Trainer bleibt angeschlagen
Risse im Bayern-Team: Kriegt's Niko Kovac gekittet?
29. November 2018, 5:58 Uhr aktualisiert am 29. November 2018, 5:58 Uhr
Nach dem deutlichen Sieg gegen Benfica Lissabon bekommt der Trainer Unterstützung von den Spielern - und bestätigt indirekt Risse im Team.
München - Vierter Sieg im fünften Champions-League-Spiel in dieser Saison, wie in den zehn Jahren zuvor wieder das Achtelfinale erreicht, eine Führung nicht nur über die Zeit gebracht, sondern sogar ausgebaut beim 5:1 über Benfica Lissabon.
Alles wieder gut, alles im Lot an der Säbener Straße? Oder wie die Bayern-Fans am Dienstagabend mit feinem Humor sangen: "Wieder alles im Griff! Ohohoho! Auf dem sinkenden Schiff! Ohohoho! Keine Panik auf der Titanic! Land in Sicht, wir sterben nicht!" Jürgen Drews gefällt das.
Niko Kovac: "Das war ein Befreiungsschlag"
"Ich bin sehr zufrieden", sagte Präsident Uli Hoeneß kurz und knapp, als er gegen Mitternacht lächelnd die Allianz Arena verließ. Schließlich hatte die Mannschaft, durch seine massive Schelte und die Einbestellung von vier Führungsspielern (Kapitän Manuel Neuer, Vizekapitän Thomas Müller, Franck Ribéry und Robert Lewandowski) zum Rapport bei den Bossen Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eine deutliche Reaktion gezeigt.
"Das war ein Befreiungsschlag, und ich hoffe, dass die Spieler sehen, dass es sinnvoll ist, was wir ihnen an die Hand geben", freute sich Trainer Niko Kovac, der von Hoeneß lediglich für die Partie gegen die Portugiesen eine Jobgarantie erhalten hatte. Kovac bleibt angeschlagen, ist aber wieder aufgestanden, nachdem er schon angezählt wurde.
Robert Lewandowski: "Ich stehe hinter dem Trainer"
Die aktuelle Trainer-Wasserstandsmeldung der Säbener Straße: Der Krisenpegel ist etwas gesunken, Kovac hat sich Luft verschafft, eine Ladung Sauerstoff in der ach so dünnen Münchner Trainerluft. Auffällig, dass Kovac von einigen Spielern nun sehr warme Worte erhielt. ()
Hat der Coach in seinem Standing und in Bezug auf seine Autorität vor der Mannschaft doch mehr Rückhalt als gedacht? Man habe auch für den Trainer gespielt, "na klar", bestätigte Doppelpack-Torschütze Lewandowski, "wir spielen alle zusammen, das muss genauso bleiben. Ich stehe hinter dem Trainer, weil wir wissen, was wir falsch gemacht haben."
Kapitän Neuer betonte: "Es wäre viel zu einfach, zu sagen, dass der Trainer der Alleinverantwortliche ist. Wir haben uns in diese Situation gebracht, deswegen sind wir Spieler hauptverantwortlich." (Lesen Sie hier: Manuel Neuer stärkt Niko Kovac: "Natürlich spielen wir für den Trainer")
Bayern-Trainer Kovac: Weitere Hürden warten
Arjen Robben, der zweite Doppelpack-Torschütze des Abends, hob den "guten Draht" zum Trainer hervor und verriet: "Ich habe mich wirklich für ihn gefreut. Als Mensch hat er sich das verdient. Er gehört zu uns. Wir arbeiten täglich miteinander und er reißt sich den Arsch auf." Rührende Worte - ja ist denn schon Weihnachten?
Müller brachte die Gerüchte um einige Spieler, die sich angeblich gegen den Trainer ausgesprochen haben sollen, auf einen friedvollen Nenner: "Wir versuchen uns als Einheit darzustellen, uns in stürmischen Zeiten nicht splitten zu lassen und den Schwung mitzunehmen."
Bayern-Sportdirektor Salihamidzic auf Maulwurf-Suche
Also: Keine Panik auf der Titanic?! Wenn da nicht eine merkwürdige Aussage von Kovac selbst wäre. Auf die Frage, ob speziell die innige Umarmung von 5:1-Torschütze Ribéry bei dessen Auswechslung mit dem Coach für einen neuen Zusammenhalt spräche, sagte Kovac: "Man sprach von vier (Spielern, d.Red.), die gegen mich seien. Aber man sprach nicht von denen, die schon irgendwo auf unserer Seite sind. Das war, glaube ich, eindeutig genug, und davon gibt es viele in dieser Mannschaft. Für Franck freut es mich, dass er sich endlich belohnt hat."
Indirekt bestätigte er damit Risse, gar eine Spaltung? Sein Vorgänger Jupp Heynckes hatte ja von "lieben Jungs und Diven" im Kader gesprochen. Es gilt, all die unter einen Hut zu bringen. Kriegt's Kovac gekittet? Zu Arsène Wenger habe es "zu hundert Prozent keinen Kontakt" gegeben, versicherte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der sich im Fall des Weitergebens von Kabineninterna weiter auf Maulwurfjagd befindet.
Er drohte: "Sie können sich ausmalen, wenn ich den erwischen würde, was das bedeuten würde." Und was los ist, wenn Bayern am Samstag nicht in der Bundesliga in Bremen gewinnt, weiß Robben: "Dann hast du wieder Unruhe."