Kahn und Co. zum 75.
Sepp Maier: Mentor, Freund und Unterhaltungskünstler
28. Februar 2019, 13:40 Uhr aktualisiert am 28. Februar 2019, 13:40 Uhr
Sepp Maier feiert seinen 75. Geburtstag: Wegbegleiter wie Kahn, Hoeneß, Schwarzenbeck und Co. erinnern sich in der AZ an den Jubilar.
München - Sepp Maier wird 75. Der deutsche Jahrhunderttorwart galt zu seiner großen Zeit beim FC Bayern als Spaßvogel, er konnte aber auch grantig werden. Solange man gesund sei "und eine Gaudi hat, merkt man das Alter nicht", sagt der Weltmeister von 1974. Dass Maier am heutigen Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiert, ist ihm in der Tat nicht anzumerken.
In der AZ würdigen ehemalige Wegbegleiter den Sportler und den Menschen Sepp Maier.
Oliver Kahn. Foto: Andreas Gebert/dpa
Kahn über Maier: "Er hat großen Anteil"
Oliver Kahn (49), Ex-Bayern-Torhüter und -Kapitän: "Ich habe Sepp wahnsinnig viel zu verdanken, als mein Trainer hat er einen riesengroßen Anteil an meiner Karriere und meinen Erfolgen. Zu Beginn unserer gemeinsamen Arbeit 1994 hatte ich abends meist einen unfassbaren Muskelkater, konnte mich kaum bewegen und habe mich wie ein Anfänger gefühlt. Ich weiß noch, dass er mich damals für einen "steifen Bock" hielt, weil ich Defizite in Sachen Beweglichkeit und Sprungkraft hatte, als ich vom KSC zu Bayern kam. Sepp war es übrigens, der mich zum Golfen gebracht hat. 1996 bei der EM in England habe ich ihm gesagt: "Komm', lass' mich auch mal ein paar Bälle schlagen." Bis dahin konnte ich mir nicht vorstellen, dass Golf irgendwas mit Sport zu tun hat. Das hat sich sofort geändert und ich bin hängengeblieben. Wir haben es beide nie unter Handicap fünf geschafft, aber gut - jetzt steht der Spaß im Vordergrund: Wir fliegen jedes Jahr zum Golfen nach Mallorca. Eine herrliche Woche."
Franz "Bulle" Roth. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Roth über Maier: "Ein feiner Mensch"
Franz "Bulle" Roth (72), Ex-Bayern-Profi: "Der Sepp war für mich immer ein toller Kamerad und ein guter Freund. Ich war ihm von Anfang an sehr verbunden. Als ich 1966 von Kaufbeuren nach München kam, hatte ich es vor allem ihm zu verdanken, dass ich so schnell integriert war in der Mannschaft. Wir hatten sofort einen Draht. Und die Erfolge kamen sehr schnell, unvergessen der erste Europacup-Triumph 1967, das 1:0 in Nürnberg gegen die Glasgow Rangers. Ich hab vorn das Tor gemacht, und er hat hinten alles gehalten. So war es noch öfters, auch beim 1:0 im Landesmeister-Finale gegen St. Etienne 1976. Bis heute sind wir sehr eng befreundet, immer wieder waren wir gemeinsam auch im Urlaub, und noch immer treffen wir uns regelmäßig zum Golfen. Mit dem Sepp ist es immer lustig, ein ganz feiner Mensch."
Georg "Katsche Schwarzenbeck. Foto: Andreas Gebert/dpa
Schwarzenbeck über Maier: Die Sache mit dem "Katsche"
Hans-Georg Schwarzenbeck (70), Ex-Bayern-Profi: "13 Jahre habe ich mit dem Sepp bei den Bayern gespielt, eine großartige Zeit war das. Ich bin 1966 in die erste Mannschaft der Bayern gekommen, ich war 18 und hab davor fünf Jahre in der Jugend gespielt. Beim ersten Training war es dann so, dass sich die neuen Spieler alle auf dem Platz vorstellen mussten. Ich war ganz schüchtern und hab gesagt: 'Ich bin der Hans.' Worauf der Sepp nur gerufen hat: "So a Schmarrn, mir ham scho zwoa Hans." Gemeint hat er den Hans Nowak und den Hans Rigotti. Und der Sepp weiter: 'Du bist der Katsche.' Das hatte er aufgeschnappt, weil er mit dem Franz und dem Gerd immer wieder mal bei uns am Training am Nebenplatz zugeschaut hat und mich die Mitspieler in der Jugend da schon immer Katsche gerufen haben. Den Spitznamen hatte ich schon als Bub, als wir noch mit den Nachbarskindern auf der Wiese am Perlacher Forst gespielt haben."
Jean-Marie Pfaff. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa
Pfaff über Maier: "Ich war sein Fan"
Jean-Marie Pfaff (65), ehemaliger Bayern-Torhüter: "Er war ein großes Vorbild für mich, ich war Fan von Sepp Maier als Torhüter. 1982 bin ich zu Bayern gekommen, da wollte ich Sepp gern als Torwarttrainer haben. Aber das wollten die Chefs nicht. Sie haben gesagt, dass Sepp immer Blödsinn macht. Ich konnte das nicht glauben, er war doch so beliebt in München. Ich bin dann trotzdem zum Geheimtraining bei Sepp gegangen. Mindestens einmal die Woche waren wir in Anzing in seiner Tennishalle und haben trainiert. Bayern wusste davon nichts. Später ist Sepp erst Torwarttrainer der Nationalmannschaft geworden, dann auch bei Bayern. Ich bin ihm heute noch sehr dankbar für unsere gemeinsame Zeit. Wir sind gute Freunde geworden. Ich bin sehr stolz, dass ich den Menschen Sepp Maier kennengelernt habe. Er war immer ehrlich. Verrückt war er nicht, sondern lustig. Er hat Spaß verstanden. Ich wünsche ihm einen schönen Geburtstag und dass er noch 25 Jahre oben draufpackt."
Uli Hoeneß. Foto: Andreas Gebert/dpa
Uli Hoeneß über Maier: "Einer der ganz Großen"
Uli Hoeneß (67), Präsident des FC Bayern: "Der Sepp war einer der ganz Großen in diesem Verein, der mitverantwortlich war, dass die 70er Jahre so geworden sind, wie sie gewesen sind. Da kann man ihm nur alles Gute zu seinem 75. wünschen und hoffen, dass er lange, lange gesund bleibt. Es gibt so viele schöne Geschichten über ihn, aber die können wir nur unter vier Augen besprechen. Da ist so viel zum Schmunzeln dabei. Früher waren die Trainingslager noch lustiger als heute. Ich bin unheimlich glücklich, dass ich viele gemeinsame Jahre mit ihm zusammen Fußball spielen konnte. Es war eine sehr spannende, sehr lustige und auch sehr erfolgreiche Zeit. Wir werden uns bei Gelegenheit mal zu einem kleinen Essen treffen."
Walter Junghans. Foto: Frank Leonhardt/dpa
Junghans über Maier: "Fast ein Heiliger"
Walter Junghans (60), ehemaliger Bayern-Torwart: "Für mich war Sepp Maier das Idol schlechthin, fast ein Heiliger - auch seinetwegen habe ich mich 1977 für den FC Bayern entschieden. Ich kam als 18-Jähriger von einem kleinen Verein in Hamburg, vom SC Victoria, nach München und wollte von ihm lernen, von seiner ganz speziellen Art, das Torwartspiel zu interpretieren. Denn das war damals das Nonplusultra. Sein Spruch 'Mit mir als Torhüter wird der Junghans zum Althans' hat mir nicht geschadet. Ich fand das ganz originell, das hat zu ihm und seiner Art gepasst. Sepp war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, er konnte und durfte alles sagen, er war schließlich auch der Kapitän. Und ich wusste ja noch nicht, ob ich es überhaupt schaffe, wollte aber in seine Fußstapfen treten. Im gemeinsamen Training - damals gab es keine Torwarttrainer - habe ich versucht, seinen Stil zu kopieren. Durch seinen tragischen Autounfall 1979 wurde ich dann sein Nachfolger."
Klaus Augenthaler. Foto: Andreas Gebert/dpa
Augenthaler über Maier: "Er bremste Franz"
Klaus Augenthaler (61), Ex-Bayern-Profi: "Viele Leute haben ihn nur als Double von Karl Valentin in Erinnerung. Aber der Sepp hatte nicht nur Blödsinn im Kopf. Ich habe ihn ja erlebt in meinen jungen Jahren beim FC Bayern. Und der Sepp war so professionell, wie man es sich überhaupt nur vorstellen kann. Privat war er ein ganz anderer Typ als auf dem Platz. Dort war er wie viele andere Spieler zu dieser Zeit, wie Franz Beckenbauer und Gerd Müller, erfolgsbesessen und extrem ehrgeizig. Die Erfolgszeit beim FC Bayern in den Siebzigern werde ich immer mit Müller, Maier, Beckenbauer in Verbindung bringen. Als Torwarttrainer hatte Sepp ebenfalls großen Erfolg - bei Bayern und in der Nationalmannschaft. Speziell 1990 beim WM-Triumph in Italien war er ein wichtiges Glied. Er war derjenige, der Franz nach dem knappen 1:0 gegen die Tschechoslowaken gebremst hat. Oh, was hat der Franz da gekocht. Aber Sepp hat es geschafft, ihn wieder auf Sparflamme zu bringen. Sepp hat zu den Spielern einen guten Kontakt gepflegt und auch zu Franz."
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