Skispringen
Kamil Stoch gewinnt Vierschanzentournee - Karl Geiger Zweiter
6. Januar 2021, 18:39 Uhr aktualisiert am 6. Januar 2021, 19:28 Uhr
Im Showdown der "Geister-Tournee" belohnte sich Karl Geiger mit einem Happy End. Kamil Stoch holte nach der Blitz-Quarantäne den dritten Tourneesieg.
Karl Geiger klatschte nach seinem Happy End anerkennend Beifall für Kamil Stoch, als der polnische Volksheld seinen dritten Tourneesieg auf den Schultern seiner Kollegen ausgelassen feierte. Während Geiger beim Showdown in Bischofshofen mit der Aufholjagd auf den zweiten Platz ein mehr als versöhnlicher Abschluss gelang, durfte Tagessieger "König Kamil" am Dreikönigstag nach 2017 und 2018 erneut über den Goldadler jubeln.
Geiger war nach dem gelungenen Tag an der Paul-Außerleitner-Schanze erleichtert. Der Abschluss sei "gelungen, definitiv gelungen", sagte der Skiflug-Weltmeister zufrieden im ZDF: "Ich bin megaglücklich und echt froh, dass ich das heute hinbekommen habe."
Mit Sprüngen auf 138,0 und 133,5 m überflügelte Geiger als Tagesdritter mit einer Gesamtpunktzahl von 1062,5 seine Konkurrenten um Titelverteidiger Dawid Kubacki (1057,8) und den Norweger Halvor Egner Granerud (1057,4). "Ich bin überglücklich", sagte Geiger, der Stoch gratulierte: "Das war wahnsinnig gemacht."
Bundestrainer zieht positives Fazit
Auch Bundestrainer Stefan Horngacher zog ein positives Fazit. "Karl ist mental unglaublich stark und super gesprungen", betonte der Österreicher: "Am Ende ein toller zweiter Platz." Stoch sei in dieser Form einfach unschlagbar gewesen.
Der dreimalige Olympiasieger Stoch blieb auch in Bischofshofen eiskalt und siegte mit Flügen auf 139,0 und 140,0 m überlegen vor dem Norweger Marius Lindvik. Die Tournee gewann Stoch mit einem riesigen Vorsprung von 48,1 Punkten (1110,6), der 33-Jährige krönte sich außerdem zum zweitältesten Champion nach Sepp Bradl bei der Premiere 1953.
Erneut Tourneesieger, "das klingt großartig, ich bin wirklich glücklich", sagte Stoch: "Es ist emotional, weil wir alle unter großem Stress standen. Heute werden wir feiern." Auch Sportdirektor Adam Malysz war entzückt. "Wooow, mir fehlen die Worte", schrieb die polnische Skisprung-Legende in den Sozialen Medien.
Aus der Quarantäne zum Dreifach-Triumph
Stoch gelang das Kunststück, aus der Quarantäne zum Dreifach-Triumph zu springen. Denn eigentlich war die Tournee für das gesamte polnische Team schon vor dem ersten Springen in Oberstdorf verloren. Nach dem positiven Coronatest bei Klemens Muranka mussten Stoch und seine Kollegen in Quarantäne und wurden vom Auftaktspringen ausgeschlossen.
Das skisprungverrückte Land war empört, nach mehreren negativen Tests und Einwirken der Politik klappte es doch noch mit der Starterlaubnis. Das Corona-Chaos ließ Stoch kalt, beflügelte ihn gar. Mit seinem ersten Saisonsieg in Innsbruck übernahm er die Gesamtführung und ließ in Bischofshofen nichts mehr anbrennen.
Eine bittere Enttäuschung erlebte indes Markus Eisenbichler, der nach einem Sprung auf nur 120,5 m gar den zweiten Durchgang verpasste. "Es ist bitter. Ich habe sowas aber schon oft erlebt, da rege ich mich nicht mehr auf", sagte der Bayer nach einer verpatzten Tournee mit Gesamtrang 16.
Weiter warten auf den nächsten deutschen Tourneesieg
Horngacher spendete direkt Trost, "mir ist es lieber, dass er Vollgas gibt und es in die Hose geht, als dass er lauwarm über die Schanze fährt", sagte er. Die DSV-Adler reisen nun ohne Pause direkt weiter zum Weltcup nach Titisee-Neustadt am Wochenende.
Für die deutschen Skispringer heißt es außerdem: Weiter warten auf den ersten Tourneesieg seit Sven Hannawald vor 19 Jahren. "Vielleicht nächstes Jahr - 20 Jahre nach Sven Hannawald lässt sich auch besser schreiben als 19 Jahre", sagte der ARD-Experte im SID-Gespräch.
Und Geiger versicherte: "Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall wieder alles geben."