Fußball-Nationalmannschaft
Ein Jahr im DFB-Amt: Tüftler Nagelsmann trotzt Ausfällen
7. Oktober 2024, 14:57 Uhr
Julian Nagelsmann traf noch bei Sonnenschein im vertrauten DFB-Quartier in Franken ein, wo er zur Mittagszeit einen deutlich umfangreicher veränderten Spielerkader begrüßte als ursprünglich geplant. Exakt ein Jahr ist der Bundestrainer nun im Amt. Aber eine Ausfall-Welle wie vor den aktuellen Nations-League-Prüfungen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina an diesem Freitag (20.45 Uhr/RTL) und den größten Gruppen-Rivalen Niederlande musste der 37-Jährige noch nicht bewältigen.
Nagelsmann ist jedoch dafür bekannt, Probleme nicht zu beklagen, sondern sie zu lösen. Und er peilt weiterhin das Optimum in den beiden Gruppenspielen an: "Wir haben den Kader aufgrund einiger Verletzungen kurzfristig nochmal etwas verändern müssen. Unsere Ziele bleiben aber: Wir wollen in Bosnien und Herzegowina und zu Hause in München vor unseren eigenen Fans gegen die Niederlande gewinnen und die Tabellenführung verteidigen." Mit vier Zählern ist Deutschland Erster vor den punktgleichen Holländern.
Nagelsmann ist in dieser Woche als Aufstellungstüftler gefragt - gerade offensiv. Aus dem hochkarätigen Angriffs-Quartett mit Jamal Musiala (Hüftgelenks-Beschwerden), Kai Havertz, (Schmerzen am Kniegelenk), Niclas Füllkrug (Achillessehnen-Reizung) und Florian Wirtz steht nur Letzterer gesund zur Verfügung. Und in der Defensive musste nach Torwart Marc-André ter Stegen (Patellasehnenriss) als fünfter EM-Spieler auch noch der Frankfurter Robin Koch kurzfristig seine Anreise nach Herzogenaurach stornieren.
Der Abwehrspieler hatte im Topspiel gegen den FC Bayern München (3:3) am Sonntag erneut mit Hüftproblemen zu kämpfen. Seine Absage war danach erwartbar. Interessanter war Nagelsmanns Reaktion: Der 37-Jährige nominierte für Koch keinen Defensivakteur nach, sondern in Kevin Schade (22) vom Premier-League-Club FC Brentford einen weiteren Offensivspieler. Der pfeilschnelle Schade kehrt nach längerer Zeit ins A-Team zurück.
Vorn muss Nagelsmann improvisieren und ab Dienstag in wenigen Trainingseinheiten passende Lösungen kreieren. Das erprobte Trio Musiala, Havertz, Füllkrug ersetzte er mit drei Neulingen: dem Gladbacher Sturm-Riesen Tim Kleindienst, dem Stuttgarter Flügelflitzer Jamie Leweling und dem formstarken Mainzer Torjäger Jonathan Burkardt.
"So schade es ist, wenn wir auf verletzte Stammkräfte, die uns bei der Heim-EM im Sommer mitgetragen haben, dieses Mal verzichten müssen: Wir freuen uns jetzt sehr darauf, unsere neuen Spieler im Kreis der Mannschaft und im Training zu erleben", äußerte Nagelsmann.
Die besten Einsatzchancen neben den gesetzten Wirtz und Deniz Undav dürfte in der geschwächten Offensive Serge Gnabry haben. Der 29 Jahre alte Bayern-Profi, der auch die Heim-EM im Sommer verletzt verpasst hatte, ist mit 22 Toren in 45 Länderspielen der einzige Akteur im 23-Mann-Kader, der eine zweistellige Trefferzahl im Nationaltrikot vorweisen kann.
Nagelsmann muss zunächst die beste Formation für das Spiel gegen Außenseiter Bosnien finden. Im knapp 14.000 Zuschauer fassenden Stadion Bilino Polje erwartet er dabei "eine hitzige Atmosphäre".
Im Tor wird dort auf jeden Fall ein Debütant stehen, nachdem der gerade erst zur neuen Nummer eins ausgerufene ter Stegen monatelang ausfallen wird. Um die Position der Interims-Nummer-eins kämpfen Hoffenheims Oliver Baumann (34) und der sechs Jahre jüngere Stuttgarter Alexander Nübel. Beide standen sich am Sonntagabend noch in der Bundesliga gegenüber, einen Torwart-Sieger gab es beim 1:1 wie im Duell der Clubs nicht.
Baumann kontra Nübel - im DFB-Team geht der Konkurrenzkampf nun weiter. Nagelsmann hat sich schon vorab darauf festgelegt, dass Baumann das erste Spiel bestreiten soll. "Sehr gut fühlt sich das an", sagte die Nummer drei bei der zurückliegenden Heim-EM dazu: "Ich bin sehr happy, sehr dankbar. Ich freue mich drauf."
Nübel muss hoffen, womöglich gegen Holland debütieren zu dürfen. "Ich freue mich auf die Tage, es wird wieder cool", sagte er.
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