Löwen-Anhänger zündeln

Pyro-Ärger in Karlsruhe: TSV 1860 droht harte Strafe


Das wird teuer: Beim Auswärtsspiel der Löwen am Wochenende gegen den Karlsruher SC brennen 1860-Fans Pyros ab.

Das wird teuer: Beim Auswärtsspiel der Löwen am Wochenende gegen den Karlsruher SC brennen 1860-Fans Pyros ab.

Von Guido Verstegen / Online

Nach den Vorfällen in Karlsruhe droht den Löwen eine empfindliche Strafe von bis zu 20.000 Euro. "Wir positionieren uns ganz klar: Wir werden mithelfen, die Täter ausfindig zu machen", sagt Sportchef Gorenzel.

München - Der TSV 1860 ist "Chef der Liga", was die Anzahl mitreisender Auswärts-Anhänger anbelangt. Das hatten rund 3.400 reisefreudige Löwen-Fans erst am vergangenen Wochenende im Wildpark mit einem gleichlautenden Plakat klargestellt. Inklusive bedrohlich wirkendem Mann mit 1860-Goldkettchen, der seinen zähnefletschenden Hund an der Leine hält - und leuchtend rotem Pyrofackel-Meer.

Im Auswärtsspiel der Sechzger beim Karlsruher SC erwies die aktive Fanszene "Münchner Löwen" seinem Verein einmal mehr einen Bärendienst. An die 50 Leuchtfackeln schon vor dem Anpfiff jenes Drittligaspiels (2:3), das Trainer Daniel Bierofka wegen stümperhaften Abwehrverhaltens seiner Elf auf die Palme brachte, verstärkten den Ärger des 39-Jährigen in dem Wissen: Das wird ein Nachspiel haben.

Reisinger setzt auf Dialog mit der Fanszene

"Das sind Fragen für die Herren Scharold und Reisinger, vielleicht sollten die sich noch äußern", gab Bierofka über die verbotene Pyrotechnik knurrend zu Protokoll. Am Dienstag äußerten sich Sechzigs Bosse über den Brennpunkt Pyro. Präsident Robert Reisinger erklärte der AZ, dass man in Dialog mit der Fanszene treten müsse. "Ich bin sicher, dass unser Geschäftsführer Herr Scharold das Problem mit unseren Sicherheits- und Fanbeauftragten in den Griff bekommt", sagte Reisinger.

Sportchef Günther Gorenzel zeigte sich ungleich erzürnter. "Wir verurteilen die Vorfälle aufs Schärfste. Einige wenige Leute unter unseren Fans, die einen sensationellen Support leisten, schaden den Löwen. Sie schaden unserem Image, bringen Unbeteiligte in Gefahr", erklärte der Sportchef der AZ: "Zudem entsteht ein massiver finanzieller Schaden in einer Größenordnung, die uns wehtut." ()

Pyro-Ärger: Löwen sind Wiederholungstäter

Der DFB erklärte auf AZ-Nachfrage zu dem, was Gorenzel in finanzieller Hinsicht als "halbes Trainingslager" bezifferte: "Der Kontrollausschuss hat die Ermittlungen aufgenommen und den TSV 1860 zu einer Stellungnahme aufgefordert." Die genaue Summe bleibt noch abzuwarten, aber die Strafe dürfte, je nach Identifizierung der Sünder, für Wiederholungstäter 1860 bis zu 20.000 Euro betragen.

Konsequenzen soll es auch für die aktive Fanszene geben. Gorenzel: "Wir positionieren uns ganz klar: Wir werden mithelfen, die Täter ausfindig zu machen." Scharold, mit dem sich Gorenzel abgestimmt habe, "hat dazu einen entsprechenden Maßnahmenkatalog".

"Münchner Löwen" schließen sich Protest gegen Montagsspiele an

Die Fanszene kündigt derweil die nächste Maßnahme an, mit der Sechzigs Verantwortliche nicht glücklich sein dürften: Auf ihrer Homepage erklärten die "Münchner Löwen", dass sie sich dem bundesweiten Protest der Fanszenen gegen Montagsspiele anschließen und in den ersten 45 Minuten der nächsten Partie schweigen werden. Heißt: beim Heimspiel am Samstag gegen Zwickau (17 Uhr, im AZ-Liveticker).

Gerade im Duell mit dem Tabellennachbarn könnten die Spieler den vollen Support der Fans gebrauchen, um den Abstand zu den Abstiegsplätzen in diesen ungemütlichen Zeiten zu vergrößern. Auch Oberlöwe Reisinger findet die Aktion "irritierend", denn: "Die Fans protestieren gegen den DFB, aber durch das Abbrennen von Pyrotechnik stärken sie ihn gleichzeitig mit Geld von den Löwen." ()

Immerhin erklärte Reisinger inmitten des Pleiten- und Pyro-Ärgers, dass es in der Geschäftsführerfrage und der bisher ausgebliebenen Zahlung von Investor Hasan Ismaik am Wochenende Neuigkeiten geben könnte: Am Samstag tagen die Sechzger, eine Aufsichtsratssitzung ist anberaumt. Ob dann auch Investor Hasan Ismaik, der eigenen Aussagen zufolge "demnächst" wieder in München sein werde, zu Sechzigs Brennpunkten Stellung beziehen wird?