Geht die Kölsch-Krise weiter?
Köln zum Wiesn-Auftakt: Bayern-Fest oder Bockbier?
21. September 2019, 10:02 Uhr aktualisiert am 21. September 2019, 10:02 Uhr
Der FC Bayern empfängt zum Oktoberfest-Auftakt den 1. FC Köln. Der Geißbock-Verein plant danach einen Ausflug auf die Wiesn. Wird es ein Siegestrunk oder doch eher ein Frust-Besäufnis?
München - Der Mann hat völlig Recht. "Ja, warum denn nicht?", rief Kölns Trainer Achim Beierlorzer. Schließlich gibt es nach einem Gastspiel beim FC Bayern wie an diesem Samstag, dem Eröffnungstag der Wiesn 2019, immer einen Grund, aufs Oktoberfest zu gehen: Zur Siegesfeier oder, um den Frust runterzuspülen - was auch effektiver funktioniert als in den Bonsai-Maßkrügen, diesen Kölsch-Gläsern. Läuft.
FC Köln: Erst Allianz Arena dann Wiesn-Festzelt
Die Tische für den FC-Ausflug mit dem gesamten Kader und der kompletten Geschäftsstelle sind bestellt. Vielleicht gibt es ja ein etwas anderes Bockbier für die Geißböcke als Siegestrunk. "Ich nehme das alles auf mich, wenn es am Schluss nicht funktionieren sollte", sagte der Franke Beierlorzer, dessen Bruder Bertram von 1981 bis 1986 beim FC Bayern spielte. "Es ist ein Team-Event, das uns zusammenschweißen soll - völlig unabhängig vom Ergebnis."
Und die Bayern? Die planen ihren traditionellen Besuch im Käfer-Zelt für den letzten Wiesn-Sonntag. Am 6. Oktober, am Tag nach dem Heimspiel gegen Hoffenheim, vor Beginn der Länderspielpause, soll es heißen: Die Krüge hoch! Dann bitte mit besserer Stimmung als vor Jahresfrist. Da hatte man am Tag zuvor mit 0:3 gegen Mönchengladbach verloren, überhaupt war die Wiesn-Bilanz von Trainer Niko Kovac, selbst kein Biertrinker, in dessen erstem Amtsjahr verheerend: In drei Heimspielen gab's keinen Sieg, neben der Pleite gegen die Fohlen noch je ein 1:1 gegen den FC Augsburg in der Liga und gegen Ajax Amsterdam in der Champions League. "Wenn die Wiesn beginnt, wird hier viel genossen", sagte Kovac, "wir wollen die Statistik des letzten Jahres verbessern und ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Man kann aber nichts versprechen im Leben."
Am Samstag also soll der Geißbock auf die Hörner bekommen - dabei ist die Wiesn-Bilanz der Bayern längst nicht mehr so gut wie zu früheren Zeiten.
Ein paar AZ-Zahlenspiele
Die Pep-Serie: In den Jahren 2013 bis 2015 blieb man in jeweils fünf Partien (zu Hause und auswärts) ungeschlagen. Der damalige Trainer: Der Asket, aber wenn dann Rotweinlieber, Pep Guardiola. 2015/16 lauteten die Ergebnisse unter dem Katalanen 3:0, 5:1, 3:0, 5:0 und 5:1. 2014/15 kassierte Torhüter Manuel Neuer in fünf Partien keinen einzigen Gegentreffer. Untadelig! Das muss ihm sein Nationalelf-Herausforderer Marc-André ter Stegen erstmal nachmachen.
Die Carlo-Entlassung: Nach einem 2:2 nach 2:0-Führung gegen den VfL Wolfsburg sorgte der Italiener Carlo Ancelotti Ende September 2017 mit einer Harakiri-Aufstellung bei Paris St. Germain für seine Entlassung - 0:3. Ancelotti, Weiß- und Rotweinlieber sowie Genussraucher, hatte plötzlich während des Oktoberfestes viel Freizeit. Interimstrainer wurde Willy Sagnol.
Ancelotti-Aus zum Wiesn-Auftakt
Die Sagnol-Saga: Der Franzose ist neben Andries Jonker, dem Nachfolger des Rioja-Verfechters Louis van Gaal, der einzige Bayern-Trainer, der ungeschlagen in die Klubhistorie eingegangen ist. Halbfeldflanken-Erfinder Sagnol coachte die Bayern im Oktober 2017 nach der Entlassung von Ancelotti zu einem 2:2 bei der Hertha - während der Wiesn! Also: Ungeschlagen auf Lebenszeit. Jonker blieb 2011 in fünf Bundesligapartien als Chefcoach ohne Niederlage, aber das zählt nicht wirklich, war ja im Frühjahr.
Die Kölsch-Krise: Die letzten vier Partien, die der Geißbock-Klub beim FC Bayern während des Oktoberfestes bestritt, blieb er ungeschlagen - vier Remis.
2016 traf Anthony Modeste mit einem Schuss, der eher ein Kung-Fu-Sprung war, zum 1:1-Ausgleich. 2010 und 2009 hieß es jeweils 0:0. Das Duell 1994, damals noch im Olympiastadion, endete 2:2.
Bayern-Sause oder Kölsch-Krise?
Die jüngste Bilanz: In den letzten zehn Begegnungen in der Bundesliga reichte es für den FC gerade mal zu einem einzigen Punkt. Und: Der letzte Sieg der Rheinländer in München (2:1 am 21. Februar 2009) ist bereits über zehn Jahre her.
Wenn Bayern nun gewinnt, kann Kovac vielleicht doch einen netten Wiesn-Abend genießen. In der kommenden Woche ist bis Samstag kein Spiel. Ein Prosit!
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