Löwe hinter Stehhalle verprügelt

Lagerdenken beim TSV 1860: Es wird feindseliger


Gegen Meppen bis Spielbeginn in der Mitte leer: die Westkurve im Grünwalder Stadion.

Gegen Meppen bis Spielbeginn in der Mitte leer: die Westkurve im Grünwalder Stadion.

Von Patrick Mayer / Online

Die Fanszene des TSV 1860 ist mittlerweile so gespalten wie die Lager um Investor Hasan Ismaik und Präsident Robert Reisinger. Nach dem Spiel in der Dritten Liga gegen den SV Meppen sollen einige Anhänger einen Sponsor verprügelt haben.

München - Wer kennt ihn nicht, den Fan-Song "Stark wie noch nie" aus dem Jahre 1993, der die "Löwen-Power" des TSV 1860 besingt. Was die Anhängerschar anbelangt, heißt es: "Die Fans in unsrer Kurve sind die besten Fans der Welt. Sie sind treu wie gute Freunde, für die nur Sechzig zählt."

Aktuell tendieren sie zum Leidwesen der Löwen wohl eher in Richtung rekordverdächtig zerstrittener Fans.

TSV 1860: Vorfälle mehren sich rund um Löwen

In den vergangenen Drittligaspielen des TSV 1860 mehrten sich Vorfälle, die man ansonsten allenfalls unter den größten Chaoten gegnerischer Fan-Lager vermuten würde: Beleidigungen, Handgemenge - sogar tätliche Angriffe. Wie das "Löwenmagazin" berichtet, wurde nach dem Heimspiel am Samstag gegen den SV Meppen (1:0) ein Mann, der auch als Sponsor der Sechzger in Erscheinung tritt, von drei alkoholisierten Fans geschlagen.

Der Grund? Diese hätten auf dem Weg aus der Stehhalle des Grünwalder Stadions mit Sprechchören das Ende von Robert Reisingers Dasein als Präsident gefordert. Danach habe der Mann, der nicht namentlich genannt werden wollte, das Trio zur Rede stellen wollen. Daraufhin hätten ihm die Täter erst mehrmals das Bein gestellt, danach zugeschlagen. Wie 1860 der AZ erklärte, werde Geschäftsführer Günther Gorenzel an diesem Dienstag eine Stellungnahme abgeben.

Investor des TSV 1860: Hasan Ismaik.

Investor des TSV 1860: Hasan Ismaik.

Löweninterne Schlägerei bei S-Bahn-Derby

Wie die AZ weiter erfuhr, habe der Ordnungsdienst nicht eingegriffen, die Polizeieinheit das Opfer am Wienerwald auf die Polizeistation verwiesen. Von einer Anzeige sah das Opfer angesichts dieser Schilderungen offenbar ab und erlitt wohl auch keine schwerwiegenden Verletzungen. Was bleibt, ist dieselbe Frage, die sich schon nach einer löweninternen Schlägerei in der Stehhalle im S-Bahn-Derby gegen Unterhaching (1:0) stellte: Sind die Giesinger Gräben schon so tief?

Klar, (betrunkene) Fußball-Fans begehen auch mal Dummheiten. Doch darüber gehen die Aktionen mittlerweile weit hinaus. Zurückzuführen sind sie auf die Verschärfung des Lagerdenkens zwischen Anhängern des Konsolidierungskurses unter Oberlöwe Reisinger und Befürwortern des Investitionskurses um Geldgeber Hasan Ismaik und dessen Sprecher Athanasios Stimoniaris.

Hier diejenigen, die das "Scheichlied" contra Ismaik trällern - wohlgemerkt ebenfalls beleidigend und von Teilen der Fans mit Pfiffen quittiert. Dort die Wüter gegen Reisinger und Co., die ein "Kaputtsparen" fürchten.

Präsident des TSV 1860: Robert Reisinger.

Präsident des TSV 1860: Robert Reisinger.

TSV 1860: Diskussionen werden unsachlicher

Im jeweiligen Glauben, hinter dem bestmöglichen Kurs einer erfolgreichen Zukunft zu stehen, werden die Diskussionen spürbar unsachlicher. In verschiedenen Blogs, die sich entweder der Ismaik- oder der Reisinger-Seite zugehörig fühlen, wird nebst der Verbreitung der eigenen Ansichten das jeweils andere Lager verunglimpft - in den Kommentaren wird beleidigt, gehetzt, gedroht.

"Da haut es dir den Schalter raus. Es wird immer schlimmer. Wenn sich die oben nicht vertragen, zieht sich das runter in die Fanlager", erklärte ein prominenter 1860-Fan der AZ über die Spaltung der Sechzger, die er nicht zuletzt auf die Machtkämpfe der Vereinsbosse zurückführt. Er will ebenfalls nicht genannt werden - aufgrund zahlreicher selbst erlebter Anfeindungen.

TSV 1860: Chaos am Einlass der Westkurve

Zu allem Überfluss hatte gegen Meppen schon vor Anpfiff das Chaos regiert. Die aktive Fanszene der Giesinger marschierte erst zum Anpfiff in die Westkurve, was den Umlauf verstopfte und zu einem kurzzeitigen Einlass-Stop führte. Hintergrund: ein Protest gegen das ausgesprochene Materialverbot der KGaA, mit dem längst nicht alle Fans einverstanden waren. Doch auch sie konnten erst verspätet das sehen, worum es allen Beteiligten gehen sollte: Fußball.

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