SSV Jahn Regensburg - Interview

Jahn-Keeper Strebinger: "Wir müssen einfach punkten - egal wo und egal gegen wen"


Richard Strebinger steht seit Winter im Tor des SSV Jahn Regensburg. (Foto: Fabian Roßmann)

Richard Strebinger steht seit Winter im Tor des SSV Jahn Regensburg. (Foto: Fabian Roßmann)

Von Fabian Roßmann und Redaktion idowa

Der Österreicher Richard Strebinger hütet seit dem Winter das Tor des SSV Jahn Regensburg in der Dritten Liga. Er ist von Bundesligist Werder Bremen an den Drittligisten ausgeliehen. Am Wochenende machte er sein zweites Zu-Null-Spiel im Jahn-Trikot gegen Erfurt. Im Interview spricht er über die aktuelle Situation, seine bisherige Karriere und seine Zukunft.

Herr Strebinger, wie erleichtert waren Sie am Samstag, als kurz vor Schluss doch noch der 1:0-Siegtreffer für den Jahn fiel?
Strebinger: Das war ein Wahnsinnsgefühl. Du bist in der Situation wie ein Zuschauer. Du kannst nicht direkt eingreifen und nur von deiner Position aus mitfiebern.

Ein Sieg ohne Gegentor und Berufung in die kicker-Elf des Tages. Besser hätte es aus Ihrer Sicht nicht laufen können, oder?
Strebinger: Nein, besser geht es ja nicht. Da ist rundum alles gelungen. Man sieht, dass die Sicherheit nach und nach mehr wird. Natürlich freut es mich auch, wenn die eigene Leistung anerkannt wird. Aber das ist in der aktuellen Situation nebensächlich.

Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt trotzdem immer noch acht Punkte. Wie realistisch ist der Klassenerhalt aus Ihrer Sicht noch?
Strebinger: Es sind noch neun Spiele und damit 27 Punkte zu vergeben. Die Möglichkeit ist auf jeden Fall noch da. Wir müssen einfach punkten, egal wo und egal gegen wen. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir es noch schaffen können. Es macht jetzt auch keinen Sinn zu schauen, wie viele Punkte Rückstand wir noch haben. Es geht einfach darum, Spiel für Spiel zu punkten.

Christian Brand hat letzte Woche den schönen Satz gesagt 'Aufgeben ist keine Option'. Ist das auch das Motto innerhalb der Mannschaft?
Strebinger: Ja. Das ist auch jedem bewusst. Wir werden, solange es noch möglich ist und auch danach alles geben. Denn am Ende könnte jeder Punkt und jeder Platz entscheidend sein. Wir müssen einfach schauen, dass wir so viele Punkte wie möglich holen.

Am Samstag geht es nun nach Kiel, zum Team der Stunde. Was erwarten Sie?
Strebinger: Das wird auf jeden Fall keine leichte Aufgabe für uns. Aber wir werden diese Woche wieder hart arbeiten und der Trainer wird uns gut einstellen. Am Ende ist es ein Spiel elf gegen elf und alles ist möglich.

Kiel ist gerade defensiv sehr stabil. Wie wichtig wird es, dass man deshalb selbst möglichst keinen Treffer kassiert?
Strebinger: Das wäre sicher wichtig. Wenn man zu null spielt, kann man schon einmal nicht mehr verlieren. Ich denke, dass Kiel sehr zweikampfstark ist und wir dagegenhalten müssen. Wir müssen defensiv gut stehen, aber auch offensiv immer wieder Akzente setzen.

Trotz der schweren Aufgabe zählen für den Jahn eigentlich nur noch Punkte, egal gegen wen.
Strebinger: Ja. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Und in dieser Liga ist jeder Gegner schlagbar. Wir müssen punkten, egal ob zuhause oder auswärts, und auch gegen die Mannschaften, die vorne mit dabei sind, zumindest einen Punkt holen.

Was wird in den nächsten Wochen wichtig sein, damit man den Klassenerhalt doch noch packen kann?
Strebinger: Das wichtigste wird sein, dass wir die individuellen Fehler abstellen. Erfurt war da ein erster richtiger Schritt. In den Spielen zuvor haben uns die individuellen Fehler das Genick gebrochen.

Ihr Stamm-Verein Werder Bremen war diese Saison auch Letzter, hat sich unter Viktor Skripnik jetzt aber nach oben gekämpft. Was kann der Jahn von Werder lernen?
Strebinger: Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man auf seine eigenen Stärken vertraut und auch, wenn es nicht läuft, an sich glaubt. Dann wird letztlich die harte Arbeit, die man investiert, auch belohnt werden.

Waren Sie persönlich überrascht, dass Sie von Beginn an unumstritten die Nummer eins waren?
Strebinger: Nein. Ich bin ja auch nach Regensburg gekommen, um zu spielen.

Als Österreicher dürfte ihnen auch das Einleben in Regensburg nicht allzu schwer gefallen sein.
Strebinger: Das war auch eine große Verlockung für mich. Es ist angenehm, dass mich jeder versteht, wenn ich Dialekt rede (lacht). Bayern und Österreich ist ja fast gleich. Es hat alles super funktioniert und wir fühlen uns sehr wohl hier.

Sie stehen jetzt seit sieben Spielen im Jahn-Tor. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Leistung?
Strebinger: Ich denke, ich kann zufrieden sein. Ich verstehe mich nach und nach besser mit der Abwehr und man sieht, dass ich durch die Spiele an Sicherheit gewinne. So ein Spiel wie gegen Erfurt ist die Belohnung für den Aufwand, den wir als Team und auch ich betreiben. Aber natürlich will man immer an Details feilen und besser werden.

Vor dem Erfurt Spiel haben Sie in drei Spielen zehn Tore kassiert. Wie kann man das erklären?
Strebinger: Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Man hat gesehen, dass wir schwer zu schlagen sind, wenn wir über 90 Minuten konzentriert zu Werke gehen.

Sie sind bis zum Saisonende von Werder Bremen ausgeliehen. Ist es schon fix, dass Sie im Sommer auch nach Bremen zurückkehren?
Strebinger: Daran verschwende ich im Moment noch gar keinen Gedanken. Mich interessiert aktuell nur der Klassenerhalt mit dem Jahn. Was danach passiert, werden wir besprechen, wenn es soweit ist.

Die Konkurrenz im Werder-Tor wird nicht kleiner. Es geistert immer wieder der Name Felix Wiedwald herum.
Strebinger: Ich weiß, dass sie in Bremen viel von mir halten. Ich selbst wollte im Winter die Veränderung und Spielpraxis sammeln. Ich informiere mich natürlich über Werder und wie sie spielen. Aber die Gerüchte sind mir egal.

Haben Sie Kontakt zur Sportlichen Leitung nach Bremen?
Strebinger: Ich habe intensiven Kontakt zum Torwarttrainer Christian Vander. Mit ihm telefoniere ich auch wöchentlich.

Und wie ist das Feedback?
Strebinger: Überwiegend positiv. Aber natürlich sprechen wir auch über Dinge, die man noch verbessern kann.

Sie sind schon früh nach Deutschland ins NLZ der Hertha gekommen. Was hat Sie damals zu dem Schritt bewegt?
Strebinger: Bei meinem Verein St. Pölten in Österreich hat eigentlich alles gepasst. Aber ich wollte zu einem größeren Verein wechseln. Dann hat mich Hertha BSC eingeladen, dass ich mir einmal alles anschaue. Und wenn man das als Österreicher sieht, dann ist das einfach überwältigend. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, den Schritt zu gehen. Denn wenn man es in einer deutschen Profiliga packt, dann hat man es auch geschafft.

Danach ging es zu Werder Bremen. Was war der Grund dafür?
Strebinger: Mein Vertrag in Berlin ist ausgelaufen und Werder hat sich sehr früh und intensiv um mich bemüht. Ich hatte auch ein Angebot der Blackburn Rovers aus England, habe mich aber schnell dafür entschieden, in Deutschland zu bleiben. Ich bin hundertprozentig mit meiner Karriere zufrieden und würde alles wieder genauso machen.

Was sind Ihre persönlichen Ziele in den nächsten Jahren?
Strebinger: In erster Linie geht es für mich darum, mich als Torhüter in der Bundesliga durchzusetzen. Das steht über allem.

Sie waren bis zur U21 auch in den Auswahlmannschaften Österreichs. Ist es ein Ziel, auch in der A-Nationalmannschaft den Sprung ins Tor zu schaffen?
Strebinger: Auf alle Fälle. Ich bin auch davon überzeugt, dass ich das schaffen kann und werde.

Zum Abschluss noch: Der Jahn bleibt in der Dritten Liga, weil...?
Strebinger: ...wir genug Qualität haben und das in den nächsten Wochen auch unter Beweis stellen werden.

(Foto: Fabian Roßmann)

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