Frustrierte Helden

FC Bayern: Bei zwei Personalien droht Niko Kovac Ärger


Völlig frustriert: Javi Martínez (l.) vor der Partie gegen Hoffenheim.

Völlig frustriert: Javi Martínez (l.) vor der Partie gegen Hoffenheim.

Von Michael Schleicher / Online

2013 waren Javi Martínez und Thomas Müller noch entscheidend am Triple-Triumph beteiligt, unter Trainer Niko Kovac spielen sie aktuell kaum eine Rolle. "Nothing to say", erklärt Müller. "Gar nix!"

München - Es kommt selten vor, dass sich die erstaunlichsten Szenen bereits vor dem Anpfiff einer Bundesliga-Partie abspielen, doch bei Bayern gegen Hoffenheim am Samstag war dies zu beobachten.

Da saß Javi Martínez (31) vor dem Aufwärmen völlig frustriert auf der Ersatzbank der Münchner. Zunächst allein, ehe ihn Co-Trainer Hansi Flick erblickte, sich neben ihn setzte und in den Arm nahm. Da war die Aufstellung der Bayern, die bis auf eine Ausnahme (Thiago spielte für den verletzten David Alaba) keine Änderung offenbarte - obwohl frische Kräfte wie Martínez, Ivan Perisic (30) und Thomas Müller (30) nach dem Tottenham-Kracher bereitstanden.

FC Bayern: Müller nur noch Notnagel?

Und da war der Umgang von Cheftrainer Niko Kovac mit einem dieser Ersatzspieler, als er am Sky-Mikrofon doch allen Ernstes über Müllers Perspektiven sagte: "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen."

Gegen Hoffenheim war die Not groß, sehr groß sogar. Müller wurde - wie Perisic - nach einer Stunde eingewechselt, der Weltmeister sorgte prompt für Belebung und bereitete das 1:1 von Robert Lewandowski mit einer herrlichen Linksflanke vor (73.). Für Müller, der seit fünf Partien nicht mehr in der Startelf ran durfte, war es bereits die vierte Vorlage im siebten Liga-Spiel. Die Bilanz zeigt: Seine Form stimmt.

Warum ihn Kovac dennoch kaum einsetzt und dazu auch noch öffentlich mit seinen Äußerungen schwächt, ist nur schwer nachzuvollziehen. Dem Coach scheint - wie schon in der Vorsaison - das Gespür für die Befindlichkeiten seiner Stars zu fehlen.

Brazzo: "Man muss diese Entscheidungen akzeptieren"

Entsprechend frustriert verließ Müller das Stadion, circa 15 Minuten nach Spielende kam er als erster Bayern-Profi aus der Kabine und erklärte: "Nothing to say, wie der Engländer sagt." Wirklich gar nichts? "Gar nix!", erwiderte Müller und verschwand. Wie lange kann er noch stillhalten?

Durfte gegen Hoffenheim wieder nicht von Anfang an ran: Bayern-Star Thomas Müller.

Durfte gegen Hoffenheim wieder nicht von Anfang an ran: Bayern-Star Thomas Müller.

Müller gehe "gut mit der Situation um und macht seine Sache auch gut, wenn er rein kommt. Er hat ja auch heute wieder ein Tor vorgelegt", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Grundsätzlich könne er aber verstehen, "wenn Spieler, die nicht spielen, unzufrieden sind. Aber ich kann auch den Trainer verstehen", führte Brazzo weiter aus: "Man sucht eine Formation und möchte sich auch einspielen. Diese Entscheidungen muss man akzeptieren. In Tottenham haben wir eine richtig gute zweite Hälfte gespielt, deshalb haben die gleichen Spieler begonnen."

Doch einige von diesen Spielern, speziell die Offensivreihe um Serge Gnabry (24), Philippe Coutinho (27) und Kingsley Coman (23), wirkte gegen Hoffenheim müde. Müller könnte immerhin nach der Länderspielpause in Augsburg (19. Oktober) mal wieder zur Startelf gehören. Rivale Coutinho befindet sich zuvor mit Brasilien auf Länderspieltour in Asien.

Müller und Martínez sind frustriert

Auf Dauer droht Coach Kovac aber ein Problem, wenn er keinen Weg findet, den frustrierten Helden Müller und Martínez eine Perspektive aufzuzeigen. Der Spanier verließ die Arena mit seiner Tochter an der Hand, auf AZ-Nachfrage, ob alles okay sei, antwortete er: "Ja." Der Grund für seine traurige Miene sollen ausschließlich sportliche Gründe gewesen sein. "Es ist nicht so, dass ich irgendwas anderes wüsste", sagte Salihamidzic. "Wir haben sicher viele Spiele, in denen Javi auch seine Chance bekommen wird." Am späten Samstagabend wurde Martínez (getarnt mit Hut) übrigens in Käfers Wiesn-Schänke gesichtet, er feierte mit Spezln.

Im Fall Müller wollte Kovac nach der Hoffenheim-Partie beschwichtigen. "Das habe ich so gesagt, und Sie müssen da jetzt nicht etwas draus zaubern", erklärte er: "Für ihn gilt das Gleiche wie für jeden anderen auch: Wenn einer nicht spielt und wir ihn brauchen, kommt er. Und der Thomas hat heute Schwung reingebracht." Das klang nett, doch da war Kovacs Sprengkraft-Satz mit der "Not am Mann" schon in der Welt. Genauso wie die Bilder von Martínez, die man so nur selten sieht.

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