Doppelpacker des FC Bayern

Serge Gnabry in Top-Form: Mehr Vielfalt, andere Dimension


Matchwinner gegen Werder Bremen: Serge Gnabry

Matchwinner gegen Werder Bremen: Serge Gnabry

Von Bernhard Lackner

Serge Gnabry schießt den FC Bayern mit seinem Doppelpack gegen Werder Bremen zum Sieg. Der Jung-Nationalspieler bringt mit seiner Dynamik eine neue Qualität ins Spiel des Rekordmeisters.

München - Da sind sie wieder, die bayerischen Seriensieger. Schon zwei Pflichtspielerfolge hintereinander! Nach zuvor nur zwei Punkten aus drei Bundesliga-Partien! Welch' Erlösung dieses 2:1! Okay - zu hämisch. Aber die Serie gegen Werder Bremen, einzigartig in der Bundesliga, hält an. Zum 16. Mal gewannen die Bayern gegen die Grün-Weißen hintereinander - vor mehr als zehn Jahren glückte Werder mit einem 5:2 in München der letzte Dreier. Unter den Torschützen: Claudio Pizarro, der Herzensbayer. Heute 40 Jahre und ewig jung, auch am Samstag nach seiner Einwechslung als Joker von den Gäste-Fans mit Sprechchören gefeiert.

Diesmal entschied Serge Gnabry das Spiel mit seinen beiden Treffern, wegen seiner Zeit in Bremen (2016/17) verzichtete der gebürtige Stuttgarter auf Torjubel. Aus Respekt. Der 23-Jährige war dennoch "natürlich überglücklich über meine beiden Tore und dass ich der Mannschaft helfen konnte". Dabei hätte er gar nicht spielen sollen. Erst die kurzfristige Unpässlichkeit von Arjen Robben, der unter Adduktorenproblemen litt, brachte Gnabry nach zwei Spielen Pause (auch die Adduktoren) in die Startelf.

Coman und Gnabry überzeugen gegen Bremen

"Arjen hat's probiert, musste aber das Warmmachen abbrechen", erklärte Trainer Niko Kovac, der eigentlich die 5:1-Sieger vom Dienstag gegen Benfica Lissabon anfangen lassen wollte. Sein Glück. Wie auch die vorzeitige Auswechslung von Franck Ribéry wegen eines Pferdekusses.

So kam Kingsley Coman bereits ab der 38. Minute zu seinem Comeback. Der 22-Jährige hatte sich im Saison-Auftaktspiel gegen Hoffenheim einen Syndesmoseriss im linken Sprunggelenk zugezogen. Mit Coman und Gnabry kamen Geschwindigkeit und Tempo-Dribblings ins Bayern-Spiel, über die Außen konnte die Bremer Verteidigung aufgerissen werden. Sie waren Kovacs Beste in Bremen. Sie, die Kronprinzen. Laut Hoeneß habe Coman "unglaublich gefehlt", er sei "ein großer Hoffnungsträger". Für Kovac habe man nun "nach vorne eine andere Dimension". Gnabry & Coman, die Flügel-Zukunft. (Lesen Sie dazu: Das Gesicht der neuen Bayern-Mannschaft steht)

In der Gegenwart kann sich Kovac über mehr Alternativen im Kader freuen - es lebe die Vielfalt, die Auswahl. "Es ist gut, dass die Konkurrenz wieder gesund ist", sagte Gnabry auch mit Blick auf das Comeback von Mittelfeldspieler Thiago (27), der etwas mehr als vier Wochen wegen eines Außenbandrisses im rechten Sprunggelenk ausgefallen war. "Wir sind gut besetzt und brauchen alle Spieler", meinte Gnabry mannschaftsdienlich. Und überhaupt: "Dieser Sieg bringt sehr viel Erleichterung und schafft gute Stimmung und Selbstbewusstsein." Thomas Müller befand: "Wir sind wieder in ruhigeren Fahrwassern unterwegs."

FC Bayern arbeitet sich gegen Werder zum Sieg

Der Erfolg in Bremen kam ohne Glanz zustande. Am Ende zitterte man sich mit allen Mitteln zum Sieg. Zehn Minuten vor Schluss sah David Alaba eine Gelbe Karte wegen Zeitspiels. In der Nachspielzeit wechselte Kovac aus, um das Ergebnis zu sichern, brachte Javi Martínez für Müller. Vor einer Woche gegen Düsseldorf ging das noch schief. Als Mats Hummels in der 90. Minute kam, stand es 3:2, am Ende 3:3. Man hat also gelernt.

"In den letzten Minuten haben wir auf das schöne Spiel verzichtet", meinte Müller, "jeder hat gesehen, wie wir gekämpft haben." Denn diese drei Punkte seien "ganz, ganz wichtig" - der Zweck heiligt bei Bayern momentan die Mittel. Allerdings: Zu null spielte man in der Liga zuletzt am 4. Spieltag beim 2:0 auf Schalke.

Ab sofort will man Punkte gegenüber dem BVB aufholen, "hamstern", sagte Kovac. "Die Mannschaft glaubt wieder an sich, sie ist felsenfest davon überzeugt, dass wir es schaffen können." Die Trendwende, nicht die Meisterschaft. Erste Anzeichen sind vorhanden.