AZ-Analyse
TSV 1860: Aufbruchsstimmung im blauen Giesing
12. Juni 2020, 6:24 Uhr aktualisiert am 12. Juni 2020, 6:24 Uhr
Es läuft bei Sechzig. Sogar die Scharold-Nachfolge wurde nun einstimmig geregelt: Marc-Nicolai Pfeifer übernimmt ab Juli als Geschäftsführer der Finanzen. Die Abendzeitung analysiert die Löwen-Lage.
München - Spielfeld, Stadionfrage, Streit der Gesellschafter: Irgendwo klafft bei den Löwen so gut wie immer eine kleine Baustelle - bis hin zur schier ausweglosen Situation. Aktuell tanzt der TSV etwas aus der Reihe, denn: Auf allen drei Ebenen schreiben die Sechzger derzeit positive Schlagzeilen.
Schon vor dem 3:1 des TSV 1860 beim KFC Uerdingen kam die erfreuliche Nachricht, das Grünwalder Stadion auch im Aufstiegsfall als Heimspielstätte nutzen zu können. Tags darauf trudelte auch noch die Pressemitteilung ein, dass sich der Beirat einstimmig (!) auf einen neuen Geschäftsführer geeinigt habe.
Die AZ zeigt den Fortschritt auf den drei Baustellen der Aufbruchs-Löwen - und mögliche Einschränkungen.
Der Geschäftsführer
Am Mittwoch bestätigte 1860: Marc-Nicolai Pfeifer wird ab 1. Juli die Nachfolge des scheidenden Finanz-Geschäftsführers Michael Scharold antreten. "In einer für beide Seiten informativen und konstruktiv geführten Sitzung in partnerschaftlicher Atmosphäre haben die Vertreter der beiden Gesellschafter der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA einstimmig beschlossen, Marc-Nicolai Pfeifer zum Geschäftsführer zu bestellen", ließen besagte Vertreter verlauten.
Präsident Robert Reisinger und Verwaltungsrat Robert von Bennigsen auf Vereinsseite sowie die Ismaik-Vertreter Saki Stimoniaris und Andrew Livingston haben sich einvernehmlich auf den Geschäftsführer des Fünftligisten Stuttgarter Kickers geeinigt.
Dazu sei erwähnt, dass Ismaik mit Sven Froberg einen eigenen Kandidaten benannt hatte und die Vereinsvertreter Pfeifer auch ohne Ismaiks Zustimmung per 50+1-Regel hätten durchdrücken können - wie zuvor schon Scharold und dessen Vorgänger Markus Fauser. Umso mehr gleicht die gemeinsame Ernennung Pfeifers einem Schritt in die richtige Richtung.
Das Spielfeld
Im Verantwortungsbereich von Trainer Michael Köllner und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel läuft es (wieder) rund: Der ersten Pleite nach Sechzigs 16er-Serie gegen die Würzburger Kickers folgte in Uerdingen die prompte Trendwende. Der TSV 1860 darf damit weiter auf den Aufstieg in die Zweite Liga hoffen.
Stand jetzt ist für den TSV allerdings von Rang eins bis zwölf noch alles drin, das XXL-Aufstiegsrennen verspricht Spannung bis zum Schluss. Was bleibt, ist die Schieflage in Pleite-Liga drei: Aufwand und Ertrag stehen weder bei 1860, noch bei den meisten anderen Klubs in einem vernünftigen Verhältnis. Fazit: Der Aufstieg wäre auch wirtschaftlich Problemlöser Nummer eins.
Die Stadionfrage
Weil das Grünwalder der DFL-Überprüfung standhielt, ist zumindest diese Hürde genommen und 1860 könnte zweitklassigen Fußball im Sechzgerstadion austragen. Jetzt kommt das Aber: Die Ausnahmegenehmigung gilt nach AZ-Informationen nur für die kommende Spielzeit. Zudem bleibt das Grünwalder in seinem derzeitigen Zustand unrentabel, weshalb 1860 weiter auf den avisierten Ausbau auf gut 18.000 Zuschauer schielt: Aufgrund der Corona-Krise ist allerdings längst nicht klar, zu welchem Zeitpunkt das Giesinger Rund nachhaltig zweitligatauglich und zumindest etwas ertragreicher gemacht werden kann.
Die Gesellschafter
Zuletzt sprach selbst Ismaik von einer Annäherung, die für drängende Themen wie die Kaderplanung besser schnell erfolgen sollte. "Ich hoffe, dass die gemeinsame Berufung von Herrn Pfeifer der Katalysator für eine erneute Zusammenarbeit zwischen den Gesellschaftern ist", schrieb der Jordanier bei Facebook und kündigte baldige Gespräche der Gesellschafter und mit der Geschäftsführung an.
"Wie ich versprochen habe, werde auch ich, sobald jeder getan hat, was er konnte, meinen Teil dazu beitragen, die Finanzierung von 1860 zu sichern, unabhängig von der Ligazugehörigkeit", so der Geldgeber. Abzuwarten bleibt, ob er daran Forderungen knüpft, die Oberlöwe Reisinger und Co. auch erfüllen können - oder wollen.
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