Wolfsburg-Sportdirektor in der AZ

Marcel Schäfer: "Davies ist der beste Linksverteidiger der Liga"


Davies hat laut VfL-Sportdirektor Schäfer eine der besten Entwicklungen in der gesamten Bundesliga genommen.

Davies hat laut VfL-Sportdirektor Schäfer eine der besten Entwicklungen in der gesamten Bundesliga genommen.

Von Katharina Federl

Wolfsburg-Sportdirektor Marcel Schäfer spricht in der AZ über den Jungstar der Bayern und das Spiel am Samstag: "Ich bin heiß, es geht um viel".

Der 36-jährige Marcel Schäfer spielte von 1999 bis 2007 beim TSV 1860. 2009 wurde er mit dem VfL Wolfsburg Meister. Heute ist er Sportdirektor der "Wölfe".

AZ: Herr Schäfer, Sie sind 2009 mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister geworden. Damals ging das noch, wenn man nicht dem Team des FC Bayern angehörte. Nun haben die Münchner acht Titel in Folge geholt. Ist die Bundesliga zu langweilig geworden?
Marcel Schäfer:
Ein bisschen eintönig ist es schon, aber der FC Bayern hat sich diese Erfolge durch tolle Arbeit über viele Jahre verdient. Davor muss man Respekt haben. Vergangene Saison hatte Bayern einen großen Rückstand auf Dortmund und ist trotzdem Meister geworden, da waren sie schon fast abgeschrieben. In dieser Saison war es ähnlich - inklusive Trainerwechsel. Und jetzt sind sie wieder Meister geworden. Das zeigt, was für außergewöhnliche Spieler der FC Bayern hat. Für den neutralen Fan wäre es natürlich schön, wenn es mal wieder einen anderen Meister geben würde.

Marcel Schäfer spielte von 1999 bis 2007 beim TSV 1860. 2009 wurde er mit dem VfL Wolfsburg Meister. Heute ist er Sportdirektor der "Wölfe".

Marcel Schäfer spielte von 1999 bis 2007 beim TSV 1860. 2009 wurde er mit dem VfL Wolfsburg Meister. Heute ist er Sportdirektor der "Wölfe".

Für Wolfsburg geht es am Samstag um Platz sechs und damit um die direkte Qualifikation für die Europa League. Wie will Ihre Mannschaft die Münchner besiegen?
Um die Bayern zu schlagen, müssen wir über uns hinauswachsen. Wir brauchen den totalen Fokus, extreme Disziplin. Wir müssen über Grenzen hinausgehen. Wenn wir das zusammenbringen, gibt es eine Chance, aber noch keine Garantie. Denn Bayern ist das Nonplusultra im deutschen Fußball. Die Siegermentalität dieses Klubs über Jahrzehnte ist einzigartig. Und dennoch hoffen wir, dass Bayern am Samstag einen gebrauchten Tag erwischt - und wir einen sehr guten.

Schäfer: "Ich bin heiß, weil es für uns mit Wolfsburg um viel geht"

So wie am 4. April 2009, als Sie und der VfL die Bayern auf dem Weg zur Meisterschaft mit 5:1 aus dem Stadion schossen. Ihr schönster Sieg gegen Bayern?
Definitiv. Das war generell eine Saison, in der wir über unserem Limit gespielt haben. Unser Selbstvertrauen wurde immer größer, das hat sich dann auch in diesem Spiel widergespiegelt. Symbolisch war das Tor von Grafite per Hacke zum 5:1. Daran hat man gesehen, dass diese Saison etwas ganz Besonderes war.

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Trauen Sie dem Wolfsburger Topstürmer Wout Weghorst am Samstag auch ein solches Hackentor im Grafite-Stil zu?
(lacht) Wout Weghorst ist ein ganz anderer Spielertyp als Grafite. Er hat schon viele schöne und wichtige Tore für uns geschossen, aber alle aus dem Strafraum heraus, wenn ich mich richtig erinnere. Es ist wichtig, dass sich unsere Spieler auch selbst richtig einschätzen können. Deshalb glaube ich nicht, dass sich Wout den Ball an der Mittellinie nimmt, um durch die gesamte Bayern-Abwehr zu spazieren und dann per Hacke zu vollenden. Ich hoffe, er versucht es nicht. Das würde wohl einen Ballverlust für uns bedeuten. Wout hat andere Stärken.

Sind Sie als ehemaliger Spieler des TSV 1860 besonders heiß auf einen Sieg gegen Bayern?
Seitdem ich in Wolfsburg bin, hat sich das ein Stück weit gelegt. Ich zolle dem FC Bayern großen Respekt. Natürlich bin ich Sechzig noch immer sehr verbunden, weil ich in der Jugend des Klubs groß geworden bin und den Löwen viel zu verdanken habe. Ich bin heiß, weil es für uns mit Wolfsburg um viel geht und wir gegen eine der besten Mannschaften bestehen wollen.

Davies und Neuer: "Gehören zu den besten der Welt"

Verfolgen Sie die Entwicklung bei Sechzig noch genau?
Ja, es war eine prägende Zeit bei Sechzig. Ich bin mit 15 zu Hause ausgezogen und habe dort den Großteil meiner Jugend verbracht. Ich wünsche dem Verein nur das Beste, auch wenn es in den vergangenen Jahren nicht so gut aussah. In meiner Karriere hatte ich nur zwei große Vereine: 1860 und den VfL Wolfsburg. Deshalb verbindet mich eine Menge mit den Löwen.

Wie bewerten Sie als früherer Linksverteidiger die Leistungen von Bayern-Youngster Alphonso Davies?
Davies hat eine der besten Entwicklungen in der gesamten Bundesliga genommen. Wenn man sieht, wo er vor der Saison war und wie er sich jetzt präsentiert, dann ist das schon außergewöhnlich. Er ist wahrscheinlich schon jetzt der beste Linksverteidiger der Liga und einer der besten der Welt. Davies hat Faktoren in seinem Spiel, besonders diese unglaubliche Schnelligkeit, die nur schwer zu verteidigen sind.

Wer beeindruckt Sie sonst bei Bayern?
Die Mannschaft ist gespickt mit absoluten Topspielern. Manuel Neuer ist jemand, der seit Jahren zu den Besten auf seiner Position gehört. Er hat das Torwartspiel ein Stück weit revolutioniert, weil er das Aufbauspiel in den Vordergrund gerückt hat. Deshalb wurden auch bei anderen Klubs Trainingsinhalte geändert. Vielleicht ist Neuer der beste Torhüter, den wir je hatten.

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