Wiedersehen mit Juan Bernat?
FC Bayern: In der Champions League bahnt sich eine ganz große Pointe an
19. August 2020, 16:47 Uhr aktualisiert am 19. August 2020, 16:47 Uhr
PSG befördert RB Leipzig im Halbfinale aus der Champions League. Auch Juan Bernat gelingt ein Tor, und sofort erinnern sich alle an Uli Hoeneß' Wutrede. Im möglichen Endspiel gegen den FC Bayern bahnt sich eine Pointe des Fußballs an. Dabei erfährt Bernat in München seit den Hoeneß-Worten ungeahnte Popularitätsschübe.
München - Mit "großer Freude" hat Uli Hoeneß vernommen, dass Juan Bernat "auch noch Tore schießen kann". Das ist kein Hoeneß-Zitat vom Dienstag, als der 1,70 Meter kleine Bernat per Kopf für Paris Saint-Germain gegen RB Leipzig traf, beim überraschend einseitigen Champions-League-Halbfinale.
Mit 3:0 (2:0) erreichte PSG das Endspiel, und so bahnt sich in Lissabon eine schmucke Pointe an: Bernat im Duell mit Hoeneß' FC Bayern, der sich am Mittwochabend noch gegen Olympique Lyon behaupten muss (21.00 Uhr im AZ-Liveticker).
Entsprechend stammt Hoeneß' "große Freude" über Bernats Tor schon aus dem Jahr 2018, als der Spanier ebenfalls für PSG in der Königsklasse getroffen hatte und der damalige Bayern-Präsident prompt ein Statement servieren sollte. Ein paar Wochen erst lag sie zurück, die eigenartige Pressekonferenz, die zur sehr eigenartigen Pressebeschimpfungskonferenz wurde und Bernat als sehr, sehr eigenartigen Protagonisten hervorbrachte.
Hoeneß schimpft auf "Bernattt" wegen Sevilla-Leistung
Um's kurz zu machen, weil die Geschichte eh jeder kennt: An jenem legendären Freitag forderten die Bayern-Bosse um Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic (seinerzeit eher ein Bösschen) ganz unbedingt mehr Anstand von den Medien, wovon sie am selben legendären Freitag eher wenig zeigten, als es um die Einordnung mancher Fußballer oder Fußballreporter ging.
Hoeneß argumentierte, dass das "Wohl und Wehe des FC Bayern" nicht an Bernat hänge, was zweifellos korrekt ist. Im Sommer war der Linksverteidiger nach Frankreich verkauft worden, weil er im Frühjahr "fast alleine dafür verantwortlich" gewesen sein soll, dass die Münchner beinahe gescheitert wären in Sevilla (gesprochen: "Sewillija"). Fand zumindest Hoeneß und deklarierte die Leistung von Bernat (gesprochen: "Bernattt") lautmalerisch als "Scheißdreck".
Keiner seiner 113 Einsätze für Bayern (fünf Tore, zehn Vorlagen) brachte Bernat annähernd Aufmerksamkeit. Wochen später reagierte er "überrascht" von Hoeneß' Pamphlet, dem er allerdings "nicht so viel Bedeutung beigemessen" habe; es sei ja lediglich dessen "Meinung" gewesen. Bernat wurde beigebracht, "dankbar zu sein", sagte er, "und ich werde Bayern immer dankbar sein für die vier Jahre, die ich dort verbringen durfte. Ich habe sehr gute Erinnerungen an meine Zeit."
Bernat ist in München eine kleine Legende - wegen Hoeneß
Diese gelassen-demütige Attitüde bescherte ungeahnte Popularitätsschübe. Den Bayern-Fans war Hoeneß' Ausfall peinlich, und Nicht-Bayern-Fans mochten Bernat jetzt alleine deshalb, weil sie Hoeneß nicht mögen. So einfach ist das manchmal.
Gewissermaßen ist Juan "Bernattt" in München eine kleine Legende. Nach seinem Paris-Tor gegen Leipzig erinnerte sich das Netz ans Wohl und Wehe von Sevilla.
Bei PSG hat sich Bernat übrigens gemausert. In dieser Saison sind 31 Pflichtspiele notiert; gerade in der Champions League stand der Mann, den Salihamidzic als "Musterprofi" tituliert hatte, stets im Stamm.
Hoeneß wiederum merkte retrospektiv, dass sein Vokabular unangebracht war. "Das eine oder andere Wort" würde er nicht erneut gebrauchen, "es hat mir sehr leid getan, Juan Bernat beleidigt zu haben für seine Spielweise". Zu Hoeneß' Verteidigung: Die reuige Erkenntnis kam schnell. Der Ober-Bayer tätigte diese Sätze am selben Abend, als er den Torschützen Bernat für sich entdeckt hatte, Winter 2018.
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