AZ-Kommentar

Hoeneß' Kritik am DFB: Viele Verlierer - zwei Gewinnerchen


Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß.

Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß.

Von Tabitha Nagy

Patrick Strasser, der Bayern-Reporter der AZ, über die Breitseite der Münchner FC-Bayern-Bosse gegen den DFB.

Auf sie, auf alle, mit Gebrüll. Die Bayern-Bosse buchen mal wieder den Mia-san-mia-Selbstverteidigungskurs, fahren eine Gegenattacke, wo es gar keine Attacke gegeben hat, höchstens eine Debatte. Egal. Feuer frei. Kurzfristig haben Rummenigge und Hoeneß ihrem Kapitän den Rücken gegenüber dem ach so unverschämten Herausforderer ter Stegen gestärkt. Neuer wird die öffentliche Sakrosankt-Sprechung wohlwollend zur Kenntnis nehmen und sein Berater sich dies in den Verhandlungen über die angekündigte Vertragsverlängerung zunutze machen. Zwei Gewinnerchen, immerhin.

Die Verlierer von Hoeneß Kritik

Was bewirkt Hoeneß' Wutrede noch? Wenig Gutes - für alle. Die Öffentlichkeit wird noch genauer hinschauen, sollte Neuer auch nur ein Patzer unterlaufen. Man wird die Hoeneß-Sequenz mit den Lobpreisungen hervorkramen und mit dem Fehler des Unfehlbaren gegenschneiden. Hoeneß hat mit seiner Schimpftirade den Druck auf Neuer erhöht, die Lupe auf ihn gelegt und zugleich Bundestrainer Löw die Pistole auf die Brust gesetzt.

Löw kann es in der Torwartfrage fortan niemandem Recht machen. Lässt er Neuer im Oktober beide Länderspiele bestreiten, sagen die einen: Ach ja, der Herr Löw, ist er also doch eingeknickt vor so viel Gewese und Getöse aus München. Lässt Löw - wie wohl intern bereits versprochen - ter Stegen in einer der beiden Partien ran, wird es von anderer Seite heißen: Das macht er ja nur, damit er sich nicht nachsagen lassen muss, dass usw. - siehe oben. In beiden Fällen wäre auch ter Stegen ein Verlierer.

Dieses Ziel haben die Bayern-Bosse erreicht.

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