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Ende der Funkstille? Welche Rolle Tapalovic beim geplatzten Nübel-Transfer spielt

Torwartrainer Tapalovic hat mit Nübel (zu) wenig kommuniziert. Für Coach Nagelsmann kein Problem.


Trainer und Neuers bester Kumpel: Toni Tapalovic (l.)

Trainer und Neuers bester Kumpel: Toni Tapalovic (l.)

Von Patrick Strasser

Es ist erst etwas mehr als vier Jahre her, dass Toni Tapalovic (42) auf der Homepage des FC Bayern mit einer Story bedacht wurde, welche die Überschrift trug: "Das Genie hinter Manuel Neuer". Da war der Torwarttrainer der Münchner, wie Neuer ein gebürtiger Gelsenkirchener, bereits sieben Jahre im Verein. 2011 war Tapalovic als No-Name an die Säbener Straße gekommen, mit erst 32 Jahren selbst noch im besten Torwartalter. Erste Erfahrungen im Trainerjob hatte er als Coach in der Nachwuchsabteilung der Schalker gesammelt, während er parallel die Nummer zwei hinter Neuer war.

Sie schoben gemeinsame Extraschichten, wurden Freunde und im Zuge von Neuers umstrittenem Wechsel von den Königsblauen zu den Roten im Sommer 2011 kam "Tapa", wie ihn alle rufen, einfach mit - nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch bei Coach Jupp Heynckes. Seitdem arbeiten, egal unter welchem Trainer, Neuer und Tapalovic Seite an Seite miteinander. Bei sämtlichen Vertragsverlängerungen des Nationaltorhüters war es seine Bedingung, dass Kumpel und Trauzeuge Toni auch bleiben müsse. "Der Torwart, der ich heute bin, bin ich auch dank Toni Tapalovic", sagte Neuer einmal, "er hat mich mitentwickelt. Ich konnte auch einiges aus Tonis aktiver Zeit lernen."

Nun hat Tapalovic' Schaffen an der Säbener Straße erstmals einen Kratzer bekommen. Der Assistenzcoach hatte den Kontakt zum nach Monaco ausgeliehenen Alexander Nübel schleifen lassen, worüber sich der einst als Kronprinz von Neuer auserkorene Keeper beschwerte. Bei Bild TV rügte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic Tapalovic öffentlich ob der ausgebliebenen Kommunikation: "Ja, das hätte so sein sollen. Darüber werden wir natürlich intern sprechen." Der Leihvertrag von Nübel (26) läuft bis Saisonende, bei Bayern steht der gebürtige Paderborner, noch ein ehemaliger Schalker, bis 2025 unter Vertrag.

Im ZDF-Sportstudio hatte Nübel gesagt, dass man in der Saison 2020/21, dem bisher einzigen Jahr von Nübel bei Bayern, "ein normales Verhältnis" gehabt habe. "In meiner Zeit in Monaco gab es nicht viel Kontakt. Ich glaube schon, dass man ab und zu sich austauschen hätte können über die Situation." Dabei beschrieb Tapalovic seine Philosophie einst so: "Ich versuche, genau dieses Vertrauen, das ich zu Manu habe, auch bei den anderen Torhütern aufzubauen. Es muss auch irgendwie eine Freundschaft sein." Hat im Fall Nübel (noch) nicht hingehauen.

Wird die Funkstille zum Problem? Trainer Julian Nagelsmann sagte am Montag: "Es ist wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet. Ähnlich wie bei einem Spieler kann auch ein Trainer viele Dinge verbessern. Generell sehe ich kein Problem, dass Toni ein sehr gutes Verhältnis zu Manuel hat." Die Gelegenheit, Tapalovic ausdrücklich für seine Arbeit zu loben, ließ Nagelsmann verstreichen.