Von allen Personalentscheidungen, die bei den Straubing Tigers nach dem Saison-Aus im Halbfinale gegen Berlin anstehen, war die um Nicolas "Nick" Mattinen natürlich die prominenteste – und auch naheliegendste. Dass es aber so schnell gehen würde mit dem Weggang des versierten Technikers aus Kanada, überrascht dann doch fast ein bisschen: Am Sonntagabend deutscher Zeit verkündete der NHL-Topklub Toronto Maple Leafs auf seiner Website, den umworbenen Verteidiger der Straubing Tigers unter Vertrag genommen zu haben. Am Montagvormittag folgte auf Nachfrage der Redaktion die offizielle Bestätigung der Straubing Tigers.
Wenn die Meldung aus Straubinger Sicht etwas Gutes hat, dann, dass der 26-Jährige nicht zu den Adlern Mannheim wechselt – und damit in der nächsten DEL-Saison gegen die Tigers gespielt hätte. Von den Mannheimern – genauer: vom dortigen „Mannheimer Morgen“, der sich auf „sichere Quellen aus dem Umfeld des Vereins“ berief – war die Verpflichtung des DEL-Spielers des Jahres schon vor Wochen gemeldet worden. Mattinen habe sich aber die Option offengehalten, bei einem entsprechenden Angebot in die NHL wechseln zu können, hieß es aus der Kurpfalz jetzt.
Und genau von dieser Ausstiegsklausel hat er nun offenbar Gebrauch gemacht, um künftig in Nordamerika spielen zu können. Laut Klubangaben erhält Mattinen in Toronto einen sogenannten Zwei-Wege-Vertrag mit einjähriger Laufzeit. Wie in der NHL üblich, wurde sogar der exakte Betrag genannt, den Mattinens Engagement seinem neuen Arbeitgeber wert ist: 775.000 US-Dollar. Ob Nick Mattinen sofort wirklich im NHL-Team der Maple Leafs spielen wird, steht demnach aber nicht fest. Der Zwei-Wege-Vertrag erlaubt es den Maple Leafs, den künftigen Ex-Straubinger auch in ein sogenanntes Franchise-Team in einer unterklassigen Liga zu beordern.
Kurzes, aber heftiges Intermezzo
Mit dem Weggang Mattinens endet ein kurzes, aber – im besten Sinn – sehr heftiges Intermezzo beim Straubinger DEL-Klub. Der Verteidiger war erst vor einem Jahr vom Villacher SV in die Gäubodenstadt gewechselt, wurde dort aber in Rekordzeit zum Fanliebling und zur absoluten Attraktion auf dem Eis. Der Kanadier sammelte in der Hauptrunde 46 Scorerpunkte (16 Tore, 30 Assists), und wurde vor Playoff-Start nicht nur zum besten Verteidiger, sondern sogar zum Spieler der Saison 2023/24 gekürt.
Klar, dass man in Straubing alles andere als happy ist, einen solchen hochbegabten Spieler abzugeben. Ob die Tigers eine Option auf eine Vertragsverlängerung hatten und damit in irgendeiner Form am Wechsel zu dem Klub aus der weltbesten Eishockey-Liga profitieren, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Am Montag gab es für den scheidenden Spieler von den Tigers jedenfalls nur überschwängliches Lob: „Nick ist ein sehr ehrgeiziger Spieler, der immer an sich und die Mannschaft glaubt. Er hat sich nicht für den einfachen, sondern den harten Weg entschieden. Das hat mich begeistert“, wird Jason Dunham, Sportlicher Leiter der Straubinger, in der Pressemitteilung zitiert. „Ich bin sehr stolz auf Nick und wünsche ihm beruflich wie privat nur das Beste. Auf meiner nächsten Scouting-Tour im Oktober werde ich meinen ersten Stopp definitiv in Toronto machen“, fügte Dunham an, der sich ans Revers heften kann, den Ausnahmespieler für die DEL entdeckt und ihm damit den nächsten Karriereschritt erst ermöglicht zu haben.
Dessen scheint sich auch Nick Mattinen bewusst zu sein: „Ich möchte mich bei allen Tigers-Fans für die großartige Unterstützung während der gesamten Saison bedanken. Außerdem gilt mein Dank der ganzen Organisation der Straubing Tigers sowie meinen Teamkollegen für die unvergessliche Zeit hier“, heißt es in der Mitteilung. Gleichzeitig verhehlt er die Freude über die Chance in seiner nordamerikanischen Heimat nicht: „Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, in die neue Spielzeit in Toronto zu starten.“
Wehmut beim Saisonabschluss
Und die Fans der Tigers? Müssen nach dem – zumindest nach Ansicht der Optimisten unter ihnen – verfrühten Saison-Aus nun erst einmal auch noch den Abgang eines der Garanten des diesjährigen Erfolgs verkraften. Am kommenden Samstag, 20. April, hat der niederbayerische DEL-Halbfinalist seine Anhänger und Unterstützer zur Saisonabschlussfeier auf dem Gelände der Karmeliten-Brauerei geladen. Die bereits feststehenden Abschiede von Kapitän Sandro Schönberger, Cody Lampl und Benedikt Kohl hätten sowieso dafür gesorgt, dass dort ein bisschen Wehmut mitschwingt. Jetzt heißt es, bei dem Fest auch Abschied von Nick Mattinen zu nehmen.