Neuzugang aus Magdeburg

TSV 1860: Warum Dennis Erdmann Sechzigs neuer Terminator ist


Kaum zu halten: Löwen-Neuzugang Dennis Erdmann gibt im Trainingslager alles, wuchtet Medizinbälle durch die Gegend.

Kaum zu halten: Löwen-Neuzugang Dennis Erdmann gibt im Trainingslager alles, wuchtet Medizinbälle durch die Gegend.

Von Christina Stelzl

Sechzigs Neuzugang Dennis Erdmann ist für knackige Sprüche und beinharte Grätschen berühmt. Daran hat sich nichts geändert. "Der Gegenspieler ist der Feind, der eliminiert werden muss!", sagt er.

München/Windischgarsten - Man stelle es sich einmal bildlich nur vor. Hier Dennis Erdmann, volltätowierter, bärtiger und grimmig dreinblickender Hüne und Neu-Verteidiger des TSV 1860. Dort Jorge Mario Bergoglio. Ein 82-jähriger Mann. Besser bekannt als Papst Franziskus, der Pontifex - Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Beide im Zweikampf um den Ball und Erdmann packt die Grätsche aus…

"Zur Not foule ich auch den Papst", hatte Sechzigs erster und bisher einziger Neuzugang einmal sinngemäß gesagt. Im Jahr 2015 und im Trikot des FC Hansa Rostock war das. "Namen interessieren mich nicht. Ich will mit Hansa unbedingt erfolgreich sein. Dazu gehören bei mir eben auch Zweikämpfe", lautete das Originalzitat im Sommer vor vier Jahren: "Mir ist egal, wer da rumturnt - es könnte der Papst sein. Wenn es sein muss, würde ich auch ihn foulen." Was der beinharte Abwehrspieler jetzt dazu sagt? "Damals habe ich erklärt, dass ich vor keinem großen Namen zurückschrecke. Das sehe ich heute noch genauso. Der Gegenspieler ist der Feind, der eliminiert werden muss!"

Übles Foul an Marco Reus

Erdmann, Sechzigs neuer Terminator. Marco Reus kann - im Gegensatz zum Papst - ein Leidenslied davon singen. Im Achtelfinale des DFB-Pokals, damals mit Dynamo Dresden gegen Borussia Dortmund (0:2), verübte Erdmann ein fieses Foul an dem Weltstar - inklusive verbalen Nachtretens. "Er ist mir gegen das Knie gelaufen und hat sich dabei einen Pferdekuss geholt", hatte der bei BVB-Rivale Schalke 04 ausgebildete Erdmann damals geätzt: "Ich habe früher Kreisliga gespielt, da hat man kurz geguckt, kurz gerieben und hat weitergespielt. Aber ich glaube, im Bundesliga-Business ist das nicht mehr so üblich."

Jetzt sagt der Neulöwe, von der AZ angesprochen auf die damalige Szene: "Wenn mir sowas jedes Mal leidtun würde, müsste ich in jede Kabine in der Liga einmarschieren: Tut mir leid, dass ich dich gepackt habe." Vielmehr erinnert sich das freche Raubein mit einem Grinsen an seinen schnellsten Platzverweis: "Vor vier Jahren hatte ich mal nach sechs Minuten Rot. Glatt Rot. Das war in meiner Rebell-Zeit Rostock."

Dennis Erdmann will Führungsrolle übernehmen

Stichwort Kreisliga, wie vom 28-Jährigen erwähnt: Sprüche, Härte, Wille - all das hat Erdmann in den Niederungen des deutschen Amateurfußballs gelernt. Und zwar, für einen Profifußballer, denkbar spät.
Erdmann über seine Anfänge bei Blau-Weiß Kerpen: "Mit 18, 19 habe ich noch Kreisliga B gespielt. Das ist zehnte Liga. Im Rhein-Erzkreis, wo ich herkomme, ist nur noch die Kreisliga C schlechter."

Bei den weiß-blauen Löwen wolle der einstige Rüpel und Rebell hauptsächlich mit Leistung punkten - und eine Führungsrolle übernehmen. "Wenn man mir diese Rolle zuteilt, nehme ich sie gerne an", sagt der Zimmerkollege von Torhüter Marco Hiller und scherzt über die zimmerinterne Rollenverteilung des Duos: "Ich habe ihn schon gut erzogen." Sechzig sei übrigens weit entfernt von Abstiegskandidat Nummer eins. Erdmanns Ansage: "Den müsst ihr mir mal zeigen, der das sagt. Ich will keine Parolen ausrufen, aber ich will als Fußballer alle meine Spiele gewinnen. Du musst immer das Maximum erreichen wollen, dann gibt es nach oben kein Limit."

Die ein oder andere knackige Grätsche wird der Besitzer von zwei Hunden, der privat ein ruhiger Zeitgenosse ist, gewiss auch im 1860-Trikot auspacken - hauptsächlich in den Punktspielen. "Ich mache im Training auch kein La Paloma, aber Wettkampf ist was anderes. Sonst hat Sechzig ja bald keine Stürmer mehr", sagt er und lacht. Die Gegner der Giesinger sollten also besser die dickeren Schienbeinschoner mitbringen.
Papst Franziskus muss sich dagegen - Gott sei Dank - niemals Sorgen machen.

Lesen Sie hier: AZ-Newsblog aus dem Trainingslager des TSV 1860 in Windischgarsten

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