Eishockey
DEL-Erfolgscoach Jackson "im Schlussdrittel"
24. April 2023, 12:51 Uhr
Die Zukunft des erfolgreichsten Trainers in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga soll sich in dieser Woche entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Don Jackson nach seinem neunten Meistertitel in Deutschland zurückzieht und in Zukunft möglicherweise in einer übergeordneten Rolle im Eishockey-Kosmos des österreichischen Brauseunternehmens Red Bull arbeitet, ist durchaus groß.
Auch wenn nach dem vierten Triumph des EHC Red Bull München darüber niemand so recht sprechen wollte, war dies doch herauszuhören. "Ich bin im Schlussdrittel", sagte der 66 Jahre alte US-Amerikaner nach dem entscheidenden 3:1-Sieg seines Teams gegen den ERC Ingolstadt.
Gemeint war natürlich seine Arbeit als Eishockeycoach. Spekulationen über den Zeitpunkt seines Rückzugs gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. Insbesondere nach den Playoff-Enttäuschungen seit 2018. Seitdem war der finanzstärkste Club in Deutschland früher gescheitert, als ihm lieb war. Doch Jackson ließ unmittelbar nach schmerzenden Niederlagen keinen Zweifel daran, dass er auch im jeweils kommenden Jahr wieder angreifen wolle - als Trainer des EHC. Dies war nun, da es endlich wieder mit dem Titel geklappt hat, anders.
Obschon Manager Christian Winkler wahrscheinlich längst Klarheit hat, stellte es der 51-Jährige so dar, als warte er nur auf Jacksons Entscheidung. "Im Endeffekt entscheidet es der Don selber. Einen erfolgreicheren Trainer wird man wahrscheinlich nicht mehr haben", sagte Winkler und verwies vielsagend auf die kommenden Tage: "Das werden wir nicht jetzt besprechen. Aber wir werden uns mit Sicherheit diese Woche wieder zusammensetzen. Dann werden wir schauen."
Dem Vernehmen nach hat Winkler längst eine Alternative in petto. Seit Wochen hält sich das Gerücht, der frühere Bundestrainer Toni Söderholm solle Jackson in der kommenden Saison beerben. Der 44 Jahre alte Finne hat sein Engagement beim SC Bern, für das er im vergangenen November den Deutschen Eishockey-Bund Hals über Kopf verließ, nach enttäuschenden Monaten schon wieder beendet. Noch als Spieler war Söderholm 2016 unter Jackson an der ersten Meisterschaft der Münchner beteiligt. Anschließend wurde er bei seinem Weg zur ambitionierten Trainerlaufbahn vom Red-Bull-Konzern gefördert. Die Übergabe von Jackson zu Söderholm erscheint derzeit nur logisch.
Von all dem wollte Jackson am Sonntag im Meistertrubel naturgemäß nichts wissen. Dass ihn auch sein persönlich neunter Titel in Deutschland noch berührte, bewiesen einige Tränen nach dem Triumph. "Jeder Titel ist emotional", sagte Jackson, der sich vor knapp 20 Jahren zunächst mit der Düsseldorfer EG als Coach in Deutschland einen Namen machte. Meistertitel hamsterte er von 2008 an mit den Eisbären Berlin und knapp eine Dekade später dann mit München.
Bei seinen Schützlingen genießt Jackson, der als Spieler an der Seite des großen Wayne Gretzky zweimal den Stanley Cup mit den Edmonton Oilers gewann, einen tadellosen Ruf. "Don hat eine wahnsinnige Erfahrung und ein wahnsinniges Eishockey-Know-how", sagte Münchens Torwart Mathias Niederberger. Viel wichtiger sei aber Jacksons Persönlichkeit, betonte Niederberger. "Er ist einfach nur tadellos und ein wahnsinniger Mensch. Ich habe einen Riesenrespekt vor ihm."