"War nicht mehr drin"

DEB-Team rutscht zum Auftakt böse aus


Nicht nur mit der kanadischen Härte haben die deutschen Spieler zu kämpfen.

Nicht nur mit der kanadischen Härte haben die deutschen Spieler zu kämpfen.

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft enttäuscht zum Auftakt des Olympia-Turniers. Gegen Kanada gibt es eine bedenkliche Niederlage.

Mathias Niederberger griff völlig gefrustet nach seiner Trinkflasche, dann flüchteten der fünffach geschlagene Torhüter und seine Teamkollegen mit hängenden Köpfen vom Eis. Für die mit höchsten Zielen angereiste deutsche Eishockey-Nationalmannschaft gab es zum Start ihrer Olympia-Mission in Peking ein böses Erwachen aus goldenen Träumen. Durch die 1:5 (0:3, 1:1, 0:1)-Pleite zum Vorrundenauftakt gegen Kanada legte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) einen krachenden Fehlstart hin - doch in Panik verfiel hinterher niemand.

Hager erinnert an Silber-Coup in Südkorea

"Das war nicht der Start, den wir uns erhofft haben", sagte zwar Kapitän Moritz Müller. Doch Stürmer Patrick Hager erinnerte an den Silber-Coup vor vier Jahren in Südkorea, als das Team ebenfalls mit einer heftigen Niederlage gegen Finnland (2:5) gestartet war: "Auch da haben wir gekämpft und den Kürzeren Gezogen. Deswegen: Es gibt keinen Grund, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Wir wissen, dass wir jeden Gegner hier schlagen können- aber dafür brauchen wir 60 Minuten gutes Eishockey."

Gegen kampfstarke Kanadier verschliefen die Deutschen die erste Viertelstunde komplett. "Es ist natürlich schwierig, wenn man drei schnelle Gegentore bekommt, gegen so eine Mannschaft zurückzuschlagen. Am Ende war nicht mehr drin", sagte Tobias Rieder, der Torschütze des einzigen deutschen Treffers (31.).

1448 Tage nach dem Halbfinale von Pyeongchang, bei dem das deutsche Team mit dem 4:3-Sieg gegen das Eishockey-Mutterland den emotionalen Höhepunkt seines Wintermärchens erlebt hatte, wurde es regelrecht überrannt. Alex Grant (5.), der Münchner DEL-Profi Ben Street (10.) und Daniel Winnik (11.) brachten den Weltmeister früh mit 3:0 in Führung.

Gegen China ist ein Sieg Pflicht

Erst ab dem zweiten Drittel wehrte sich die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm, die bei der WM im vergangenen Jahr noch 3:1 gegen die Kanadier gewonnen hatte. Ex-NHL-Stürmer Rieder verkürzte, doch Maxim Noreau (33.) zerstörte die aufkeimenden Hoffnungen schnell, Jordan Weal besorgte den Endstand (52.). Nächster Gegner ist am Samstag (9.40 Uhr MEZ) Gastgeber China. Dort ist ein Sieg Pflicht. "Die Mannschaft ist stabil, wir stehen zusammen und werden am Samstag topvorbereitet sein", meinte Hager.

Neun der Silberhelden von 2018 standen vor 685 Zuschauern im Wukesong-Sportzentrum auf dem Eis, Torhüter Danny aus den Birken verfolgte das Spiel von der Tribüne aus. Und er sah einen schmerzhaften Start: vor allem für Verteidiger Marco Nowak, der nach einem sehr harten Check von Eric O'Dell zu Boden ging. Direkt im Anschluss traf Grant zum 0:1, Torwart Mathias Niederberger hatte kurz zuvor seinen Schläger verloren. Nowak verschwand in der Kabine.

Doppelschlag sorgt früh für klare Verhältnisse

Die Kanadier bereiteten Kapitän Moritz Müller und Co. mit ihrem harten, schnörkellosen Spiel große Probleme. Ein Doppelschlag innerhalb von 32 Sekunden sorgte früh für klare Verhältnisse. Beim dritten Gegentreffer bugsierte Niederberger den Puck selbst ins Tor. Seine Vorderleute fanden überhaupt nicht ins Spiel, auch vier Überzahlsituationen in Folge blieben ohne Erfolg - bis Rieder kurz neue Hoffnung machte.

Ohne ihre NHL-Stars setzen die Ahornblätter in Peking auf eine Europa-Auswahl und junge Talente. Den meisten Glanz beim Weltmeister verbreitet Kapitän Eric Staal: Der 37-Jährige hat 1376 NHL-Spiele auf dem Buckel, war 2006 Stanley-Cup-Sieger und 2010 Goldmedaillengewinner in Vancouver.