Es geht um Stadionfrage

Türkgücü: Das steckt hinter dem Stadionzoff mit Schweinfurt


Stein des Anstoßes: Das Stadion am Dallenberg in Würzburg. Heute FLYERALARM-Arena.

Stein des Anstoßes: Das Stadion am Dallenberg in Würzburg. Heute FLYERALARM-Arena.

Von Daniel Gahn

Regionalligist FC Schweinfurt 05 fordert vom DFB, bei Türkgücü wegen angeblicher Unstimmigkeiten in der Stadionfrage die Lizenz zu überprüfen. Der Aufsteiger keilt zurück: "Ein Messer im Rücken".

München - So etwas hat es noch nicht gegeben: Der 1. FC Schweinfurt 05, bis zur Corona-Pause in der Regionalliga Bayern direkter Konkurrent von Türkgücü München, hat sich mit einem Brief an den DFB gewandt und bezweifelt die Angaben der Münchner in Sachen Stadion.

Konkret geht es darum, dass die Münchner über keine eigene Spielstätte verfügen, die Drittliga-tauglich ist. Der Aufsteiger hat deshalb als uneingeschränkt verfügbare Stadien die FLYERALARM-Arena in Würzburg und die Wacker-Arena in Burghausen benannt, Ausweichstadien sind das Grünwalder und das Olympia-Stadion. Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf bezweifelt, dass die Arena in Würzburg für Türkgücü uneingeschränkt zur Verfügung steht und fragt den DFB: "Wie kann man ein Stadion, welches fast 300 Kilometer vom Vereinssitz entfernt ist und welches in erster Linie von einem Zweitligisten genutzt wird, als Heimspielstätte akzeptieren und zu dem Ergebnis gelangen, dass die Voraussetzung ¸uneingeschränkt für den Spielbetrieb der Dritten Liga zur Verfügung stehen' erfüllt ist?"

Schon in der Vergangenheit war die Nutzung des Kickers-Stadion wegen des Protestes von Nachbarn nur unter Auflagen möglich. Daher kommt der FC-Boss, zugleich Geschäftsführer der Möbel-Kette "Wolf Möbel" und Hauptsponsor der Schweinfurter, zu dem Schluss: "Wir können uns nicht vorstellen, dass eine zusätzliche Nutzung der FLYERALARM Arena durch Türkgücü München von der Stadt Würzburg zugelassen werden würde."

Leere Drohung für Türkgücü-Geschäftsführer Kothny

Für Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny sind das alles nur leere Drohungen. Die FLYERALARM-Arena sei kein städtisches Stadion, weshalb die Kommune gar kein Mitspracherecht habe, welche oder wie viele Vereine dort ihre Heimspiele austragen dürfen. Einer möglichen Überprüfung der Lizenzerteilung von Seiten des DFB sehen Kothny und die Türkgücü-Verantwortlichen deshalb auch ziemlich gelassen entgegen.

Zu Recht, wie die Stellungnahme des DFB zu dem Fall gegenüber der AZ zeigt: "Der DFB hat am 29. Juni öffentlich bekannt gegeben, dass nach Prüfung aller eingegangenen Unterlagen alle sportlich in Frage kommenden Bewerber die Zulassungsvoraussetzungen für die Saison 2020/2021 in der Dritten Liga erfüllen. Dies gilt auch für Türkgücü München."

Und weiter: "Der DFB verfolgt stets das Ansinnen, Vereinen im Falle der sportlichen Qualifikation die Teilnahme an der 3. Liga zu ermöglichen. Dies geschieht natürlich nicht um jeden Preis, sondern im Rahmen der Zulassungsvoraussetzungen, die zu erfüllen sind."

Schweinfurts kuriose Forderung

Auch der kuriosen Forderung von Schweinfurts Geschäftsführer Wolf, Einblick in Türkgücüs Lizenz-Unterlagen zu erhalten, erteilt der DFB eine klare Absage: "Dem aufgeworfenen Vorwurf mangelnder Transparenz können wir nicht folgen. Es sollte nachvollziehbar sein, dass der DFB grundsätzlich keine Unterlagen offenlegt, die ihm von den Vereinen im Rahmen des Zulassungsverfahrens anvertraut werden und vertrauliche Daten enthalten - und nicht zuletzt auch den Datenschutz tangieren."

Viel Lärm um nichts? Naja, der Protest kommt nicht von ungefähr. Denn neben den Münchnern ist der 1. FC Schweinfurt der einzige Verein der Regionalliga, der einen Lizenzantrag für die Dritte Liga gestellt hat. Würde Türkgücü vom DFB die Lizenz nachträglich entzogen, wäre Schweinfurt der Nachrücker. Es wirkt so, als würden die Unterfranken mit allen Tricks versuchen, doch noch aufzusteigen.

Das ist für Kothny der eigentliche Skandal - und deshalb schickt er an die Adresse der ehemaligen Liga-Kollegen eine klare Ansage: "Ich finde es nicht fair, dem sportlich Überlegenen das Messer in den Rücken zu rammen!"

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