Nach Reisingers Rücktritt

Ismaik kontert 1860-Präsident - und vergleicht sich mit Angela Merkel


Hasan Ismaik bemüht eine Rede der Bundeskanzlerin, um sein Verhalten zu rechtfertigen.

Hasan Ismaik bemüht eine Rede der Bundeskanzlerin, um sein Verhalten zu rechtfertigen.

Von Matthias Eicher

Löwen-Investor Hasan Ismaik hat auf den Rücktritt von Aufsichtsrat Robert Reisinger und dessen schwere Vorwürfe reagiert. Der Jordanier kontert mit deutlichen Worten - und einer Rede von Angela Merkel, in der sich ein versteckter Seitenhieb verbirgt.

München - Hasan Ismaik und das "erneute Zögern bis auf den letzten Drücker". Der Investor des TSV 1860 und dessen bewährte Finanzstrategie im Umgang mit den Löwen haben Robert Reisinger zum Rücktritt bewegt. Nicht als Präsident, vielmehr als Aufsichtsrat der Sechzger, wie Reisinger am Dienstag verkündete - inklusive deutlicher Kritik am Jordanier.

Ismaiks Ansage: Reisinger und Co. "verschwenden Kräfte"

Tags darauf folgte der Konter von Ismaik per Facebook. Sechzigs Hauptgesellschafter postete die Abschiedsrede von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Parteichefin der CDU und erklärte dabei, wie sehr er Merkel - deren Bekanntschaft "ein großes Ereignis" für ihn wäre - und das Land Deutschland schätze.

Zudem stellt Ismaik in Richtung Reisinger und all seiner Gegner auf Giesings Höhen klar: "Erfolg zu haben mit den Löwen ist weiterhin mein Ziel, auch wenn immer wieder versucht wird, mich rauszudrängen. Ich kann nur immer wieder betonen: Diejenigen, die glauben, mich provozieren zu können, verschwenden ihre Kräfte."

Heißt: Reisinger solle sich seine Sticheleien sparen, denn Ismaik lasse sich von Provokationen nicht beeindrucken. Vielmehr wolle der Mehrheitseigner "mit 1860 sehr gerne an die alten Triumphe des Vereins anknüpfen."

Hasan Ismaik: Seitenhieb aus Angela Merkels Rede

Was Sechzigs Machtkämpfe mit Angela Merkel zu tun haben? Was auf den ersten Blick relativ wirr und zusammenhangslos erscheinen mag, wird umso klarer bei der Betrachtung des angehängten Videos von Merkels Rede.

Diese beginnt mit den Aussagen Merkels über ihre eigene Angewohnheit, die Mottos der Parteitage "auf den allerletzten Drücker" erledigt und damit manche Mitarbeiter des Konrad-Adenauer-Hauses unter Druck gesetzt zu haben: "Insbesondere die, die für die Herstellung der Buchstaben und das Anbringen der Worte zuständig waren", habe Merkel "zur Verzweiflung gebracht, um nicht zu sagen: in den Wahnsinn getrieben."

TSV 1860 umgeht Strafe des DFB

Da süffistante Ende der Merkel-Rede: "Wahrscheinlich auch deshalb haben wir heute die modernste Rückwand aller Zeiten und die Buchstabenprobleme sind für immer gelöst", sagte die scheidende Parteichefin vor einer riesigen digitalen Leinwand.

Ein gekonnter Seitenhieb an Reisinger und dessen Kritik an Ismaiks später Überweisung der kürzlich von Geschäftsführer Michael Scharold abgerufenen 1,5 Millionen Euro. Die Sechzger kommen jedoch im Zwischenlizenzierungsverfahren des DFB trotz einer Fristversäumnis ohne Strafe davon.

Löwen in der 3. Liga: Ismaik "mit Abschneiden zufrieden"

Ismaiks Konter geht bei Betrachtungs seines Wirkens bei den Giesingern allerdings auch nach hinten los, denn: Während Merkel von technischem Fortschritt spricht, hat Ismaik nach AZ-Informationen rund 70 Millionen in 1860 investiert und könnte von seinen mehrfach kommunizierten Zielen Bundesliga und Champions League kaum weiter entfernt sein.

Die Realität klingt derzeit, auch am Ende von Ismaiks Nachricht nebst Weihnachtswünschen an alle Löwen deutlich anders: "Mit dem bisherigen Abschneiden unserer Löwen in der Dritten Liga bin ich zufrieden. Mehr war als Aufsteiger auch nicht zu erwarten."

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