Enttäuschende Leistung

Bayern-Basketballer patzen gegen Ulm: "Überhaupt nicht im Fluss"


Abklatschen mit dem verdienten Sieger. Die Bayern (in rot) gratulieren den Ulmern zum Sieg.

Abklatschen mit dem verdienten Sieger. Die Bayern (in rot) gratulieren den Ulmern zum Sieg.

Von Markus Giese

Fehlstart für den Champion! Die Bayern-Basketballer haben zum Auftakt des Meisterturniers völlig überraschend gegen Ulm verloren. Den Stars von der Isar fehlte es am nötigen Biss. Auch im ersten Spiel gewann ein Außenseiter.

München - Coach Oliver Kostic beendete seine Videoanalyse erst um 2.30 Uhr. Kapitän Danilo Barthel fand ebenfalls keinen Schlaf und sah sich zumindest die erste Halbzeit der Partie gegen Ulm noch einmal an. Nach dem 85:95 am Samstag haben die Basketballer des FC Bayern deutlich früher als erwartet die bittere Erfahrung machen müssen, wie man eine Niederlage im Quarantäne-Hotel verarbeitet. "Ich habe unruhig geschlafen", berichtete Barthel am Sonntag: "Manchmal lernt man aus Niederlagen mehr, aber wir müssen jetzt schnell lernen."

Den Auftakt ins Saisonfinale dahoam nach zuvor 89 Tagen Corona-Zwangspause haben die Gastgeber und Favoriten des Final10-Turniers im Audi Dome jedenfalls gründlich verpatzt. Und damit gleich mal den ersten Dämpfer auf dem Weg zur möglichen dritten Meisterschaft in Folge hinnehmen müssen.

Hainer: "Nürlich wollen wir unseren Titel verteidigen"

Ungeduscht, so wie es das Sicherheits- und Hygienekonzept der BBL vorsieht, ging es mit der Niederlage im Gepäck für die Spieler per Bus zurück in die Basketball-Turnier-WG im Leonardo Royal Hotel.

"Wir wollen natürlich in der eigenen Halle unseren Titel verteidigen!", hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer unmittelbar vor Tip-off noch mal bei "Magenta Sport" an das Ziel erinnert - trotz aller Ungewissheiten, die dieses Turnierformat und auch die Verfassung der Teams betreffen. Auch Geschäftsführer Marko Pesic war da noch äußerst zuversichtlich: "Wir haben sehr gut trainiert, sind gut vorbereitet!"

Die Realität auf dem Court sah anders aus. Ulm, vor dem Abbruch der regulären Saison Tabellenzehnter, also nicht mal auf einem Playoff-Rang, fand schneller den Rhythmus und war in der zweiten Spielhälfte das klar bessere Team.

Das musste auch Kostic, dessen Team von 21 Spielen der regulären Saison nur zwei verloren hatte, eingestehen: "Wir hatten vor dem Spiel besprochen, mit Intensität und Physis spielen zu müssen. Doch leider waren wir zu soft." Die Bayern-Softies. "Wir waren nicht aggressiv genug, haben Ulm gewähren lassen, so konnten sie ihre Offensive laufen", sagte Barthel. 95 Punkte für Ulm und alleine 33 im letzten Viertel belegen das.

Maodo Lo kritisiert: "Sind noch gar nicht im Fluss"

"Defensiv ist alles schiefgelaufen. Wir sind noch gar nicht im Fluss", sagte Maodo Lo: "Wenn wir so weiterspielen, werden wir kein Spiel gewinnen." Dabei führte Bayern gegen Ulm anfangs sogar noch mit acht Punkten (33:25). Dass Topscorer Greg Monroe (private Gründe) und Nihad Djedovic (Knieverletzung) bei dem Turnier fehlen, war dem Team dann aber mehr und mehr anzumerken. Einzig Co-Kapitän Vladimir Lucic, der auf 23 Punkte und acht Rebounds kam, präsentierte sich in Meisterform.

Barthel fand es "ein bisschen komisch", ohne Zuschauer in der Geisterhalle spielen zu müssen: "Ohne Fans hat dieser Push gefehlt." Das Kampfgericht am Spielfeldrand sitzt hinter Plexiglas. Bodenwischer sieht das 48-seitige BBL-Konzept, das sich die NBA nun als Beispiel für eine mögliche Fortsetzung anschaut, nicht vor. Und so betätigte Ex-NBA-Profi Paul Zipser zwischendurch mal selbst den Wischmopp. Der Einsatz blieb - genau wie seine alle vier verwandelten Dreierversuche (insgesamt 16 Punkte) - aber unbelohnt.

FC Bayern will Wiedergutmachung gegen Crailsheim

Das Gute für die Bayern: Schon am Montagnachmittag (16.30 Uhr/Magenta Sport) haben sie die Chance, es in ihrem zweiten Gruppenspiel gegen Crailsheim besser zu machen - im Duell der enttäuschten Auftaktverlierer. Der Tabellendritte der regulären Saison unterlag nämlich am Samstag mit 78:89 ebenfalls gegen Außenseiter BG Göttingen. Damit belegten Ulm und Göttingen, was ihre Trainer schon gemutmaßt hatte: In diesem Turnier kann offenbar tatsächlich jeder jeden schlagen. Auch Vizemeister Berlin tat sich am Sonntag beim 81:72 gegen Frankfurt schwer.

"Wir müssen gegen Crailsheim viel aggressiver sein und jetzt vor allem kühlen Kopf bewahren", sagte Barthel. "Wir dürfen nicht lange nachdenken, was passiert ist, sondern die guten Dinge beibehalten", forderte Kostic: "Und gegen Crailsheim ein anderes Gesicht zeigen." Möglicherweise ja auch das von Neuzugang Ismet Akpinar, der noch nicht eingesetzt wurde. Eine Stärke des Nationalspielers ist die Defensive. Und wie Ulm gezeigt hat, können die Bayern genau dort dringend Verstärkung gebrauchen.