Der Druck steigt

FC Bayern: Was hat Niko Kovac aus der letzten Herbst-Krise gelernt?


Anpfiff: Bayern-Trainer Niko Kovac bei der 1:2 Pleite seiner Truppe gegen Hoffenheim.

Anpfiff: Bayern-Trainer Niko Kovac bei der 1:2 Pleite seiner Truppe gegen Hoffenheim.

Von Franziska Bohn

Der Bayern-Trainer muss einen Krisen-Herbst wie in der Vorsaison verhindern, auf sein Team warten nun sieben Partien in 22 Tagen. "Wir wollen die nächsten Spiele alle gewinnen - dann sind wir Erster."

München - Das muss Niko Kovac erst einmal jemand nachmachen. Sehr präzise, der Mann. Lediglich ein Pünktchen mehr hat der Bayern-Trainer mit seiner Mannschaft diese Saison in der Bundesliga an den ersten sieben Spieltagen geholt. Ansonsten im Vergleich zur Spielzeit 2018/19 jedoch exakt dieselbe Bilanz nach elf Pflichtspielen: Sieben Siege, zwei Remis und zwei Niederlagen. Eine ordentliche Ausbeute.

Und noch eine Parallele zum Herbst vorigen Jahres: Auch diesmal ging es mit einer Heimniederlage, dem 1:2 gegen Hoffenheim, in die zweite Länderspielpause der Vorrunde. Im Oktober 2018 setzte es zu Hause ein 0:3 gegen Mönchengladbach.

Kritik an Kovac

Dass die Kritik an Kovac, in seiner ersten Saison ein Azubi im Kosmos FC Bayern, vor Jahresfrist größer war, lag vor allem daran, dass Borussia Dortmund, mittlerweile präzise 2:2-Spezialisten nach eigener Führung, als Tabellenführer vier Punkte enteilt war.

Nach dem 1:2 gegen Hoffenheim ist von den Profis des FC Bayern im Derby in Augsburg eine Reaktion gefragt.

Nach dem 1:2 gegen Hoffenheim ist von den Profis des FC Bayern im Derby in Augsburg eine Reaktion gefragt.

Kovac hat die Tabelle studiert. "Wir waren Sechster mit vier Punkten Rückstand. Jetzt sind wir Dritter mit zwei Punkten Rückstand", erklärte der 48-Jährige grinsend, "da haben wir uns schon mal gesteigert." Unwidersprochen.

Kovac teilt die Vorrunde in vier Kapitel ein. Da ist die an die Vorbereitung anschließende erste Phase mit dem Supercup, der ersten Runde im DFB-Pokal und dem Bundesliga-Auftakt. Der Spätsommer fordert: ein vorsichtiges Hineintasten in die Saison, integrieren der Neuzugänge mit wenig Rotation aufgrund der überschaubaren Belastung (nur fünf Pflichtspiele).

Danach wird in der ersten Länderspielpause durchgeschnauft. Im zweiten Semester wurde es mit zwei Champions-League-Partien ernster. Es galt, die ersten Härtefälle in Sachen Rotation zu moderieren - siehe den Fall Thomas Müller, der in fünf der sechs Spiele dieser zweiten Phase nicht in der Startelf stand. Wieder Länderspielpause.

Die Prüfungen werden härter

Nun folgt Phase drei, das dritte Semester. Die Prüfungen werden härter, die Taktung ist mit drei englischen Wochen hintereinander enger. Sieben Spiele in 22 Tagen. Die Wochen der Wahrheit. Nicht unbedingt in der Königsklasse, da geht es zwei Mal gegen Underdog Olympiakos Piräus (nächsten Dienstag und am 6. November).

Die Bundesliga bringt, angefangen mit dem bayerischen Derby beim FC Augsburg diesen Samstag, knifflige Spiele, etwa den Auswärtstrip zu Kovacs Ex-Klub Eintracht Frankfurt (2.11.) und das immer heiße Duell mit dem BVB eine Woche später in der Allianz Arena.

Wo also wird Kovac stehen zum Abschluss des 3. Semesters vor der November-Länderspiel-Pause? "Wir wollen natürlich die nächsten Spiele alle gewinnen, dann sind wir in der Champions League weiter und in der Liga sicherlich auf dem ersten Platz", verkündete er. Leicht gesagt.

Aber hat Kovac seine Lektion gelernt aus der Herbst-Krise im 2018, die ihn Ende November nach einem 2:3 in Dortmund und dem 3:3 gegen Aufsteiger Düsseldorf nach 3:1-Führung beinahe den Job gekostet hätte? Der Kroate ist nach dem Double-Gewinn dank einer - die Champions League ausgenommen - sehr starken Rückrunde mit nur einer Niederlage abgehärtet, hat an Profil und Standing gewonnen. Vom Schüler zum strengen Lehrer, Kovas Lernkurve.

Seine Entscheidungen wirken rigoroser. Er schreckt auch vor Geldstrafen nicht zurück, gibt der Mannschaft andererseits aber auch unvermittelt zwei Tage frei, wenn machbar.

Kovac gesteht Fehler ein

Im Fall Müller gestand er einen Fehler ein: "Ich habe mich falsch artikuliert." Das zeugt von Größe. Aber ihn deshalb aufstellen? Er wolle sich "nicht leiten lassen", betonte Kovac seine Unabhängigkeit vom Druck der Öffentlichkeit.

Wie er künftige Härtefälle - Müller wird ein Dauer-Thema bleiben - moderiert, fließt entscheidend in die Beurteilung seiner Arbeit ein.

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