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(K)Ein Löwen-Trainer in Sicht: Gorenzel berichtet von Fortschritten

Nächster Tag der Suche nach einem neuen Coach für den TSV 1860 - nächster Tag ohne Lösung.Günther Gorenzel berichtet aber von Fortschritten. Beierlorzer ist wohl raus, was läuft mit Koschinat?


Von Ruben Stark

München - Günther Gorenzel kam mit einem Lächeln ins Pressestüberl des TSV 1860, was bewundernswert ist angesichts der misslichen Lage bei den Löwen. Der Österreicher wusste natürlich auch, was ihn erwarten und was er dazu sagen würde.

Den Namen eines neuen Trainers hatte der 51-Jährige auch an Tag 22 der Post-Köllner-Ära nicht mitgebracht, dafür aber immerhin etwas Klarheit. Allein das ist bei den Blauen schon eine prominente Erwähnung wert, verdeutlicht gleichzeitig aber auch wieder ein Stück die Absurdität der Situation.

"Seit zwei Stunden sind mir die finalen Kriterien bekannt", sagte Gorenzel, ohne diese öffentlich definieren zu wollen. Aber erstmal heißt es nichts anderes, als: Seit Mittwochmittag weiß der Sportchef, unter welchen Bedingungen er einen Coach auswählen kann. Heißt aber auch: Bis dahin wusste er es nicht exakt. Ist das nicht verrückt?

Vielleicht hatte sich in Gorenzels Lächeln also auch ein Stück weit Erleichterung gemischt, dass die unendliche Suche nun bald doch ein Ende findet. "Auf dieser Basis werden wir jetzt möglichst rasch versuchen, die bestmögliche Lösung zu präsentieren", sagte Gorenzel - und er idealerweise auch den Titel Interimstrainer ablegen, der er sich ja nun eher unfreiwillig angeheftet hatte.

Am Freitag beim Halleschen FC (19 Uhr/Magentasport) wird der Österreicher erneut auf der Bank sitzen. "Stand jetzt, ja", sagte Gorenzel. Zum vierten und mit großer Wahrscheinlichkeit letzten Mal. Oder doch nicht? Denn es ist nicht so, dass der Konflikt zwischen den Gesellschaftern beigelegt wäre, bloß weil Gorenzel nun Kriterien bekannt sind. Nein, die Situation ist unverändert konfrontativ. Die Idee, Präsident Robert Reisinger und Investor Hasan Ismaik an einen Tisch zu bringen, scheint eher eine Mammutaufgabe zu sein.

Und der kleinste gemeinsame Nenner in der Trainerfrage ist nicht klein, er ist geradezu minimal.

Nach AZ-Informationen ist bei der Suche nach der Lösung der größte Knackpunkt die Vertragslaufzeit. Oder besser gesagt: Gibt es einen Coach, der die Löwen vorerst nur bis zum Saisonende stabilisieren will? Schwierig. Die meisten Kandidaten pochen auf ein deutlich längeres Engagement - vor allem um sich für den Fall der Fälle abzusichern, schließlich gilt in der Branche der Trainerjob bei Sechzig nicht erst seit gestern als hochempfindlicher Schleudersitz.

Ein neuer Name im Kandidatenroulette ist nach AZ-Infos nun Uwe Koschinat. Inwieweit der 51-Jährige bereit wäre, ein solches Engagement einzugehen: unklar. Sein Berater Markus Buchberger wollte die Gerüchte jedenfalls nicht kommentieren, was Interpretationsspielraum lässt. Koschinat hat bis zum Oktober 2022 in Saarbrücken gearbeitet, davor beim SV Sandhausen in der Zweiten Liga.

Achim Beierlorzer ist derweil wohl aus dem Rennen. Dafür lieferte Gorenzel weitere Indizien. Vorige Woche hatte er von einer "Wunschvorstellung" gesprochen, über die befunden werden müsste. Ist diese "Wunschvorstellung" noch immer auf dem Tisch? "Man kann immer mit gewissen Wünschen in einen Prozess hineingehen", führte Gorenzel wortreich aus, "am Ende des Tages sehe ich meine Aufgabe und Verantwortung so, dass ich aus den gegebenen Möglichkeiten in wirtschaftlicher und rechtlicher Art und Weise die bestmögliche Lösung suche. Das versuche ich tagtäglich. Momentan von acht Uhr in der Früh bis 22 Uhr am Abend. Und das werde ich weiterhin tun." Übersetzt heißt das: Beierlorzer ist kein Löwen-Thema mehr.

Hätte nicht doch Assistent Stefan Reisinger, der seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer macht, statt Gorenzel das Steuer übernehmen können? Es steht zu dieser statuarischen Frage eine DFB-Stellungnahme aus. "Dann gibt es eine neue Entscheidungsgrundlage", sagte der Sportchef. Macht's am Ende doch noch der Co-Trainer?