Ausverkauf im Sommer?

TSV 1860: Günther Gorenzel über drohende Abgänge - "Es zerreißt mich fast"


Sport-Geschäftsführer beim TSV 1860: Günther Gorenzel

Sport-Geschäftsführer beim TSV 1860: Günther Gorenzel

Von Matthias Eicher

Wie stellt sich der TSV 1860 in der kommenden Saison auf? Am Dienstag äußerte sich Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel zu den drängendsten Fragen bei den Löwen - und kündigt unangenehme Entscheidungen an.

München - Alessandro Abruscia geht, Christian Köppel, Romuald Lacazette, Simon Lorenz und Prince Owusu ebenfalls: Der TSV 1860 wird sich im kommenden Sommer ein Stück weit neu erfinden müssen. Vor allem Günther Gorenzel hat vor der kommenden Saison eine Mammutaufgabe vor sich, muss er doch den enorm schweren Spagat zwischen minimalem Handlungsspielraum und sportlicher Wettbewerbsfährigkeit bewerkstelligen.

Am Dienstag äußerte sich der Sport-Geschäftsführer ausführlich zu den Personalplanungen in den kommenden Monaten und kündigte "wirklich schmerzhafte Entscheidungen" an. Gorenzel über...

…Sechzigs Abgänge: "Jeder Spieler weiß ganz genau, was auf ihn zukommt. Wir haben das ganz klar kommuniziert. Die Spieler und Berater sind informiert. Wir sind in der Planung für das nächste Jahr, es sind die ersten Anfragen bei uns eingegangen, ich habe die ersten Angebote auf dem Tisch. Jetzt wird man in den nächsten Tagen Entscheidungen treffen müssen. Ich in meiner Funktion habe eine Gratwanderung zu gehen zwischen sportlicher und wirtschaftlicher Verantwortung: eine sportliche Verantwortung der Mannschaft gegenüber, den Spielern, den Fans und dem gesamten Verein gegenüber. Aber auch eine wirtschaftliche: Ich habe gestern und heute mit Michael Scharold nochmal die Zahlen besprochen. Wir haben jeden Stein umgedreht und ich weiß jetzt genau, was Fakt ist: Es hat sich an der Grundsituation nichts verändert. Von dem her müssen wir in den nächsten Tagen und Wochen wirklich schmerzhafte Entscheidungen treffen. Das ist einfach so. Es zerreißt mich fast."

Löwen-Bosse: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel, Geschäftsführer Michael Scharold und Präsident Robert Reisinger (v.li.).

Löwen-Bosse: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel, Geschäftsführer Michael Scharold und Präsident Robert Reisinger (v.li.).

Gorenzel: TSV 1860 hat "keinen Handlungsspielraum"

…den Handlungsspielraum: "Wir haben keinen Handlungsspielraum für Neuverpflichtungen und Vertragsverlängerungen. Zudem liegen Angebote für den Verkauf einiger Spieler auf dem Tisch. Auch für junge Spieler und Talente. Das würde mich sehr schmerzen, da ich das Ziel habe, junge Spieler mit Perspektive aufzubauen, vor allem aus dem eigenen Haus. Ich muss aus wirtschaftlichen Gründen Entscheidungen treffen, die mir sportlich sehr wehtun."

…einen Ausverkauf: "Als Ausverkauf würde ich es nicht titulieren. Ich werde hier keinen Ausverkauf starten. Wir werden keine Spieler unter ihrem Marktwert verkaufen. Das wird nicht passieren. Wenn es faire Anfragen gibt für Spieler, muss ich mich damit beschäftigen. Aber ich muss ganz einfach die wirtschaftlichen Auflagen, die mir Michael Scharold im Haus gibt, einhalten. Er hat die Gesamtverantwortung, ich muss diese Zahlen einhalten."

Günther Gorenzel: Beim TSV 1860 ist niemand unverkäuflich

…Jan Mauersberger als Teilzeit-Kicker: "Das ist für uns momentan keine Option. Er hat hier einen Anschlussvertrag im Marketingbereich und wird sich auf seine berufliche Karriere konzentrieren. Eine Doppelfunktion ist für uns Stand jetzt keine Option."

…den bereits von Bierofka angedeuteten Abgang von Aaron Berzel: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber ich habe momentan keinen Handlungsspielraum, wie es sich ja schon vor zwei, drei Monaten angedeutet hat. Ich habe Michael Scharold nochmal gebeten, die Zahlen nach links, nach rechts, nach vorne und zurück zu drehen. Aber es hat sich nichts verändert. Jetzt ist es soweit, dass wir Entscheidungen treffen müssen. Es hilft nichts."

Fanliebling beim TSV 1860: Aaron Berzel (li.).

Fanliebling beim TSV 1860: Aaron Berzel (li.).

…vermeintlich unverkäufliche Löwen wie etwa Sascha Mölders: "In unserer Situation muss man sich über alles den Kopf zerbrechen, wenn eine Anfrage mit einem fairen Angebot da ist. Generell ist es im deutschen Fußball ja so, dass sich 97 Prozent der Profivereine mit einem marktkonformen Angebot auseinandersetzen müssen. Und wir in unserer Situation müssen uns sowieso alles anhören."

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