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Alles Formsache: In der Offensive hat Nagelsmann die Qual der Wahl

Serge Gnabry meldet sich mit neuer Frisur und einem Tor gegen Bochum zurück. Aber darf er auch in Paris starten? Der Offensivcheck der AZ.


Neuer Rasta-Zopf-Frisur und sein neuntes Tor in dieser Bundesliga-Saison: Bayern-Star Serge Gnabry im Spiel gegen Bochum.

Neuer Rasta-Zopf-Frisur und sein neuntes Tor in dieser Bundesliga-Saison: Bayern-Star Serge Gnabry im Spiel gegen Bochum.

Von Maximilian Koch

München - Eigentlich hätte Leon Goretzka (28) den Elfmeter zum 3:0 gegen seinen Ex-Klub VfL Bochum gern geschossen, er hatte sich den Ball bereits geschnappt, doch ein anderer Bayern-Star, der Gefoulte, setzte sich schließlich durch: Serge Gnabry (27).

"Ich wollte selber schießen, aber Serge hat in der Vergangenheit Elfmeter trainiert", verriet Goretzka, der Münchner Kapitän der zweiten Halbzeit, später in den Katakomben: "Er hat gesagt, er schießt ihn rein - und dann hat er ihn auch gemacht." Ganz cool, flach ins linke Eck, zum Endstand in dieser 74. Minute.

Für Gnabry war es ein besonderes Tor in einer besonderen Partie: Der Offensiv-Star lief zum 200. Mal in einem Pflichtspiel für Bayern auf - und nach einer unglücklichen ersten Halbzeit krönte er seine Leistungssteigerung mit seinem neunten Liga-Tor in dieser Saison. Bei Bayern hat nur Jamal Musiala (19) einen Treffer mehr auf dem Konto.

Es war für Gnabry ein Signal zur rechten Zeit. Zuletzt saß er meist auf der Ersatzbank und kam nur als Joker in die Partie. Nun zählte er zu den besseren Bayern-Akteuren an diesem Nachmittag. Mit 95 Ballaktionen in einem Bundesliga-Spiel stellte Gnabry einen persönlichen Rekord auf, er sprintete so oft wie kein anderer Spieler auf dem Platz (33 Mal), lief am meisten (10,9 km) von allen Münchner Profis und gab auch die meisten Torschüsse (sechs) ab.

Die Formkurve zeigt wieder nach oben. In den vergangenen Wochen hatte Gnabry lediglich mit einem Trip zur Pariser Fashion Week für Schlagzeilen gesorgt. Trainer Julian Nagelsmann und Sportvorstand Hasan Salihamidzic kritisierten ihn dafür öffentlich. Jetzt heißt es bei Gnabry wieder: Fußball statt Fashion. Wobei seine Rasta-Zopf-Frisur gegen Bochum freilich auch ein Hingucker war.

Es ist eben alles Formsache. Stimmt die Leistung auf dem Spielfeld, sind alle Extravaganzen nebensächlich. Oder wie es Coach Nagelsmann formulierte: "Ich glaube, dass es schon wichtig ist, dass jeder seine Freizeit so gestalten kann, dass er glücklich ist. Aber es muss zuträglich für deinen Beruf sein. Solange die Antwort auf dem Platz passt, ist es okay für mich. Wenn es nicht passt, ist es nicht okay für mich."

Nagelsmann hat vor dem Champions-League-Hit am Dienstag bei Paris Saint-Germain (21 Uhr/Amazon Prime Video) einige knifflige Entscheidungen zu treffen - defensiv wie offensiv. Eric Maxim Choupo-Moting (33) ist als Stoßstürmer gesetzt, auch Musiala dürfte seinen Platz in der Startelf sicher haben.

Aus dem Quartett Gnabry, Leroy Sané (27), Kingsley Coman (26) und Thomas Müller (33), der in seinem 428. Bundesliga-Spiel an Gerd Müller vorbeizog und nun alleiniger Rekordhalter unter den Feldspielern bei Bayern ist, können dann höchstens drei Stars spielen.

Falls Goretzka auf der Doppelsechs neben Joshua Kimmich (28) beginnt, sogar nur zwei. Ein Luxusproblem. Aber das wünscht sich ein Trainer ja in dieser entscheidenden Phase der Saison.

Speziell Coman präsentiert sich aktuell formstark, nach seiner Einwechslung gegen Bochum erzielte er in der 64. Minute das Tor zum 2:0. Der Franzose, der in der PSG-Jugend ausgebildet wurde, ist gegen seinen Ex-Klub immer besonders motiviert. 2020 köpfte Coman das Siegtor im Königsklassen-Endspiel gegen Paris in Lissabon. Coman hat wohl die besten Chancen, auch Müller darf sich nach vier Torbeteiligungen in den vergangenen vier Partien berechtigte Hoffnungen machen.

Für Nagelsmann heißt es daher: Sané, Gnabry oder Goretzka.