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Auf den Derby-Sieg folgt eine Derby-Pleite


Von Redaktion idowa

(mir) Nix war's mit dem ersehnten und so wichtigen Sechs-Punkte-Wochenende für die Straubing Tigers, denn beim Derby in Nürnberg kassierte man am Sonntagabend eine bittere 2:3-Niederlage und bleibt damit auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Es war kein spielerischer Leckerbissen, den die knapp 3400 Zuschauer in der Arena Nürnberger Versicherung zu sehen bekamen. Dem Team von Ice-Tigers-Coach Peter Draisaitl konnte das aber am Ende herzlich egal sein, denn nach zuletzt sieben Niederlagen in Folge schaffte das DEL-Schlusslicht den ersten Heimsieg der Saison. Ganz anders natürlich die Gemütslage auf Seiten der Straubinger, denn sie hatten gleich aus mehrfacher Hinsicht Grund zu Ärger und Enttäuschung. Im ersten Drittel zeigte man eine schwache Leistung, wurde dann zwar besser, blieb aber in der Vorwärtsbewegung zu harmlos und ließ vor allem zu viele Powerplaysituationen ungenützt. Allein im letzten Abschnitt spielte man fünf Mal in Überzahl, Zählbares sprang aber nicht heraus.

"In den Spielen vor diesem Wochenende haben wir defensiv oft zu viele Fehler gemacht. Daraus haben wir gelernt und stehen hinten besser. Heute war unser Problem, dass wir die Offensive vernachlässigt haben. Wir haben wie zum Teil auch schon am Freitag gegen Ingolstadt zu wenige Torchancen kreiert. Wir müssen endlich lernen, in beiden Bereichen gut zu spielen", so Tigers-Chefcoach Dan Ratushny nach dem Spiel enttäuscht.

Für Unmut sorgte noch lange nach Spielschluss eine Szene im letzten Drittel, die von Schiedsrichter Roland Aumüller zu Gunsten der Gastgeber entschieden wurde. René Röthke hatte das 3:2 erzielt, nach eingehender Videoanalyse entschied der Referee jedoch entgegen seiner ersten Vermutung auf "hoher Stock", da Röthkes Schlägerspitze vermeintlich über der Höhe der Torquerlatte war. Auch die TV-Experten des Abosenders SKY, der die Partie live übertrag, waren sich bei dieser Szene nicht einig. "Ich kann nicht verstehen, dass das Tor nicht gezählt hat", ärgerte sich Röthke. Sein Coach meinte dagegen: "Es ist die Entscheidung des Referees. Er hat gesagt, dass der Stock zu hoch war, und daher sollte man jetzt auch gar nicht darüber diskutieren."

Ausgerechnet Frosch...
Dass letztlich Ex-Tigers-Stürmer Dusan Frosch, der bis dahin in dieser Saison noch keinen einzigen Scorerpunkt verbucht hatte, den Siegtreffer für Nürnberg erzielte, passte ins Bild eines verkorksten Abends aus Straubinger Sicht. "Die Enttäuschung ist gerade sehr groß. Nach dem Sieg gegen Ingolstadt am Freitag hätten wir mit einem weiteren Erfolg gegen Nürnberg ein Sechs-Punkte-Wochenende gehabt. Diese große Chance haben wir aber leider verspielt", so Ratushny, der mit der gleichen Aufstellung wie im siegreichen Heimspiel zwei Tage zuvor an den Start ging.

Dass es ein hartes Stück Arbeit für seine Mannschaft gegen "Nürnberg, das hungrig auf den Sieg war" (Ratushny), werden würde, zeigte sich ab der ersten Minute. Die Partie begann gleich mit einer Strafzeit auf beiden Seiten - ein Vorgeschmack auf den weiteren Spielverlauf, der geprägt war von Nickligkeiten und zahlreichen Strafzeiten. Waren die Tigers in Unterzahl, agierte Nürnberg mit einem der schlechtesten Powerplays der Liga gewohnt ungefährlich. Zudem funktionierte das Straubinger Penaltykilling. Auf der anderen Seite gelangen den Gästen in numerischer Überzahl kaum nennenswerte Chancen. Überhaupt waren hochkarätige Torschüsse und sehenswerte Spielzüge im ersten Drittel Mangelware, vor allem auf Straubinger Seite. So ging es mit einem 0:0 in die erste Pause und Tigers-Verteidiger Sebastian Osterloh warnte: "Gerade gegen so einen Gegner wie Nürnberg, der als Tabellenletzter im Moment nichts zu verlieren hat, ist es gefährlich. Wir müssen im Mittelabschnitt viel mehr Gas geben, sonst bekommen wir ein großes Problem."

Und er sollte Recht behalten, denn nach Wiederanpfiff sah es erst einmal gar nicht gut aus für Straubing. Als nacheinander Sandro Schönberger und Daniel Sparre in die Kühlbox mussten, schlug die Stunde der Ice Tigers. Unter der großen Mithilfe der Tigers-Unterzahlformation brachte Chris Collins die Franken in der 27. Minute in Führung. Zuvor hatte Carsen Germyn bei einem Konter die Chance zur Führung kläglich vergeben. Der Gegentreffer brachte die Straubinger ordentlich aus dem Konzept, und so hatte Nürnberg in den darauf folgenden Minuten mehrere gute Möglichkeiten, auch weil man aufgrund eines Wechselfehlers der Gäste erneut in Überzahl war. Straubing fing sich jedoch wieder, wurde stärker und hatte seinerseits einige Chancen. Und als dann in der 34./35. Minute nacheinander zwei Nürnberger Spieler auf die Strafbank mussten, drehten die Gäste das Spiel mit ungeahnter Effektivität. Erst fälschte Karl Stewart einen Schuss von Réne Röthke unhaltbar zum 1:1-Ausgleich ab und knapp eine Minute später erzielte Neuzugang Matt Hussey bei Fünf-gegen-Vier den Führungstreffer. Straubing hatte nun Oberwasser und hätte bis zur Pausensirene sogar noch einen weiteren Treffer drauf packen können.

Schwächen in Überzahl
Da man dies aber versäumte, blieb das Spiel weiter offen, zumal Nürnberg zu Beginn des letzten Drittels zum 2:2 ausglich. Doch Straubing kämpfte weiter und ließ sich auch durch den nicht gegebenen Treffer von Röthke nicht beirren. Die Tigers waren nun die spielstärkere Mannschaft in einem Derby, das mehr und mehr zu einer Nervenschlacht wurde. Als Straubing acht Minuten vor dem Ende über eine Minute (!) erneut mit zwei Mann mehr auf dem Eis war, hätte man die Entscheidung herbeiführen müssen. Doch die Tigers spielten viel zu harmlos, hatten keine einzige nennenswerte Torchance und brachten sich damit selbst auf die Verliererstraße. Ausgerechnet der Ex-Straubinger Dusan Frosch erzielte den Treffer zum 3:2-Endstand aus Sicht der Franken. Straubing dagegen musste wie schon öfter in den letzten Jahren mit der Rolle des Aufbaugegners für ein schwächelndes Team vorlieb nehmen...