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"Kämpferische Einstellung passt zu 100 Prozent" - INTERVIEW mit dem sportlichen Leiter der Tigers Jason Dunham


Von Redaktion idowa

Die ersten vier Wochen der neuen DEL-Saison sind vorbei. Für die Straubing Tigers ein Start mit Höhen und Tiefen, in denen die Mannschaft phasenweise voll zu überzeugen wusste, andererseits aber auch Probleme in Offensive wie Defensive offenbarte. Unsere Zeitung zieht mit dem Sportlichen Leiter Jason Dunham ein erstes Fazit.

Neun Spiele, neun Punkte und damit lediglich Platz zwölf. Mal ehrlich, Jason Dunham, mit der bisherigen Ausbeute der Tigers können Sie kaum zufrieden sein, oder?Jason Dunham: "Nein, natürlich bin ich nicht zufrieden. Vor allem deshalb nicht, weil der Aufwand, den die Mannschaft in jedem Spiel betreibt, bislang zu selten belohnt worden ist. Was uns fehlt, ist die Konstanz über 60 Minuten. Aber die Mannschaft befindet sich in einem Lernprozess. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch, dass die Fans die kämpferische Spielweise und den Einsatz honorieren. Auch beim 5:6 gegen Hamburg gab es eher Applaus als Pfiffe."

Auffallend ist aber, dass die Mannschaft in den letzten vier Spielen in der Defensivzone so ihre Probleme hatte. Inwiefern spielen da die Ausfälle von Bakos und Osterloh eine Rolle?Dunham: "Das ist ein massives Problem, weil unsere restlichen Verteidiger aufgrund dieser Ausfälle enorm viel Eiszeit nehmen müssen. Dadurch lässt die Konzentration nach und die Fehlerquote erhöht sich automatisch."

Ein Eckpfeiler der Defensive ist bekanntlich der Torwart. Wie sind sie mit den bisherigen Leistungen von Barry Brust zufrieden?Dunham: "Eines vorweg, seine Leistungen waren bislang überdurchschnittlich gut, auch wenn das Match gegen Hamburg unglücklich für ihn gelaufen ist. Er ist sehr ehrgeizig und will unbedingt gewinnen - das zeigt er auch täglich im Training. Allgemein lässt sich festhalten, dass wir von Barry das bekommen, was wir uns erwartet hatten. Er pflegt einen etwas unorthodoxen Stil, aber mit seiner Art und Weise kommt er bei den Fans sehr gut an. Seine Trikots sind nicht umsonst seit knapp zwei Wochen ausverkauft."

Lassen Sie uns einen Blick auf die Offensive werfen. Speziell einige Kontingentspieler haben ja noch jede Menge Luft nach oben. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass sich dieser Zustand zeitnah verbessert?Dunham: "Zwei Dinge stimmen mich absolut positiv: Zum einen passt die Arbeitseinstellung und der Fleiß bei allen Akteuren im Team. Und das nicht nur bei den Spielen am Wochenende, sondern auch unter der Woche im Training. Zum anderen ist es ganz einfach so, dass speziell diejenigen Leute, die neu in der Liga sind, einfach noch Zeit brauchen. Die müssen und wollen wir ihnen geben, um sich zu akklimatisieren. Ich bin mir sicher, dass bei einigen der Knoten noch platzen wird."

Trotzdem sagen viele Beobachter, dass der Mannschaft ein kreativer Spielmacher gut zu Gesicht stehen würde. Sehen Sie das anders?Dunham: "Ich sehe es in jedem Fall differenzierter. Ich bin der Überzeugung, dass wir genug Talent in der Mannschaft haben, um in dieser Liga bestehen zu können. Das hat das Team auch schon in Spielen gegen Spitzenmannschaften wie Wolfsburg oder Düsseldorf bewiesen. Und noch ein positives Beispiel möchte ich anfügen: Die Reihe Sparre/Whitecotton/Schönberger hat absolut überrascht, die brauchen sich vor niemandem verstecken."

Dennoch hat das Beispiel Hamburg gezeigt, dass Kampf allein oft nicht reicht. Worin sehen Sie die Gründe für die Niederlage?Dunham: "Fakt ist, wer zuhause sechs Gegentore kassiert, braucht sich nicht wundern, wenn am Ende keine Punkte herausspringen. Wir haben zu viele Fehler in der Defensive gemacht. Trotzdem hat die kämpferischer Einstellung aller gepasst und das haben am Ende auch die Zuschauer honoriert. Wir spielen hart, aggressiv, gleichzeitig aber auch fair. Das beweisen auch die Statistiken. Aber natürlich werden wir letztlich an Punkten gemessen, das wissen wir. Und jeder einzelne Spieler - das dürfen Sie glauben - würde auch gerne nach jedem Match einen Sieg feiern."

Gar nicht gut zu sprechen waren viele Fans nach dem Match gegen Hamburg auf das Schiedsrichtergespann um Roland Aumüller. Wie ist Ihre Meinung?Dunham: "Nach einem Spiel mit sechs Gegentoren bin ich nicht der Typ, der die Schuld beim Schiedsrichter sucht - das wäre unprofessionell. Aber auch Schiedsrichter werden nach Leistung bewertet. Bei der Aktion von Brust hinter dem Tor war Pech dabei, aber hier hat der Schiedsrichter abolut korrekt gepfiffen. Grundsätzlich ist es so, dass wir nach jedem Spiel spezielle und umstrittene Szenen zusammenstellen und den Schiedsrichter-Beauftragten der DEL zuschicken. Das haben wir natürlich auch umgehend nach der Partie gegen Hamburg gemacht. Dann schauen sich beide Seiten die Sequenzen an und geben ihr Statement ab. Das alles geschieht intern und in konstruktiven Gesprächen. Sie können versichert sein, dass die Leistungen der Unparteiischen intern kritisch beurteilt und dann bewertet werden."

Noch ein Blick voraus: Am Freitag kommt mit den Iserlohn Roosters eine Mannschaft nach Straubing, die mit hochkarätigen Neuzugängen besetzt und glänzend in die neue Saison gestartet ist. Dennoch stehen die Tigers unter Druck, weil sie eigentlich gewinnen müssen ...Dunham: "Genau, ein Sieg muss her, auch weil wir am Sonntag spielfrei haben. Aber Sie haben Recht, die Roosters sind ein Top-Team und auch top-besetzt, die haben richtig Qualität eingekauft. Diese Qualität hat allerdings auch ihren Preis, das sollte man als Zuschauer auch wissen und respektieren. Aber jeder in der Mannschaft weiß um die Bedeutung dieser Partie. Und wer weiß, vielleicht ist ja der Hockey-Gott ausnahmsweise auch mal auf unserer Seite ..."

Das Interview führten Wolfgang Karl und Tobias Welck.