Ziel ist der erneute Aufstieg

Kann Türkgücü München die Dritte Liga aufmischen?


Präsident von Türkgücü München: Hasan Kivran

Präsident von Türkgücü München: Hasan Kivran

Von Bernhard Lackner

Mit Türkgücü stellt München ab der kommenden Saison den vierten Drittligisten. Der Klub hat in den vergangenen Jahren einen steilen Aufstieg hingelegt - die AZ stellt ihn vor.

München - München entwickelt sich immer mehr zur Drittliga-Hochburg: Mit dem TSV 1860, FC Bayern II und Vorstadtklub SpVgg Unterhaching stellt die bayerische Landeshauptstadt bereits jetzt drei Drittligisten, mit Türkgücü wird ab der kommenden Saison noch ein vierter hinzukommen.

Der Regionalliga-Meister hat in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen - die AZ stellt ihn vor.

Türkgücüs Weg in die 3. Liga

Türkgücü München (dt.: Türkische Kraft) wurde 1975 von einer Gruppe türkischer Einwanderer gegründet. Zwischen Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre spielte der Klub bereits in der seinerzeit drittklassigen Bayernliga und lockte bei Derbys gegen den TSV 1860 bisweilen bis zu 12.000 Zuschauer ins Dantestadion, wo der Klub seine Heimspiele austrug. Nach der Rückkehr des damaligen Präsidenten und Geldgebers Ergun Bersoy in die Türkei musste Türkgücü 2001 Insolvenz anmelden. Als Nachfolgeverein wurde daraufhin der Türkische SV München gegründet, der 2008 mit dem SV Ataspor München fusionierte.

Seit Anfang 2016 ist Hasan Kivran als Präsident und Geldgeber der tonangebende Mann bei Türkgücü. Der Unternehmer, der in seiner Jugend selbst für den Klub spielte, hauchte Türkgücü mit massiven Investitionen neues Leben ein, gestaltete die Mannschaft komplett neu und baute deutlich professionellere Strukturen auf. Das vorgegebene Ziel, bis 2020 in die Regionalliga Bayern aufzusteigen, wurde aufgrund der rasanten Entwicklung des Klubs bereits im Sommer 2019 erreicht.

Als neues Ziel wurde daher der Aufstieg in die 2. Bundesliga bis 2023 ausgegeben - auch hier befand sich Türkgücü bereits in seiner Debütsaison in der Regionalliga auf einem sehr guten Weg. Mit dem ehemaligen Löwen-Coach Reiner Maurer an der Seitenlinie dominierte der Klub die Liga und ging als souveräner Tabellenführer in die monatelange Corona-Pause.

Türkgücü München: Verzwickte Stadionsituation

Während die Spielzeit in der Regionalliga zu einem noch nicht bekannten Termin fortgeführt werden soll, meldete der Bayerische Fußball-Verband (BFV) Türkgücü beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Aufsteiger an. Ob der Klub überhaupt aufsteigen darf, war allerdings lange unklar.

Grund war die verzwickte Stadionsituation. Bis zur Winterpause trug Türkgücü seine Heimspiele in Heimstetten aus. Im Winter folgte schließlich der Umzug ins Grünwalder Stadion, wo auch der TSV 1860 und FC Bayern II ihre Heimspiele austragen. Drei Drittligisten in einem Stadion erlaubt der DFB jedoch nicht.

Das Grünwalder Stadion könnte ab der kommenden Saison drei Münchner Klubs ein Zuhause bieten.

Das Grünwalder Stadion könnte ab der kommenden Saison drei Münchner Klubs ein Zuhause bieten.

Anfang Juni teilte die Stadt daher mit, dass auch Türkgücü im Grünwalder Stadion spielen und für maximal acht Heimspiele ins Olympiastadion umziehen darf. Nachdem auch noch die FLYERALARM-Arena in Würzburg als uneingeschränkte Spielstätte nachgemeldet wurde, erhielt der Klub die Lizenz für die 3. Liga.

Der 1. FC Schweinfurt, der als Zweitplatzierter der Regionalliga in die Corona-Pause ging und sich selbst auch Chancen auf den Aufstieg ausrechnete, sieht darin jedoch ein Problem. Der Klub wandte sich daher in einem offenen Brief an den DFB. Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf zeigte sich fassungslos, dass ein Stadion knapp 300 Kilometer vom Vereinssitz entfernt als Heimstadion akzeptiert wurde.

"Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass Türkgücü München wohl kaum ein Spiel in Würzburg austragen wird", schrieb Wolf und nannte den ganzen Vorgang "höchst fragwürdig". Zudem bemängelten die Unterfranken die Informationspolitik des DFB. Auf Anfrage seien den Schweinfurtern keine Antworten gegeben worden. "Von der in letzter Zeit häufig zitierten Transparenz kann jedenfalls keine Rede sein, stattdessen bleibt hier ein ganz übler Beigeschmack", hieß es.

Alexander Schmidt neuer Trainer bei Türkgücü München

Ligaunabhängig hat sich bei Türkgücü personell bereits einiges getan. Der Ende Mai ausgelaufene Vertrag von Ex-Löwe Reiner Maurer, der die Mannschaft im vergangenen Sommer übernommen und zu einem Spitzenteam in der Regionalliga geformt hatte, wurde nicht verlängert. Auf ihn folgte Alexander Schmidt, ebenfalls ein ehemaliger 1860-Trainer.

Türkgücü verpflichtet Ex-Löwe Berzel

Doch auch auf dem Platz steckt der Aufsteiger im Umbruch. Bereits vor der vergangenen Saison war das Team noch beinahe komplett ausgetauscht worden, aus der Aufstiegsmannschaft verblieben lediglich vier Spieler. Um das Ziel des erneuten Aufstiegs zu erreichen, wurde das Team mit 21 (!) teils hochkarätigen Neuzugängen verstärkt. Alle Spieler kamen ablösefrei, unter anderem Mario Erb, zuvor Kapitän beim KFC Uerdingen, und Karl-Heinz Lappe, die beide früher bei Bayern II spielten.

Auch in diesem Sommer hat sich Türkgücü bereits mit einigen guten Spielern verstärkt. Neben Yu-young Park, der auf Leihbasis vom FC St. Pauli kommt, stehen unter anderem bereits die Transfers von Stefan Stangl (28, ehemals Red Bull Salzburg) und Alexander Laukart (21, ehemals Borussia Dortmund) fest. Am Montag wurde außerdem der Transfer von Löwen-Leistungsträger Aaron Berzel verkündet, auch an Sascha Mölders zeigt Türkgücü Interesse.