Hansi gegen die Heimat
FC Bayern: Flick hat nicht nur gute Erinnerungen an Hoffenheim
5. Februar 2020, 6:17 Uhr aktualisiert am 5. Februar 2020, 6:17 Uhr
Trainer Hansi Flick vom FC Bayern trifft mit seinem Team im Pokal-Achtelfinale auf Ex-Klub 1899 Hoffenheim. Präsident Herbert Hainer will ihn halten: "Wenn er weiter so gewinnt, gibt es keine Alternative."
München - In Bammental, einer 6.500-Einwohner-Gemeinde nur wenige Kilometer von Heidelberg und der Hoffenheimer Geschäftsstelle in Zuzenhausen entfernt, ist Hansi Flick bei jedem seiner Besuche gern gesehen. "Wenn er hier vorbeischaut, redet er mit den Leuten, lässt sie an sich heran", sagt Friedbert Ohlheiser, der Flick seit Jahrzehnten kennt: "Er ist offen, ehrlich und ein heimatverbundener Mensch geblieben."
Ohlheiser hat mit dem gebürtigen Heidelberger Flick, der bis 2017 ein Sportgeschäft in Bammental führte, schöne Zeiten erlebt. Zwischen 1996 und 2000 trainierte der heutige Bayern-Coach den Amateurklub FC Victoria Bammental. Vorstand Ohlheiser und Trainer Flick verbrachten mit ihren Familien damals einige Urlaube zusammen, lustige Geschichten über den "Spaßvogel" Flick sind in Erinnerung geblieben. "Einmal waren wir mit unseren Frauen essen", erzählt Ohlheiser, "da hat er meiner Frau heimlich unter dem Tisch die Schnürsenkel zusammengebunden, was sie erst beim Aufstehen gemerkt hat. So war der Hansi, bei allem Ernst hat er auch den Spaßfaktor nie vergessen."
Hansi Flick wurde einst bei Hoffenheim entlassen
Genauso wie seine Heimat. Die Partie im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Ex-Klub 1899 Hoffenheim, den Flick von 2000 bis 2005 in der Oberliga und Regionalliga trainierte, ist deshalb "etwas Besonderes", wie der Erfolgscoach vor dem Duell erklärte: "Aber ich bin jetzt hier beim FC Bayern unter Vertrag, da lege ich meine ganze Energie rein. Wir wollen in die nächste Runde einziehen, der Rest ist Nebensache."
Dass Flick nicht gerade euphorisch über die TSG spricht, hat mit Ereignissen aus der Vergangenheit zu tun. Mäzen Dietmar Hopp wollte Anfang der 2000er nicht länger auf den Aufstieg in die 2. Liga warten, deshalb musste Flick gehen. Lorenz-Günther Köstner und Ralf Rangnick folgten als Trainer, Rangnick führte den Klub schließlich nach oben - bis in die Bundesliga.
Manch ein Beobachter interpretierte Hopps Maßnahme, Flick 2017 den Job als Hoffenheim-Geschäftsführer zu geben, als Wiedergutmachung für die Entlassung. Hoffenheim war zu diesem Zeitpunkt bestens aufgestellt im Management, weswegen sich Flick bereits im Februar 2018 wieder verabschiedete. "Es war keine einfache Zeit, aber ich möchte sie nicht missen", sagte der Bayern-Trainer rückblickend über sein Engagement als Funktionär. "Für beide Seiten war es gut, dass man sich getrennt hat. Ich bin keiner, der da nachhakt. Es ist ein Teil meiner Vita, ich bin damit auch völlig im Reinen."
FC Bayern: Für Hansi Flick zählt nur die Gegenwart
Die TSG Hoffenheim ist abgehakt, für Flick zählt nur noch seine Aufgabe bei Bayern. "Jetzt bin ich hier, auf dem Platz, was mir sehr, sehr gut gefällt", sagte er: "Ich glaube, das ist auch meine Berufung: Trainer zu sein, mit Spielern arbeiten zu können." Und nicht als Funktionär im Hintergrund zu werkeln.
Von Woche zu Woche ist mehr zu spüren, wie Flick für den Trainerjob brennt, wie er um seine Zukunft bei den Münchnern kämpft. Aktuell läuft sein Vertrag nur bis nach dieser Saison, doch es gibt deutliche Signale aus dem Klub, die eine weitere Zusammenarbeit realistisch erscheinen lassen.
"Wir wollen erfolgreichen und bezaubernden Fußball spielen, so wie jetzt unter Hansi Flick", sagte Präsident Herbert Hainer laut "Passauer Neue Presse" bei einem Fanklub-Besuch am Wochenende. "Wenn er weiter so gewinnt, dann gibt es keine Alternative." Flick leiste "exzellente Arbeit", ergänzte Hainer und hob die Spielweise hervor: "Ich habe selten so einen überzeugenden Bayern-Sieg gesehen wie zuletzt gegen Schalke, wo der Gegner in der zweiten Halbzeit kaum mehr über die Mittellinie kam."
Flick über Bayern-Zukunft: "Bin noch lange nicht müde"
Auch Kapitän Manuel Neuer ist vom Trainer begeistert. "Es macht eine Menge Spaß mit ihm", sagte Neuer im "Klubmagazin 51", "er geht auf jeden Einzelnen ein, versucht alle mitzunehmen und uns jeden Tag besser zu machen."
Bei so viel Lob war Flick bemüht, den Fokus aufs Sportliche zu wahren. "Ich weiß auch, dass das bei Bayern von Woche zu Woche anders sein kann", sagte er zu Hainers Sätzen, die dem Coach durchaus gefallen haben: "Es ist schon so, dass einen das freut, wenn man das über sich liest."
Na klar: Flick hat Blut geleckt, er würde lieber heute als morgen einen neuen Vertrag bei Bayern unterschreiben. "Mir macht's Spaß", betonte er erneut, "alles andere liegt nicht in meinen Händen." Und weiter: "Ich bin noch lange nicht müde." Flicks Trainerkarriere soll jetzt so richtig Fahrt aufnehmen. Eine Karriere, die einst im kleinen Bammental begann.
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