auch die Absage des Heimspiels am Sonntag gegen Schwenningen (sid/sob)