"Ich war traurig und irritiert"
Trennung ohne Stil? Willy Sagnol kritisiert den FC Bayern
3. Mai 2020, 9:35 Uhr aktualisiert am 3. Mai 2020, 9:35 Uhr
2017 war Willy Sagnol für ein Spiel Interimstrainer beim FC Bayern - danach kam Jupp Heynckes, Sagnol war schnell vergessen. Jetzt spricht der Franzose über die Trennung und kritisiert die Münchner für das damalige Vorgehen.
München - So erfolgreich die Bayern-Zeit von Willy Sagnol als aktiver Spieler war, so unrühmlich ging sie Jahre später als Trainer zu Ende: Nach der Entlassung von Carlo Ancelotti im Herbst 2017 übernahm Sagnol, damals Co-Trainer, die Mannschaft als Interimscoach. Für ein Spiel (2:2 bei Hertha BSC, d. Red.) stand der Franzose als Cheftrainer an der Seitenlinie. Danach war Schluss.
Denn die Bayern-Bosse konnten Jupp Heynckes abermals an die Säbener Straße holen, der Triple-Coach von 2013 trainierte die Mannschaft bis zum Ende der Saison. Und Sagnol? Der packte seine Sachen und verließ die Münchner. Der Grund: Im neuen Trainerstab soll keinen Platz mehr für ihn gewesen sein, stattdessen boten ihm die Verantwortlichen eine Stelle am Bayern-Campus an. Doch der mittlerweile 43-Jährige lehnte ab.
Sagnol: Der FC Bayern hat sich verändert
Jetzt hat sich Sagnol zu seinem Ende beim FC Bayern geäußert - und kritisiert die Münchner dabei für ihr damaliges Vorgehen: "Ich war traurig und irritiert. Wenn du bei Bayern arbeitest als Assistent von Carlo, dann hofft man auf eine lange Beziehung. Das hat nicht geklappt", sagt der Franzose im Interview mit "Sport1". "Die Situation bei Bayern war schwierig und es fällt mir immer noch schwer, darüber zu sprechen. Wie es abgelaufen ist, das war nicht mehr der FC Bayern, den ich kannte. Eine Trennung lief in diesem Verein immer mit Stil ab, bei mir war das leider nicht so."
Laut Sagnol habe sich der Verein in den letzten Jahren etwas verändert: Denn anders als zu seiner aktiven Zeit würde es an der Säbener Straße mittlerweile nicht mehr ganz so familiär zugehen. "Damals war das alles bei weitem nicht so groß wie heute. Die Beziehungen untereinander in den einzelnen Abteilungen waren enger, da gab es nicht rund 600 Mitarbeiter."
Sagnol schwärmt von Ancelotti
Trotz der Stillos-Vorwürfe ist Sagnol laut eigener Aussage jedoch nicht sauer auf die Bayern. Er sei immer noch ein riesiger Fan, der auf dem Sofa sitzen und die Daumen drücken würde, wenn der Ex-Klub spielt. "Bayern war und ist immer noch mein Herzensverein", sagt Sagnol. Neun Jahre lang spielte der Franzose für den FC Bayern, wo er sich auf der Rechtsverteidiger-Position schnell zu einem der großen Publikumslieblinge mausern konnte.
Sagnol blickt also nicht mit Groll zurück auf sein Bayern-Ende. Zu seinem damaligen Trainer-Kollegen Ancelotti pflegt er auch heute noch ein gutes Verhältnis. "Er ist ein super Typ. Als Mensch eine Granate. Von ihm habe ich viel gelernt", sagt Sagnol über den Italiener, der mittlerweile den FC Everton in der Premier League trainiert. "In den wenigen Monaten bei Bayern haben wir eine herzliche Verbindung aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit ihm hat mir sehr gut getan", schwärmt Sagnol von Ancelotti.
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