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Das neue Mia san Mia: Bayerns selbstbewusste Triple-Träume

Im Trainingslager geht es hart zur Sache, die Stars glauben trotz vieler Verletzter ans Triple. "Wir wissen deutlich mehr, was er inhaltlich vonuns will", sagt Müller über Coach Nagelsmann


Sie glauben an den Triple-Triumph in der Rückrunde - weil der Teamgeist besser ist als in der vergangenen Saison: Die Mannschaft des FC Bayern

Sie glauben an den Triple-Triumph in der Rückrunde - weil der Teamgeist besser ist als in der vergangenen Saison: Die Mannschaft des FC Bayern

Von Maximilian Koch

Hart, aber fair. Im Bayern-Training in diesen Tagen von Doha kracht es bisweilen gewaltig, die Intensität bei den Einheiten ist extrem hoch, die Gier riesig.

Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting etwa lieferten sich bei einem Drei-gegen-drei-Spiel ein packendes Duell, zunächst setzte sich Choupo mit Armeinsatz gegen Müller durch und erzielte ein Tor, nur wenige Sekunden später verhinderte dann Müller mit einer Grätsche den nächsten Treffer seines Sturm-Kollegen und -Rivalen. Beide klatschten ab, weiter ging's. Nur eine von vielen Szenen, die Trainer Julian Nagelsmann zufriedenstellte.

"Jeder sprüht vor Tatendrang, das merkt man in den ersten Tagen", sagte Müller, der wie seine DFB-Kollegen das WM-Aus abgehakt hat: "Das ‚Immer-Weitermachen' ist in uns drin. Ich habe nicht das Gefühl, dass es bei uns jemanden gibt, um den man sich da speziell kümmern muss."

Da ist ordentlich Zug drin: Julian Nagelsmann ist mit der Trainingsintesität seiner Profis in Doha hochzufrieden.

Da ist ordentlich Zug drin: Julian Nagelsmann ist mit der Trainingsintesität seiner Profis in Doha hochzufrieden.

Danach sieht es tatsächlich nicht aus, im Gegenteil. In Doha scheint genau der Geist zu entstehen, den es für einen möglichen Triple-Triumph braucht. Es ist schon erstaunlich, wie groß der Optimismus bei Spielern wie Trainern ist - obwohl mit Manuel Neuer und Lucas Hernández zwei Säulen der Mannschaft mindestens bis Saisonende ausfallen und Sadio Mané bis mindestens Februar.

"Die Vorzeichen stehen sehr, sehr gut für die Rückrunde", erklärte Müller: "In der Gesamtschau werden aber die Spiele gegen Paris Saint-Germain und das Weiterkommen in der Champions League für uns elementar sein, wie geschichtsträchtig die Saison werden kann." Da liegt Bayerns Routinier natürlich richtig. Ein Achtelfinal-Aus würde die Saison beflecken, zumal in der vergangenen Spielzeit im Viertelfinale gegen Außenseiter FC Villarreal Schluss war.

Von Nagelsmann wird erwartet, dass er sein Team ins Halbfinale oder Finale führt, der Titelgewinn in der Königsklasse ist angesichts der starken internationalen Konkurrenz freilich nicht planbar.

Doch es hat sich offenbar etwas getan seit der Vorsaison. Der Teamgeist ist besser, wie aus der Mannschaft zu hören ist, genauso das Verhältnis zwischen Nagelsmann und den Spielern. Der Coach ist offener geworden, kommuniziert mehr. Das kommt gut an. Und: Das Verständnis für Nagelsmanns Taktikvorstellungen ist größer als zuvor.

"Es ist absolut eine Entwicklung erkennbar. Und das stimmt mich mehr als positiv, dass wir eine gute und vor allem viel bessere Rückrunde spielen als letztes Jahr", sagte Müller über das neue "Mia san Mia" der Münchner.

Nagelsmann sei das zweite Jahr da und kenne die Mannschaft mittlerweile viel besser. "Und wir kennen den Trainer besser. Wir wissen deutlich mehr, was er inhaltlich von uns will. Wir können es auch schon sehr viel besser umsetzen." Müllers Eindruck: "Alle sind auf dem richtigen Pfad."

Auch der Coach, der sich in Doha sehr gelassen und gleichzeitig total motiviert gibt. "Ich hoffe, man sieht es mir an, dass ich mit Schwung und Elan ins neue Jahr gekommen bin", sagte Nagelsmann. Selbstbewusst ist er sowieso. Die Chancen gegen Paris schätzt Nagelsmann "50:50" ein, er hält den Dreifacherfolg aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League für realistisch.

Die WM-Enttäuschung vieler Stars will er dabei umwandeln in Energie - und für die Ziele des FC Bayern nutzen: "So etwas kann der größte Motivator sein. Nach jedem Schatten kommt immer auch wieder Licht", sagte der Coach. Der Glaube an ein historisches Halbjahr ist bei den Münchnern ziemlich groß.